Bürgermeisterwahl in Sinzig Kandidat beklagt Stillstand in Sinzig

SINZIG · Bürgermeisterkandidat Manfred Ruch befindet sich auf Vorstellungstour und will die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen.

Pragmatisch, herzlich, unabhängig – wenn Manfred Ruch sich selbst skizziert, dann arbeitet er gerne mit diesen drei nicht für alle Menschen besonders griffigen Charaktereigenschaften. Der unabhängige Sinziger Bürgermeisterkandidat mit SPD-Parteibuch befindet sich in seiner Heimatstadt derzeit auf Vorstellungstour: Schließlich will er am 24. September als neuer Stadtchef ins Rathaus gewählt werden. Nun machte er Stopp im „Rosendorf“ Löhndorf. Dornig wurde es für ihn dort nicht. Geduldig hörte man dem gelernten Journalisten zu. Unbequeme Fragen gab es nicht.

„Man muss irgendwo Zuhause sein“, erklärte Ruch, der in seinem Redakteursleben nach langer Pendelei wieder in Sinzig – seiner Heimatstadt – Wurzeln geschlagen hat. Sehr schnell aktivierte er sich in einem „Stadtforum“, das sich, quasi als kommunale APO (Außerparlamentarische Opposition), zur Aufgabe gemacht hat, am Gestaltungsprozess der Stadt mitzuwirken. „Wir wollen etwas gestalten, etwas bewegen“, erklärt er die Intention. Das will er auch als Bürgermeister der Stadt. Eine „Lähmung“ der Bevölkerung habe Ruch verspürt, kaum Initiativen und Impulse aus dem Rathaus vernommen, wenig aktive Wirtschafts- und Tourismusförderung, eine mangelhafte Baulandpolitik und wenig Transparenz in den lokalpolitischen Vorgängen seien zu beklagen. „Ich habe das Gefühl, in Sinzig wird zu viel abgewartet und zu wenig gestaltet“, meint Ruch. Vieles sei verschlafen worden.

„Traurig“ mache es ihn, wenn Firmen die Stadt verließen, weil man ihnen in Sinzig keine Expansionsmöglichkeiten gegeben habe. Schlimm sei auch, dass junge Familien nur wenig Ansiedlungschancen hätten, da es kein sinnvolles Baulandmanagement gebe. Kurzum: Sinzig bedürfe eines Stadtentwicklungsplans und eines Leitbildes.

Dabei müsse der Tourismus eine wichtige Rolle spielen. Ruch sieht auf diesem Gebiet „Pfunde, mit denen wir wuchern können“, dem Tourismus komme die Rolle eines starken „Entwicklungsmotors“ für die Stadt zu, die das Tor zum Ahrtal bildet. Auch ein Innenstadthotel sei von Nöten. Nicht umsonst arbeite Ruch mit einem Team an einer Neubelebung des Grundstückes an der „Alten Druckerei“. Der gesamten Kernstadt müsse Leben eingehaucht werden.

„Die Verwaltung ist gut, aber in keinem guten Zustand“, bescheinigte Ruch der Rathausbelegschaft. – Was auch immer damit gemeint sein soll. Über dem Rathaus müsse eigentlich das freundliche Schild mit der Aufschrift stehen: „Was können wir für Sie tun?“ Schließlich sei die Stadtverwaltung Partner des Bürgers. Es gehe nicht alleine darum, die Stadt ordnungsgemäß zu verwalten, sondern sie zu gestalten, Initiativen zu ergreifen und Projekte auf den Weg zu bringen.

Als Nichtverwaltungsfachmann sieht Ruch hier für sich ein großes Betätigungsfeld: „Es geht nicht darum, einen zusätzlichen Verwaltungsfachmann zu beschäftigen, sondern darum, Dinge mit einem anderen Blickwinkel zu sehen.“ Wer diesen Wechsel wolle, der solle auch bitteschön diesen Wechsel wählen.

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