Neues Bauwerk für den Tourismus im Ahrtal Millimeterarbeit in Rekordtempo

RECH · Die Alu-Konstruktion über die Bahn in Rech kam in der Nacht zum Donnerstag. In vier Wochen ist die Verbindung zum Rotweinwanderweg fertig.

Um 0.20 Uhr verließ in der Nacht zum Donnerstag der letzte Zug den Bahnhof Rech in Richtung Kreuzberg. Um 0.30 Uhr gab die Bahn grünes Licht und die Arbeiten für die neue Brücke über die Gleise am Recher Bahnhof in Richtung Rotweinwanderweg konnten beginnen. Punkt 1.05 Uhr lag die 4,8 Tonnen schwere Konstruktion in ihren Widerlagern. Die Halteseile des Schwerlastkrans wurden um 1.30 Uhr gelöst und nur fünf Minuten später fielen die ersten Regentropfen. Doch alles schön von vorn.

Die alte Brücke am Herrenberg, die noch im Kaiserreich gebaut worden war, hatte sich vor mehr als zwei Jahren als nicht mehr vertrauenswürdig erwiesen. "Fast täglich fallen Betonbrocken aus dem Bauwerk", berichtete damals Ortsbürgermeister Hans-Dieter Kutscher. Gutachter sahen eine Sanierung als nicht sinnvoll an, der Recher Gemeinderat votierte für einen Neubau mit einer Konstruktion aus Aluminium.

Was dann beim Abriss der alten Brücke im vergangenen Jahr zutage kam, berichtete Planer und Diplom Ingenieur Hermann Terporten aus Ahrweiler dem General-Anzeiger in der Nacht zum Donnerstag an der Brückenbaustelle: "Die Widerlager waren nicht moniert, da waren nur ein paar alte Eisenbahnschienen im Beton verbaut. Da war nichts mehr von zu gebrauchen." Konsequenz: Neben der alten Brücke musste auch der komplette Unterbau abgerissen werden und neue Widerlager auf beiden Seiten der Bahnlinie errichtet werden.

Manfred Großgarten vom Bauamt der Verbandsgemeinde Altenahr: "Da das alte Bauwerk auch dazu diente, das Niederschlagswasser aus den Weinbergen abzuleiten, musste in der Planung auch die Vorflut sichergestellt werden." Da die neue Brücke jedoch keine Oberflächenableitung des Niederschlagswassers zulasse, sei in der Straße Herrenberg eine neue Abwasserleitung herzustellen. Dafür wurden unter der Brücke, die am Mittwochmorgen per Schwertransport vom Bodensee eingetroffen war, in Rech zwei 30 Zentimeter starke Rohrleitungen angebracht. "Mit dem neuen Unterbau wurde zudem oberhalb der neuen Brücke am Rotweinwanderweg ein Auffangbecken errichtet, um bei starken Niederschlägen abfließende Geröll- und Schlammmassen aufzufangen", ergänzte Terporten.

Eine Fachwerk-Trogbrücke aus Aluminium sollte es sein, hatte der Recher Rat entschieden. Der Auftrag ging an die Glück GmbH in Engen in der Nähe des Bodensees. Eine Firma, die nach eigenen Angaben Marktführer bei Alu-Brücken ist und diese seit 2002 herstellt. "Alu sollte es deshalb sein", so Manfred Großgarten, "weil das Material langlebig und wartungsfreundlich ist." Zudem habe es so die Möglichkeit gegeben, die Brücke als Fertigteil anzuliefern und einzuheben. "Ein Zusammenbau vor Ort hätte zu langwierigen Streckensperrungen der Bahn inklusive der Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs und der Sperrung des Radweges geführt", so der Bauamtsleiter.

Schon vor dem Einheben war den Spätheimkehrern oder Frühaufstehern, die sich die Montage durch Monteure der Firma Glück und Mitarbeiter der Tiefbaufirma Anton Müller aus Schalkenbach nicht entgehen lassen wollten, klar: "Die Farbe passt." Denn zum Rotweinwanderweg gehört eben Burgunderrot.

Die neue Herrenbergbrücke hat eine Spannweite von rund 20 Metern und ist 2,50 Meter breit. Sie soll nur von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. "Doch das wird noch etwa vier Wochen dauern. Dann liegen die neuen Rohre für das Wasser aus den Wingerten bis zur Ahr und die Straße hat ihr Kopfsteinpflaster wieder", erklärte Terporten als das letzte Halteseil gelöst wurde.

Nach Angaben aus dem Altenahrer Rathaus belaufen sich die Gesamtkosten für das Bauwerk auf rund 587000 Euro. Anzusetzen seien davon 307000 Euro für die Brücke sowie 154000 Euro für den Kanalbau und das Schlammfangbecken. Der Rest verteile sich auf Gutachten, Gebühren der Bahn, Schienenersatzverkehr während der Streckensperrung beim Abriss und Ingenieurleistungen.

Zurück zum Regen, der punkt 1.35 Uhr einsetzte. Zuschauer und Verantwortliche traten den Rückzug an. Noch ein paar Absperrarbeiten und das Flutlicht von Lichtmast und Kran ging aus. "Wir machen Freitag weiter", sagte Terporten. "Aber zügig." Dem ersten Zug um 5.15 Uhr am Donnerstagmorgen in Richtung Ahrweiler stand nichts mehr im Weg.

Die neue Brücke, wenn auch noch nicht passierbar, dürfte am Wochenende jedenfalls Furore machen. Denn dann finden die gemeinsamen "Kulinarischen Rebenwandertage" von Altenahr, Mayschoß und Rech statt. Da geht's für die Teilnehmer aus nah und fern über den Rotweinwanderweg genau an dem neuen Bauwerk vorbei.

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