Die Eifel ist nicht gewalttätig Ralf Kramp amüsiert bei Lesung in Bad Breisig

BAD BREISIG · Ralf Kramp amüsiert mit aberwitzigen Krimis und Gedichten bei seiner Lesung in Bad Breisig. Oft höre er von Leuten, die Filme wie „Mord mit Aussicht“ guckten, die Eifel sei so gefährlich. „Aber wir sind nicht gewalttätig“, beteuert Kramp.

Im Vorjahr kamen sie zu zweit, Ralf Kramp und Marie-Luise Marjan. „Wie die sich die Bälle zugespielt haben – einmalig!“, erinnert sich eine Besucherin kurz vor „Im wahrsten Sinne des Mordes“, Kramps Solo-Auftritt auf der Breisiger Kulturbühne. Den lässt sie sich natürlich auch nicht entgehen.

Marjan, alias Mutter Beimer, war ohnehin nicht abkömmlich: „Sie ist ja in Trauer“, entschuldigte der Erfolgsautor die Schauspielerin, deren Ex-Gatte Hans aus der „Lindenstraße“ erst kürzlich den Serientod starb. Zuviel Mitgefühl vor vollen Reihen wäre allerdings fehl am Platz, hat Kramp doch nun die nicht wenigen Toten seiner eigenen mitgebrachten skurril-heiteren Kurzkrimis aufzubieten.

Er zeigte im Gedicht gleich an, wo es lang geht mit dem schwarzen Humor: „Ich suche schon ein Jahr genau nach dem Mörder meiner Frau, das ist nicht zum Lachen, keiner will es machen.“ Jawohl, Haken schlagen, das kann er. Dem Zuhörer vertrauliche Zwischentöne unterzujubeln, ihn ins unverfängliche Beschreibungsgestrüpp locken, ihn mit erzählerischem Plauderton festhalten wie Vogelfänger mit Leimruten ihre Beute, das versteht Kramp vorzüglich, um schließlich ein überraschendes Ende zu präsentieren.

Leute haben Eigenheiten

Oft höre er von Leuten, die Filme wie „Mord mit Aussicht“ guckten, die Eifel sei so gefährlich. „Aber wir sind nicht gewalttätig“, beteuert er. Zugegeben, einige Typen in „Friede, Freude, Flaschenbierchen“ haben Eigenheiten. Trimborns Hubert kann schon mal ausrasten, auch Strunks Heinz-Georg, Waffennarr, Schleussers Horst nicht, dafür ist er verschlagen. Aber Ortsbürgermeister Zingsheims Tünn, passionierter Jäger, glättet, um Deeskalation bemüht, stets die Wogen. „Eiskalt der Kerl“, indes anders als gedacht. Hat er doch bei einem Konflikt den unschuldigen Horst als Wurzel des Übels ausgemacht und ihn treffsicher mit der Flinte umgelegt. Klappt doch, die Sache mit dem Frieden im Dorf und darauf – Prost – ein Bierchen mit den Kontrahenten Hubert und Hans Georg.

Geht es noch schwärzer? Um dem nachzukommen, servierte Kramp sein Gedicht „Picknick im Herbst“. Vegetarisch sollte es sein. Nur den lieben Tieren hatte er Fleischbröckchen mitgebracht: „Der Igel schmatzt, der Dachs ist auch nicht pingelig, sie alle schlingen froh und munter ein Stückchen Schwiegermutter runter.“

Auf andere Art den Tod am Gaumen hatte ein Herr Schirmeyer. Zu dumm auch, dass geschenkte Pralinen so gerne auf Wanderschaft gehen. Nur diesem Umstand verdankte er, dass von ihm manipulierte Leckereien für seine sehr kranke und sehr reiche Tante Gisela, über viele Stationen unberührt, zuletzt ausgerechnet in seinem Mund ihre giftige Wirkung entfalteten.

Prächtig unterhaltenes Publikum

Geradezu erfrischend mörderisch folgte ein Dialog aus mit „H“ anlautenden Wörtern. Entzückend die erzwungen knappen Äußerungen zweier Damen wie „Hatte Hackbraten“, „Hach herrlich!“, „Heuchlerin!“ Dann spitzt sich die Lage zu mit „Hab hinreichend Hass.“ – „Heinz?“– „Hängt hinterm Haus.“ – „Hin?“– „Hoffentlich“. Einen Thermomix mit sozialem Gefahrenpotenzial brachte der krimiverrückte Erfolgsautor ebenso in seiner Lesung unter wie eine Waffe, die ein Mörder dringend an der Steinbachtalsperre loswerden will, wo sich plötzlich viele Leute tummeln.

Sehr gut kam beim prächtig unterhaltenen Publikum auch seine umwerfend komische Erzählung „Kittelschürzenkarate“ an. Da sorgen Traudel, Hildchen und Hubertine für Gerechtigkeit. Seit die Seniorinnen sich in einen VHS-Kursus für Selbstverteidigung verirrt haben, schießt ihnen Adrenalin ins Blut, wenn sie Zeuge dummer Sprüche oder von Schlimmerem werden. Deshalb erwartet Brutalo Scirocco, der seiner Ex, der Tina, mit dem Schlagring auflauert, nichts Geringeres als sein Ende von den alten, aber wehrhaften Frauen.

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