Pfarrkirche in Bad Breisig Kanzel von St. Marien bekommt neue Optik

BAD BREISIG · Die Restaurierung hat es zu Tage gefördert: Die Kanzel in der Bad Breisiger Pfarrkirche St. Marien war nicht immer schwarz lackiert. Ursprünglich bestimmten rötliche Marmorimitationen die Optik.

 Eine Entdeckung, die selbst Expertinnen wie Katrin Etringer (l.) und Daniela Jacek erstaunt. Links die schwarze stumpfe Farbfassung des Kanzelaufgangs, daneben die darunter liegende lebendige Marmorierung.

Eine Entdeckung, die selbst Expertinnen wie Katrin Etringer (l.) und Daniela Jacek erstaunt. Links die schwarze stumpfe Farbfassung des Kanzelaufgangs, daneben die darunter liegende lebendige Marmorierung.

Foto: Hildegard Ginzler

Restauratoren gleichen in mancher Hinsicht Schatzgräbern. Sie spüren verborgene Werte auf und hoffen, dass die Entdeckung ihre Vorstellungen noch übertrifft. Zwar ist stete Fachkenntnis gefragt von der Bestandsaufnahme über das Festlegen des Sanierungsziels bis zur sorgfältigen Anwendung geeigneter Verfahren. Aber es gibt sie, jene wunderbaren Momente, die selbst die Profis staunen lassen.

Das erlebten Katrin Etringer und Daniela Jacek zum wiederholten Mal in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Als die Koblenzer Diplomrestauratoren 2017 den linken und 2018 den rechten Seitenaltar restaurierten, boten die Säulentrios neben der Gottesmutter und dem Heiligen Sebastian eine Überraschung unter dem einfarbigen Silber. „Auf einer Glanzschicht lag Blattgold, darauf eine Äderung und zuoberst wurde marmoriert.“ Etringer sah diese Technik zum ersten Mal und rekonstruierte das Aussehen. Die Eichenholz-Altäre des frühen 18. Jahrhunderts hatten später etliche Ergänzungen erfahren: In den 1920ern kamen Schnitzereien und vergoldete Schleierblätter hinzu. Am mittleren Hochaltar waren Skulpturen dem Barock nachempfunden worden. Er ist aktuell beim dritten Bauabschnitt an der Reihe. Und da es viel zu rekonstruieren gab, verpflichteten die Auftragnehmerinnen Etringer und Jacek zusätzlich Restauratoren und einige Vergolderinnen.

Ende Mai soll zentraler Altar fertig sein

„Das Schadensbild der Altäre sah ähnlich aus, sie hatten bei der Restaurierung 1924/25 auch alle drei die gleiche Vorbehandlung bekommen“, erklärt Etringer. Bis zur Erstkommunionfeier am Sonntag, 26. Mai, soll der zentrale Altar fertig sein. Kürzlich holten die Vergolderinnen die alte, zugleich beste Vergoldungsschicht hervor. Um das Gesamtbild zu harmonisieren, ging es nach dem Säubern und Retuschieren „in letzter Feinarbeit“ ans Bereiben winziger Fehlstellen, alten und neuen Goldes. Holzrestauratorin Jacek aber legte mit dem Skalpell hellere Fassungen frei unter „dem sehr pigmenthaltigem Lack, der die Holzstruktur nicht mehr durchließ“. Dann hieß es „Fehlstellen schließen, lose Stellen festigen, Leisten anfertigen, leimen und abgebrochene Finger ansetzen“. Etringer bestätigt die „Puzzlearbeit“. Dabei half, so ihre Kollegin, „eine Kiste mit Teilen in der Sakristei“. Es war wohl der Küster, der darin die Bruchstücke sammelte. Was verloren blieb, wurde nun nachgeschnitzt.

Noch düsterer als die prächtigen Architekturaufbauten der Altäre vor ihrer Restaurierung zeigt sich die Kanzel. Vergoldete Schnitzerei – es sind Reliefs von Akanthusvoluten – sticht aus einem schwarz-braunem Fond hervor. Doch was darunter liegt, macht „einen Unterschied wie Tag und Nacht“, findet nicht nur Katrin Etringer. In zwei freigelegten Bereichen leuchtet eine rötliche Marmorimitation, die um so vieles lebendiger, organischer und wärmer wirkt als der Überzug im harten Farbton von Bitterschokolade. Da leuchten auch die Augen der Expertinnen, die obendrein „hier die glückliche Voraussetzung haben, dass wir die braune Fassung gut abheben können“. Nicht nur dem originalen Farbeindruck wollen sie zu neuer Geltung verhelfen. Ebenso stehen Arbeiten am Holz an, das selbst für den Laien erkennbare Trocknungsrisse aufweist. Im Spätsommer darf man sich dann auf eine Kanzel in einer für die heutigen Gläubigen komplett neuen Farbgewandung freuen.

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