Bürgermeister-Kandidatur in Bad Breisig Karl Udo Heuser möchte Stadtbürgermeister werden

Bad Breisig · Karl Udo Heuser stellt sich im August als unabhängiger Kandidat zur Wahl: Er will Bad Breisiger Stadtbürgermeister werden. Der General-Anzeiger hat den einzigen Bewerber um den Posten in seinem Haus in Oberbreisig besucht.

Karl Udo Heuser ist ein Mann, der sich für sein Umfeld und seine Heimatstadt interessiert. Sitzt er an seinem kleinen mit Seerosen bestückten Teich in seinem Garten, dann hat der Restaurantfachmann nach getaner Servierarbeit im Hotel „Zum Anker“ Zeit und Muße, sich über die Zukunft „seiner“ Stadt Gedanken zu machen. Und das kommt in den vergangenen Wochen sehr häufig vor. Denn der 58-Jährige will Bürgermeister der Stadt Bad Breisig werden. Am 25. August stellt er sich als unabhängiger Kandidat zur Wahl. Der General-Anzeiger hat den einzigen Bewerber um den Stadtposten in seinem Haus in Oberbreisig besucht.

Das Einfamilienhäuschen der Heusers liegt in einem Neubaugebiet, umgeben von viel Grün. Der Garten ist eine Oase der Ruhe. Sieht man von Rasenmähen ab, so überlässt der Bürgermeisterkandidat die eigentliche Pflege und Gestaltung allerdings gerne seiner Ehefrau Martina, die im Bonner Polizeipräsidium arbeitet.

Heuser will ein neues Wir-Gefühl in Bad Breisig wecken

Er selbst ist im „Anker“ vor Anker gegangen. Nach der Hauptschule stand der gebürtige Bad Breisiger vor der Berufsentscheidung: Bäcker, Polizist, Elektriker waren in der engsten Wahl. Er entschied sich dann für etwas ganz anderes: Restaurantfachkraft. In der „Alten Post“ lernte Heuser sein Metier. Just in dem Gebäude, in dem heute das Rathaus untergebracht ist. Da möchte er nun wieder rein. Aber nicht als Azubi, sondern als Stadtbürgermeister.

Wenn Heuser im Restaurant auftischt, ist er durchaus in seinem Element: „Für mich war es von Anfang an die richtige Berufswahl.“ Auch „schwierige Kunden“ – sprich: renitente Gäste – habe er stets im Griff, versichert der Amtsbewerber. Zugute komme ihm dabei seine im Dienst am Gast erworbene Menschenkenntnis. „So, wie ich mit dem Gast umgehe, stelle ich mir auch das Zusammenwirken mit dem Bürger vor“, sagt Heuser. Er wolle die Menschen mitnehmen, sie informieren, ihnen zuhören, Wünsche, Sorgen, Bedenken und Anregungen ernst nehmen. Sein Ziel: ein neues „Wir-Gefühl“ in Bad Breisig erwecken.

„Das ist doch was für dich“, hätten seine Freunde gesagt, als bekannt wurde, dass die Bürgermeisterstelle neu zu besetzen ist, nachdem Amtsinhaberin Gabriele Hermann-Lersch (CDU) in der Urwahl durchgefallen war. Heuser fand das wohl auch, obwohl seine Ehefrau die überraschende Kandidatur mit dem Satz kommentierte: „Du bist ja verrückt.“

„Ich verfolge sehr genau, was hier in der Stadt passiert. Es ist ein langsamer Verfall eingetreten“, meint er. Habe es früher zahllose Attraktionen in der Stadt am Rhein gegeben, so beschränke sich dies nur noch auf die Römer-Thermen. Und die seien ein finanzieller Klotz am städtischen Bein. Überhaupt: Nur noch Negativ-Schlagzeilen gebe es über Bad Breisig zu lesen. Das müsse aufhören.

An eine Schließung der Römer-Thermen mag Heuser nicht denken. Aber an eine Angebotsverbesserung. Die Eintrittspreise seien zu hoch, das Bistro schließe täglich viel zu früh und erwirtschafte nur noch Defizite, im Fitnessstudio mangele es an guter Betreuung und die Öffnungszeiten des Bades müssten ausgedehnt werden, obwohl ein Unternehmensberater just das Gegenteil empfohlen hatte. Heuser regte eine „genaue Analyse“ an – die es allerdings schon lange gibt.

Dass er kommunalpolitisch ein völlig unbeschriebenes Blatt und zudem völlig unbedarft ist, stört ihn nicht: „Ich glaube schon, einen guten Einblick zu haben“, ist er sich sicher. Angst vor Sitzungsleitung und der Bewältigung hochkomplexer Herausforderungen wie Römer-Therme oder Entschuldung der Stadt hat er nicht. „Klar, ich muss mich einarbeiten und die Abläufe kennenlernen“, räumt er ein und zeigt auf die neben ihm liegende Gemeindeordnung. Und fügt hinzu: „Wenn jemand sagt, dass er es besser kann, hätte er sich ja bewerben können.“

Addiert man die langfristigen Verbindlichkeiten der Stadt und die aufgenommenen Kassenkredite, dann nähert sich Bad Breisig mit seinen 9000 Einwohnern der 20-Millionen-Marke. Auf der Einnahmenseite, so der Bewerber, lasse sich kaum etwas verändern. Bei der Grundsteuer gelte es abzuwarten, bis „klare Verhältnisse herrschen“, bei der Gewerbesteuer müsse der Blick auf die Nachbarn geworfen werden. Schließlich will auch Heuser nicht, dass Gewerbebetriebe wegen günstigerer Hebesätze in die Nachbarkommunen abwandern. „Einer schwarze Null ist da schwierig“, sagt der Kandidat mit nachdenklicher Miene. „Wir müssen die Ausgaben für die Römer-Therme reduziert kriegen“, so sein Plan. Stärker in die Pflicht genommen werden müsse auch die Wirtschaftsförderung. So fehle in der Stadt beispielsweise ein Fahrradgeschäft, bemängelt Rad-Fan Heuser, der mit seinem Zweirad gerne im Pulk der „Tour der Hoffnung“ mitradelt. Überhaupt nicht zufrieden ist er auch mit der Tourist-Info. „Da ist noch viel Potenzial“, so seine Meinung. Und: „Wir haben hier viel zu bieten – aber keiner weiß es.“

Gute Lösungen wolle er finden, einen besseren Zusammenhalt erreichen. Die nicht ganz einfache Gemengelage im Stadtrat mit drei nahezu gleich großen Fraktionen und außergewöhnlicher Streitkultur hindert ihn kein bisschen am Optimismus. Das gilt auch für den Wahltag: „Ich habe die Chance. Es könnte aber auch eng werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort