Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ Landesjury nimmt Rech unter der Lupe

RECH · Die Jury des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ war am Mittwoch nach Rech gereist, um das Dorf an der Ahr für etwa zwei Stunden genau unter die Lupe zu nehmen. Rech hatte im Gebietsentscheid in der Sonderklasse Platz fünf erreicht.

Rech mag die Gegensätze. „Der kleine Ort mit den großen Weinen.“ Oder: „Kleine Gässchen, große Ausblicke“ und „Tradition trifft Moderne“. Ist die Dorfgemeinschaft mit 580 Einwohnern recht überschaubar, so leistet sie gemeinschaftlich Großes und verköstigt allein beim Weinfest im September oder beim Lucia-Markt im Dezember Tausende von Besuchern. Dass die Weinbaugemeinde mit der ältesten Brücke im Ahrtal und Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert nach vorne blickt und vielen jungen Familien eine Perspektive bietet, das vermittelte am Mittwoch eine Abordnung um Ortsbürgermeister Hans Dieter Kutscher eindrucksvoll Gästen aus Mainz.

Die sechsköpfige Jury des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ war mit Franz Kattler, Referatsleiter „Dorferneuerung“ im Innenministerium, angereist, um das Dorf, das Platz fünf in der Sonderklasse im Gebietsentscheid erreicht hatte und das einen Antrag auf Schwerpunktanerkennung und Dorfmoderation gestellt hat, in zwei Stunden unter die Lupe zu nehmen. So galt es nach der Begrüßung im Bürgerhaus, der auch Verbandsbürgermeister Achim Haag, Kreisbeigeordneter Fritz Langenhorst, Weinkönigin Jessica Großgarten und Angelika Petrat als Dorferneuerungs-Expertin des Kreises beiwohnten, mit den Pfunden zu wuchern.

Winzer Adolf Schreiner schnappte sich Juror Jürgen Köstel, damit dieser unter dem Aspekt „Das Dorf in der Landschaft“ im Wortsinne einen Blick von oben auf Rech werfen konnte. Köstel war am Ende vom Dreiklang „Wein, Wald, Fels“ sehr beeindruckt, möchte bröckelnde Trockenmauern erhalten sehen und bat darum, die Weiden an der Ahr zu schneiden und dem Bereich zwischen Fluss und Friedhof noch mehr Grün zu verpassen.

Spielplatz ist das Vorzeigeobjekt

Derweil überquerte die Kommission die Nepomukbrücke, schaute sich den Wohnmobilparkplatz an, hielt kurz am stilvoll renovierten Gasthaus „Ahrblume“ und erhielt „en passant“ viel Input: 17 000 Übernachtungen pro Jahr, zwölf selbstständige Winzer, schnelles Internet. Nach dem Besuch des Weingutes Jean Stodden, das mit seiner schieferverkleideten Vinothek einen Hingucker geschaffen und auch dort wieder Alt und Neu harmonisch miteinander verbunden hat, ging es zum Bahnhof. „Von begrenzter Faszination“, warf Kattler ein, doch immerhin ist die rote Herrenbergbrücke saniert, die Bahn hat den Vollausbau endlich für 2019 zugesagt.

Vorzeigeprojekt, weil ein Höchstmaß an Kreativität und Eigeninitiative umgesetzt wurde: Der Spielplatz, der ein Gemeinschaftswerk von drei Generationen ist. Die Neugestaltung des Bolzplatzes soll nun folgen. Vorbei an Sankt Luzia ging's die Bärenbachstraße hoch. „Hier geht noch was. Kostengünstig und werbewirksam ist das Pflanzen von Reben. Lassen Sie die Weinblätter die Fassaden runterwachsen. Die Touristen, die die Trauben probieren können, danken es Ihnen“, regte Kattler an.

Das, was nicht nur beim Lucia Markt Rech ausmacht, sind die liebevoll gestalteten Innenhöfe. Bei Gerhard Schreier bilden Porsche-Schlepper die Hingucker. Auch das „Wilde Bauernlädchen“ von Markus Bitzen sorgt für ein Alleinstellungsmerkmal. Top-Beispiele für private Dorferneuerung: Das Haus von Heinz-Günther Görres aus dem Jahr 1765, dessen Schwiegertochter Angelika die Konzeption und Präsentation für die Landesjury erarbeitete, oder das Gasthaus „Zum alten Küster“. „Ihre Landschaft ist Ihr höchstes Gut, Sie machen was daraus“, gab die Kommission ein erstes Feedback mit Empfehlungen ab. Die Recher sollen sich um einen Dorfladen bemühen, die Jugend weiter mit einbinden, einen Bürgerstammtisch ins Leben rufen, auch Neubaugebiete regionaltypisch entwickeln. Mitte September steht die Platzierung fest, die Preisverleihung ist am 24. November in Kaiserslautern.

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