Swist-Serie - Teil 1 Quellgebiet in Kalenborn ist ein Naturschutzgebiet

Kalenborn · Aus einem unscheinbaren Hahn, der aus einer aus Natursteinen errichteten Mauer ragt, plätschert das kühle, scheinbar glasklare Nass, um gleich wieder zwischen aufgeschichteten Steinen ins Erdreich zu versickern.

Die Aufschrift auf einer gusseisernen Platte verrät: Bei dem unablässig aus der Wand sprudelnden Wasserstrahl handelt es sich um die Swistbachquelle. Mitten in Kalenborn im Landkreis Ahrweiler entspringt sie, die Swist, die auch als Swistbach bezeichnet und nicht selten einfach nur "der Bach" genannt wird. Was eher als Bächlein beginnt, gilt mit einer Lauflänge von 43,6 Kilometern als längster Bachlauf Europas.

Als in Kalenborn die "Swistbachquelle" hergerichtet wurde, hat man allerdings ein klein wenig geflunkert. Denn genau genommen ist die sogenannte Quelle gar keine. Der Swistbach entspringt tatsächlich auf dem Grund und Boden des beschaulichen im Ahrgebirge gelegenen Örtchens.

"Dabei handelt es sich um ein Quellgebiet, das sich zwischen Kalenborn und Hilberath befindet", weiß Alfred Pohl, Chef des Kreisverbandes des Naturschutzbundes (Nabu) Ahrweiler. Kaum hat man auf der L 78 den Ort verlassen, fällt der Blick unweigerlich auf die sogenannte Swistbachursprungsmulde. Dort fließen - meist unterirdisch - sechs bis sieben Quellen zum Swistbach zusammen.

Vom 330 Meter über dem Meeresspiegel befindlichen Kalenborn aus bahnt sich der Bach bei mittlerem Gefälle seinen Weg zunächst bis Vettelhoven. Erst am südlichen Ausläufer des Altendorfer Waldes erscheint die Swist jedoch zum ersten Mal als Bach. Denn bei Ersdorf vereinigt sich das aus dem Quellgebiet kommende Bächlein mit einem aus Richtung des Waldes "heranrauschenden" Wasserarm.

Anschließend fließt das nun bereits zu stattlicher Größe angewachsene Gewässer durch die Voreifel entlang der Ville durch Meckenheim, Flerzheim, Morenhoven, Dünstekoven, Heimerzheim und Metternich, bevor es zwischen Weilerswist und Bliesheim in die Erft mündet.

Das aus Feuchtwiesen, Wirtschaftsgrünland, Großseggengesellschaften, Wiesenknopf-Silgenwiesen, Quell-Flachmooren, uralten Eichen, Buchenwäldern und mäandrierenden Bachabschnitten bestehende Quellgebiet des Swistbaches ist zudem von großer ökologischer Bedeutung, so dass die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz das heute 87 Hektar umfassende Areal vor gut 13 Jahren als Naturschutzgebiet "Quellgebiet Swistbach" ausgewiesen hat.

"Die dortigen Feucht- und Nasswiesen sowie das Flachmoor beheimaten seltene und stark gefährdete Tiere und Pflanzen", erklärt Manfred Braun, Naturschutzreferent der SGD Nord und Vorstandsmitglied der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Letztere hat das Naturschutzgebiet gar zu einem ihrer Förderschwerpunkte erklärt.

Ein vom Ahrweiler Nabu in Auftrag gegebenes ökologisches Gutachten weist 294 Pflanzenarten nach, davon 19 seltene oder gefährdete Arten wie der Fieberklee, Orchideenarten wie das Breitblättrige Knabenkraut und die Violette Stendelwurz, das Schmalblättrige Wollgras, das Gewöhnliche Kreuzblümchen und der Heil-Ziest.

"Bestandserhebungen über die Vögel, Reptilien, Amphibien und Insekten sind noch nicht vollständig, aber es konnten auch bei diesen Tieren seltene Arten nachgewiesen werden, wie die bundesweit gefährdeten Zikaden", führt Pohl aus. Zu den stark gefährdeten Sing- und Watvogelarten, die das Gebiet als Brut- und Nahrungsrevier nutzten, zähle etwa das Schwarzkehlchen.

Aber auch Klein- und Mittelspecht seien dort anzutreffen. Darüber hinaus biete das Naturschutzgebiet ideale Lebensbedingungen für den Grasfrosch, die Bergeidechse, die Ringelnatter und die Erdkröte, die mit elf Zentimetern zu den größten in Deutschland vorkommenden Amphibienarten zählt.

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