Junges Paar auf Weltreise Mit dem Motorrad von Sinzig nach "Down Under"

Sinzig · 18 Länder durchquert, 40.000 Kilometer hinter sich gelassen, bis nach Australien auf zwei Rädern: Mit einem in Sinzig ausgerüsteten Motorrad hat ein junges Paar eine Weltreise gewagt.

 Die Globetrotter (von links) Susanne Keuler, Melli Maguhn, Matze Ruffig und Sven Cremer

Die Globetrotter (von links) Susanne Keuler, Melli Maguhn, Matze Ruffig und Sven Cremer

Foto: Martin Gausmann

Mehr als 40.000 Kilometer bis ans andere Ende der Welt hat er hinter sich. Kein Wunder, dass das an „Gregor“ Spuren hinterlassen hat. Neben ein paar zu vernachlässigenden Schrammen weist der linke Sturzbügel eine ordentliche Kerbe auf, das Drosselklappen-potentiometer ist geklebt, und eine Halterung am Getriebegehäuse mit einem Spanngurt gesichert.

Dafür ziert seinen Tank eine gewebte bunte Satteldecke, die auch als zusätzliche Stautasche dient. „Die haben wir auf einem iranischen Basar gekauft, sonst ist es ja auch mit Souvenirs eher schwierig, wenn man mit einem Motorrad unterwegs ist“, sagen Melanie „Melli“ Maguhn und Matthias „Matze“ Ruffig. Denn „Gregor“ ist ihr Motorrad.

Die BMW R 1100 GS, Baujahr 1998 mit 1100 Kubikzentimetern Hubraum und 80 PS, ist benannt nach einem Charakter aus der Fantasy-Serie „Game of Thrones“. „Er steht für Größe und Stärke und keiner kann ihm was anhaben“, erklären der 29-jährige Kradfahrer und seine 31-jährige Sozia in Sinzig. Da, wo sie vor einem Jahr auf ihre Tour durch 18 Länder bis nach „Down Under“ gestartet sind.

Bald geht es zurück an den Schreibtisch zur Arbeit

Anlass ist das Biker-Frühstück bei der Firma Wunderlich. Der Motorradzulieferer hat das Vorhaben unterstützt und „Gregor“ vorab mit fernreisetauglichen Komponenten ausgerüstet, die auch bei langen Fahrten auf unwegsamem Gelände und in diversen Klimazonen standhalten: Unter anderem eine Sitzbank, ein auch gegen Steinschlag schützendes Windschild und Zylinderprotektoren sowie speziellen Schutz für die Stoßdämpfer und Stauraum in Form verschiedener Gepäcklösungen.

Seit einem Monat ist das Paar wieder zurück. „Mental sind wir aber noch nicht so ganz angekommen“, sagt Maguhn, die diese Woche wieder ihren Job bei einer Versicherung aufnimmt. Und Ruffig erzählt, dass er als Koch viele Rezepte von der Reise mitgebracht hat und immer noch manche Reiseerlebnisse nachts im Traum verarbeitet.

Georgien und Armenien, die Türkei, den Iran, Pakistan, Indien, Nepal, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Malaysia und Indonesien haben die beiden Globetrotter unter anderem bereist, und am Ende einige Monate in Australien verbracht, bevor es für sie mit dem Flugzeug und für „Gregor“ mit dem Schiff wieder heimwärts ging. Und die beiden Saarländer hatten bei ihrem Besuch in Sinzig jede Menge Anekdoten und Tipps für andere Kradfahrer parat.

Nordpakistan, Nepal und Australien

Sie haben gelernt, wie man die mit Gepäck 350 Kilogramm schwere Maschine mittels „Monkey grip“ zur Not auch alleine wieder aufrichtet, sind durch Sandstürme gefahren, durch enge Felsschluchten und durch Flüsse, an Gletschern vorbei und bis auf fast 5000 Meter Höhe.

Land und Leute in Nepal, Australien und Nordpakistan haben es ihnen besonders angetan. Obwohl sie in Pakistan streckenweise von Polizisten einer Anti-Terroreinheit mit Kalaschnikows begleitet wurden, währenddessen auf einer Ölspur ausrutschten und stürzten und Besuch von einem unheimlich wirkenden Geheimdienstler auf ihrem Zimmer hatten. Im Iran hat Maguhn eine Lösung auf die Frage gefunden, wie das für Frauen obligatorische Kopftuch und der Motorradhelm „unter einen Hut“ zu kriegen sind, zumal Frauen dort nicht Motorrad fahren.

Und in Australien haben ihnen zwei Aborigines geholfen und sie zu sich eingeladen, als unter anderem die Batterie des Motorrads kaputt war.

Wo es ging, hat das Paar im Zelt übernachtet und entlegenere Regionen in den Bergen oder im Dschungel angesteuert, statt sich durch überfüllte und verkehrstechnisch herausfordernde Großstädte zu manövrieren. Auch der Kontakt mit der Bevölkerung war ihnen sehr wichtig und hat sie gelehrt: „Je ärmer, desto gastfreundlicher und hilfsbereiter sind die Menschen gewesen und haben das, was sie besitzen, mit uns geteilt.“

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