Weinlese an der Ahr Mittelmäßige Menge, gute Qualität

RECH · Der für die Ahr typische Spätburgunder ist weitestgehend gelesen. Die Winzer erwarten kräftige, dunkle Rotweine vom Jahrgang 2016. Zum Glück blieb die Kirschessigfliege ob des Klimas als Schädling chancenlos. Mit dem Riesling kommt nun noch die letzte Rebsorte vom Stock.

 45 Kilogramm Spätburgunder-Trauben auf dem Rücken schleppt Peter Schenk zur Sammelstelle.

45 Kilogramm Spätburgunder-Trauben auf dem Rücken schleppt Peter Schenk zur Sammelstelle.

Foto: Gausmann

Bilder wie gemalt am Recher Herrenberg, wo die Rebstöcke in ihren Drahtanlagen stramm Spalier stehen. Das Laub zeigt sich trotz des Herbstes noch dunkelgrün, darunter, in der Traubenzone, locken die reifen Früchte kräftig blau. Trotz des Frühnebels haben sich die Helfer des Recher Weinguts Adolf Schreiner an die Arbeit gemacht. „Es ist der letzte Tag unserer Spätburgunderlese“, sagt Winzer Addi Schreiner, der das 1902 gegründete Familienweingut in vierter Generation führt. Spätburgunder ist die Hauptrebsorte und ein Aushängeschild des Anbaugebiets Ahr.

Mit der Kiepe auf dem Rücken stapft Sohn Simon den Steilhang hoch und leert seine 25 Kilo Trauben in die Bütte auf dem Hänger. Peter Schenk dagegen schafft den Aufstieg mit 45 Kilo auf dem Buckel, stöhnt kurz, „o Gott“, schüttet seine Fracht obendrauf und macht sich schnell wieder an den Abstieg. Hilfe bei der Weinlese bleibt der amtierenden Weinprinzessin Sophie Schreiner nicht erspart. Sie schneidet weiter unten unermüdlich die reifen Früchte ab. Familienmitglieder, Freunde, polnische Helfer packen an diesem trüben Morgen an.

Der Recher Herrenberg gehört zu den besten Weinlagen der Ahr. Wie auch der Neuenahrer Sonnenberg, an dem Schreiner ebenfalls Parzellen besitzt und in diesem Herbst schon Spätburgunder mit bis zu 100 Grad Öchsle gelesen hat – Auslesequalität. In Rech dagegen ist es kühler, geerntet wird später. Schreiner schätzt die Öchslezahlen in dieser Lage auf Mitte 80. Die Reihen nebenan hat er mit 91 Grad Öchsle schon früher gelesen.

Es sind die „Alten Reben“, Nachkommen einer Spätburgundersorte, die ursprünglich überall an der Ahr gestanden hat, dann aber ertragreicheren Sorten weichen musste. „Früher fuhren die Winzer nach Niederkastenholz bei Euskirchen, wo an der Burg einige Weinstöcke standen. Von dort sammelten sie den Rebschnitt und setzten ihn als Stecklinge in ihre Wingerte“, berichtet Schreiner. So erhielt der ursprüngliche Spätburgunder der Ahr seinen Namen: Kaaste.

„Es sind kleinbeerige Trauben, die viel Geschmack bringen“, beschreibt der Winzer die Besonderheit. Im Gegensatz zu den modernen Klonen nebenan bildet der Kaaste allerdings dichte Trauben, die anfälliger für Fäulnis sind. Daher müssen sie früh vom Stock.

Dass der Zeitpunkt für die Spätburgunder-Lese in diesem Jahr besonders spät sei, will Schreiner nicht bestätigen. Es komme immer auf das Wetter an, sagt er. „Ich bin angenehm überrascht nach dem schlechten Sommer. Mitte August hätte ich nicht mit einer so positiven Entwicklung gerechnet.“ Vor allem der heiße und trockene September sei dem Wein zugute gekommen. Ansätze von Fäulnis und Hagelschlag seien einfach eingetrocknet. Die asiatische Kirschessigfliege habe ob der Hitze und Trockenheit ihre Aktivitäten eingestellt und so den Trauben nicht schaden können. Mengenmäßig liegt der 2016er Jahrgang bei Schreiner im Durchschnitt.

Mit dem Traktor bringt der Winzer die vollen Wannen aus dem Weinberg ins Weingut zum Pressen. Danach gärt der Rotwein auf der Maische, wobei er seine kräftige Farbe erhält. In alten Holzfässern wird der Reifeprozess fortgesetzt. In einem kleineren Keller sind eine Reihe Barriques gestapelt. Für die Weißweine, Riesling und Rivaner, sowie für den Blanc-de-Noir-Ausbau stehen Edelstahlfässer bereit. Die werden in wenigen Tagen gebraucht, wenn mit dem Riesling die letzte Rebsorte vom Stock kommt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort