Verzällches-Owend in Dernau Mundartabend begeistert Publikum

Dernauer Geschichten aus alter Zeit, vorgetragen in Dernauer Platt und bei Dernauer Wein. Bei der dritten Auflage des Verzällches-Owends fühlten sich die Veranstalter, Ingrid Näkel Surges, die den Abend auch moderierte, und Ex-Bürgermeister Manfred Wolff, von den Besuchern "nahezu überrollt".

Im Dorfgemeinschafssaal war kein Stuhl unbesetzt, und mit den alten Geschichten, der vertrauten Mundart und einem Glas Wein erreichte die Stimmung immer wieder neue Höhepunkte.

Vor allem Vertreter der älteren Generation waren gekommen und erinnerten sich lachend an das einfache Leben, wie sie es etwa vor dem Bau von Wasserleitung, Kanal und Straßen selbst erlebt hatten. Jüngere Teilnehmer hörten interessiert zu, schüttelten den Kopf und mögen gestaunt haben über die ihnen fremden Zustände. Und da die Vorträge in schöne Reime gegossen und oft von Walter Kreuzberg mit der Gitarre begleitet wurden, deckte sich ein verklärender Mantel über die Berichte von dem tatsächlich harten Leben auf dem Lande.

Etwa, wenn Walter Kreuzberg und Walter Trarbach das Ausbringen der Fäkalien aus den Sickergruben auf die eigenen Felder besangen, wobei Kreuzberg die Gitarrensaiten anschlug und Trarbach eine originale Pohlschepp (Jauchekelle) schwang. Das samstägliche Baden in der Zinkwanne, die als verbeultes Exemplar ebenfalls in Erscheinung trat, feierte Irmgard Berzen in ihrem äußerst humorvollen Vortrag. Der erstreckte sich vom Wasser holen aus dem Brunnen über das Erhitzen auf dem Herd bis zum abschrubben der Großfamilie, drei Generationen, in einer Bütt, einem Wasser, die Kinder zuerst, dann hinter vorgespanntem Tuch die Erwachsenen. Bis hin zum Opa, der in der Brühe am Ende noch seinen Bart von Suppenresten befreite.

Es ging um den Kondejade (Kindergarten), in dem Geld für Bastelmaterial gebraucht wurde, das dann in der Familienkasse fürs Brot fehlte, vorgetragen von Marlies Vilz. Es ging um "Zigeuner", die zwischen den Dörfern lagerten und nicht in die Häuser gelassen werden sollten (Franz Kreuzberg), es ging um die Nutzung von Zeitungspapier auf der Toilette. Das musste für den neuen Zweck erst einmal geschmeidig gemacht werden. Freilich ging es auch um den Rebensaft, der an der Ahr bei aller Armut stets eine herausragende Rolle gespielt hat. Über die Geschichte des Weinbaus berichteten Weinkönigin Evelyn Creuzberg und ihre Prinzessinnen Jana Großgarten und Tanja Kreuzberg. Und am Ende durften Freiwillige aus dem Publikum auf die Bühne und ans Mikrofon, um ein paar Witzchen vorzutragen, bevor Walter Kreuzberg auf seiner Gitarre Lieder zum Mitsingen anstimmte.

Verloren sind die Verzällches mit dem Abend nicht. Profi Andre Weber hat sie mitgeschnitten und wird sie auf DVD festhalten, wie bei den früheren Abenden. Erwerben kann man die DVD etwa in der Dagernova-Vinothek, im Gemeindebüro oder beim Martinsmarkt.

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