Nürburgring-Geschäftsführer Karl-Josef Schmidt greift Landesregierung an

NÜRBURG · "Man wäre besser ehrlich zu sich selbst und den Wählern gegenüber gewesen." Karl-Josef Schmidt, promovierter Geschäftsführer der Nürburgring Betriebsgesellschaft, findet klare Worte, wenn es um die Ereignisse der vergangenen Jahre rund um die legendäre Rennstrecke geht.

Dabei geht er vor allem mit der rheinland-pfälzischen Landesregierung hart ins Gericht - so wie gestern beim Bund Katholischer Unternehmer (BKU) in Bonn. 450 Millionen Euro hat das Land in der Eifel verbaut.

"Hier hat sich eine Idee verselbstständigt. Ein ordentlicher Kaufmann hätte viel früher die Reißleine gezogen", schrieb er dem früheren Ministerpräsidenten Kurt Beck ins Stammbuch. Die Kosten seien davongelaufen und die Landesregierung habe nicht den Mut gehabt, dem Steuerzahler die Wahrheit zu sagen. Stattdessen seien Prognosen geschönt worden.

Warnende Stimmen, so der Nürburgring-Geschäftsführer, habe es zu Genüge gegeben. Man habe sie nicht hören wollen. Schmidt: "Manche waren wie berauscht." Es habe jedoch nicht lange gedauert, bis sich die "wirtschaftliche Wahrheit herausstellte". Dabei seien die Umsatzzahlen nach Fertigstellung der Erlebniswelt im Sommer 2009 nicht schlecht gewesen. "Sie reichten aber bei weitem nicht aus, um die gewaltige Investition zu refinanzieren."

Der Nürburgring sei in seiner gesamten Geschichte stets ein am Gemeinwohl orientiertes Vorhaben gewesen, das nie unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt worden sei. Die später erfolgte Privatisierung des "Staatsunternehmens sei ein Bruch mit dieser Tradition gewesen. Nun achtete man erstmals darauf, was unter dem Strich übrigbleibt."

Mit dem kostspieligen Bau der Erlebniswelt habe man versucht, einen Ganzjahresbetrieb in der Eifel zu realisieren. Als das Gesamtensemble an private Unternehmer verpachtet worden sei, habe das Land den nächsten gravierenden Fehler gemacht. Die Pacht sei so bemessen gewesen, "dass sie nie und nimmer erbracht werden konnte", so Schmidt. Als Zahlungen ausblieben, kündigte das Land bekanntlich fristlos den Vertrag. Schmidt: "Statt einer Räumungsklage gab es lange Verhandlungen."

Beantwortet sei inzwischen auch die Frage, ob die 450-Millionen-Euro-Investition EU-konform gewesen sei. Schmidt: "Die EU-Kommission wertet die Investition als unzulässige Beihilfe." Dies habe dazu geführt, dass es der Regierung Beck nicht mehr gestattet war, die in die Insolvenz getriebene Nürburgring GmbH mit frischem Geld zu versorgen. Das aktuelle Verkaufsverfahren sei nicht zuletzt vor dem Hintergrund der gültigen EU-Richtlinien äußerst problematisch. Sollte es keinen Käufer geben, dann drohe dem Ring die Stilllegung.

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