Missbrauchsvorwürfe Papst bestraft bei Koblenz lebenden Geistlichen

Rom/Koblenz · Der Papst räumt weiter in der katholischen Kirche auf: Auf die Entlassung des Erzbischofs von Washington folgt die Bestrafung von zwei chilenischen Geistlichen. Einer von ihnen soll sich in Deutschland schuldig gemacht haben.

Papst Franziskus zieht im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche weitere Konsequenzen. Wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ergriff das katholische Kirchenoberhaupt gegen zwei chilenische Geistliche eine der härtesten Maßnahmen überhaupt: Der emeritierte und in Rheinland-Pfalz lebende Erzbischof von La Serena, Francisco José Cox Huneeus, und der frühere Bischof von Iquique, Marco Antonio Órdenes Fernández, wurden in den Laienstand versetzt, wie der Vatikan am Samstag mitteilte.

Die „schmerzhafte Wunde des Missbrauchs von Minderjährigen“ sei auch Thema im Gespräch mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera gewesen, den Franziskus am Samstag zu einer Audienz empfing.

Cox Huneeus, der inzwischen 84 Jahre alt ist und seinen Ruhestand am Rhein in der Priestergemeinschaft Schönstatt-Patres verbringt, sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er sich 2004 in Vallendar bei Koblenz an einem zur Tatzeit 17-Jährigen vergangen haben soll. Die Glaubenskongregation des Vatikans hatte deswegen eine Untersuchung eingeleitet. 1997 war Cox Huneeus überraschend als Erzbischof zurückgetreten, nachdem es erste Verdachtsmomente gegen ihn gab. Seit 2002 lebt er in Deutschland.

Der frühere Erzbischof soll nach Angaben der Schönstatt-Patres weiter Mitglied bleiben: „Die Kongregation hat uns ausdrücklich gebeten, Francisco José Cox in der Obhut unserer Gemeinschaft zu behalten“, teilte die Priestergemeinschaft mit. Man nehme die Nachricht mit großer Scham auf wegen der Verletzungen der Opfer. „Wir sind solidarisch mit ihnen und ihrem tiefen Leiden.“

Die Staatsanwaltschaft Koblenz hatte die Aufnahme von Ermittlungen abgelehnt, weil das geschilderte Verhalten nach ihren Angaben zur Tatzeit 2004 keinen Straftatbestand erfüllte. Bis 2008 war allein der Missbrauch von Jugendlichen unter 16 Jahre strafbar.

Der Leiter der Schönstatt-Gemeinschaft, Juan Pablo Catoggio, hatte erklärt, dass es bereits in der Zeit in Chile Hinweise auf „unangemessenes“ Verhalten im Umgang mit Jugendlichen“ gegeben habe. Auf Wunsch der Bischofsversammlung in Rom wurde der Geistliche daraufhin im Zentralhaus der Schönstatt Patres in Vallendar (Kreis Mayen-Koblenz) aufgenommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort