Weihbischof Jörg Michael Peters segnet Grablege Neue Ruhestätte für Mumie in der Kirche Sankt Peter Sinzig

SINZIG · Der „Heilige Vogt“ hat eine neue Ruhestätte für die Ewigkeit. Die Grablege der Mumie in Sankt Peter, den die Sinziger auch „Leddemännche“ nennen, wurde am Sonntag in einer Pontifikalvesper von Weihbischof Jörg Michael Peters eingesegnet.

 Einsegnung: Der „Heilige Vogt“ hat in der Kirche Sankt Peter jetzt eine neue Grablege.

Einsegnung: Der „Heilige Vogt“ hat in der Kirche Sankt Peter jetzt eine neue Grablege.

Foto: Martin Gausmann

Mit der Einsegnung ging eine mehr als fünf Jahre andauernde Beratung zu Ende. Dabei gab es durchaus mehr als künstlerische Differenzen zwischen Bistum, Pfarrgemeinde und Kirchbauverein. Ungezählte Ortstermine hat es gedauert, bis ein Entwurf für die letzte Ruhestätte der sterblichen Überreste von Johannes Wilhelm von Holbach, in Sinzig auch als „Vogt von Sinzig“ bekannt, gefunden werden konnte.

Von französischen Revolutionstruppen entführt

Seit einigen Wochen wurde an der eingehausten Baustelle in der Sinziger Pfarrkirche gearbeitet und der Entwurf von Bistumsarchitekt Thomas von der Stein umgesetzt. Nachdem der mumifizierte Körper umgebettet wurde, konnte auch die künstlerisch gestaltete Abdeckung auf den gläsernen Deckel des Sarkophags aufgebracht werden.

Die Identität der Mumie hat der Vorsitzende des Kirchbauvereins Stefan Pauly bereits vor geraumer Zeit nachgewiesen. Es handelt sich um die sterblichen Überreste von Johannes Wilhelm von Holbach, der bis ins Jahr 1691 jülich-klevischer Amtsvogt in Sinzig war.

Viele Legenden ranken sich um die Mumie, bei der auch eine gewisse rheinische Dualität deutlich wird. Denn in der Bezeichnung „Heiliger Vogt“ wird eine Art Heiligsprechung durch das Volk klar. Die Bezeichnung „Ledermännchen“ steht für allerlei Schabernack, der in vergangenen Jahrhunderten mit der Mumie getrieben wurde. Die Mumie hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Denn im Jahr 1797 wurde sie von französischen Revolutionstruppen nach Paris entführt und kehrte im Triumphzug im Jahr 1815 nach Sinzig zurück.

Allein in den vergangenen 50 Jahren wurde der unverweste Leichnam dreimal innerhalb von Sankt Peter umgebettet. Im Jahr 2013 hatten sich der Pfarrverwaltungsrat, der Pfarrgemeinderat und der Kirchbauverein auf eine Beisetzung innerhalb von Sankt Peter geeinigt, wobei das „Ledermännchen“ für die Sinziger auch weiterhin in großen Teilen sichtbar bleiben sollte. Seit dieser Zeit lagen die Sinziger und das Generalvikariat des Bistums aber auch im Clinch.

Grablegung zur 750-Jahrfeier der Stadt Sinzig

Denn nach Kirchenrecht darf Johannes Wilhelm von Holbach, so groß seine gesellschaftliche Reputation zu Lebzeiten auch gewesen ist, gar nicht im Gotteshaus beigesetzt werden. Dies wäre allein kirchlichen Würdenträgern vorbehalten. Das Bistum stimmte aber letztlich zu. Denn immerhin liegt das Versprechen von Dr. Christian Vetter, der bis 1662 in Sinzig Priester war, an Holbach schriftlich vor, in Sankt Peter beigesetzt zu werden. Und der Vogt „wohnt“ ja seit 1815 ununterbrochen in der Pfarrkirche, was auch ein gewisses Gewohnheitsrecht beinhaltet.

Wie angestrebt, klappte es mit der Grablegung im Jahr 2017 zur 750-Jahrfeier der Stadt Sinzig. Die Grablege und vor alle ihre künstlerische gestaltete Metallauflage, die „Dat Leddemännche“ doch schon etwas ins Verborgene rückt, werden aber wohl noch für Diskussionen sorgen.

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