Jubiläumsfeiern am Vinxtbach Königsfeld ist ein Dorf mit Stadtrechten

KÖNIGSFELD · Am Sonntag, 25. Juni, feiert Königsfeld ein großes „Historisches Markt- und Kirmestreiben“ unter dem Motto „1025 Jahre Königsfeld im Wandel der Zeit“. Gefeiert wird bei der Kirmes, die auch schon 620 Jahre alt ist.

 Ansicht von Königsfeld, Detail der Karte des Unteren Ahrtals von 1870/71.

Ansicht von Königsfeld, Detail der Karte des Unteren Ahrtals von 1870/71.

Foto: Hildegard Ginzler

Das Dörfchen Königsfeld liegt mit seinen rund 700 Einwohnern beschaulich am Vinxtbach, der einstigen Grenze zwischen dem römischen Nieder- und Obergermanien. Nach der Römerzeit vergingen freilich noch Jahrhunderte bis zur ersten urkundlichen Erwähnung am 19. Mai 992, als König Otto III. seinen Getreuen, den Brüdern Sigibodo und Richwin, den Bannforst zu „Cuningesvelt“ schenkte. Als Teil des Reichsgutes Sinzig ist es als Rodungsgebiet von dort aus erschlossen worden.

Zu Recht kann daher die Gemeinde Königsfeld, wenn sie am Sonntag, 25. Juni, wieder ein großes „Historisches Markt- und Kirmestreiben“ feiert, dies unter dem Motto „1025 Jahre Königsfeld im Wandel der Zeit“ tun. Die Kirmes selbst hat, wie ihr 620. Geburtstag beweist, ebenfalls eine lange Tradition: Karl Heinz Kurth nennt im Heimatjahrbuch 1997 als Beleg den Schiedsvertrag vom 20. Mai 1397 zwischen Friedrich, Herr zu Tomberg und zu Landskron, und Sohn Gerhard einerseits und Gerhard von Einenberg, Herr zu Lands-kron, und dessen Sohn Johann andererseits. Er legt fest, dass beide Linien „ihre Kirmes zu Lohrsdorf und zu Königsfeld zusammen hüten und bewahren“.

Ein Bruchsteinpfeiler erinnert an eines der beiden Stadttore

Darüber hinaus hat Königsfeld etwas, das vielen Städten, auch Sinzig und Remagen, fehlt, nämlich die förmliche Erhebung zur Stadt. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh 1336 die Stadtrechte, samt des Privilegs, den Ort zu befestigen als auch Kram- und Jahrmärkte abzuhalten. Ein Bruchsteinpfeiler ist das letzte sichtbare Zeugnis eines der beiden Stadttore aus dem 16. Jahrhundert; und auf den Wachturm-Grundmauern erhebt sich ein Fachwerkhaus.

Historisch Interessierten bietet sich ein beschilderter Rundgang mit 16 Stationen an, darunter ein Backes, ein Haus, in dem Juden lebten, Fachwerkbauten des 18. und 19. Jahrhunderts und der erstmals 1397 erwähnte Zehnthof, ein heute vorbildlich restauriertes Wohnhaus. Viele Kunstschätze birgt die teils spätromanische, teils 1912 neu erbaute Pfarrkirche Sankt Nikolaus. Darin zeigt ein Modell das Städtchen um 1700 mit Mauerring, Wassergraben und der ab 1335 vorhandenen und 1622 umgebauten Wasserburg. Bereits 1371 belegen Dokumente das Kelterhaus der Burg für in Königsfeld angebauten Wein. Die Burg jedoch, Sitz der Freiherren Waldbott von Bassenheim, wurde 1830 abgebrochen. Aus den Steinen wurde nebenan eine Schule errichtet. Die Königsfelder wollten keine Erinnerung an die verhassten Herrscher.

Im 13. Jahrhundert gehörte den Herren von der Landskron die Herrschaft Königsfeld, zu der Königsfeld, Dedenbach und zeitweise Schalkenbach und Vinxt gehörten. Sie teilten sie aber mit anderen Adelsfamilien. Im 17. Jahrhundert ging die Herrschaft an die Herren von Waldbott von Bassenheim. Schon im 16. Jahrhundert, als diese nur Teilbesitzer waren, terrorisierten sie die Königfelder, forderten Frondienste und Abgaben, die ihnen nicht zustanden.

Peter Neu berichtet im Heimatjahrbuch 1994, dass der Freiherr 1575 einen Palisadenzaun quer durch den Ort zog und mit Gewalt, Gefängnis und Erpressung versuchte, die Landskroner Untertanen an sich zu bringen. 1616 trieb es Freiherr Heinrich Reinhard Waldbott von Bassenheim, der zwei Einwohner gefangen setzte, zu weit. Der Herr von Landskron, Königsfeld, Tomberg, Ehrenberg und Meyll schickte den kaiserlichen Notar Johannes Antzer, um in Königfeld die Freilassung der Inhaftierten zu fordern. Der Freiherr, selbst wohl der größte Lump im Ort, aber demütigte den Notar, schimpfte ihn einen Lumpen, schrie, drohte, ihn einzukerkern, begehrte, sich mit dem „greisen Lügner“, dem Herren von Landskron, zu duellieren, strich dessen Unterschrift unter des Notars Vollmacht durch und fand, es müsse stattdessen heißen „Herr zu Narrenhaußen“.

In der französischen Besatzungszeit war Königsfeld eigenständige Gemeinde im Rhein-Mosel-Departement, von 1815 bis 1883 Sitz der gleichnamigen preußischen Bürgermeisterei und ab 1935 selbstständige Ortsgemeinde in der Bürgermeisterei Niederzissen. Seit 1969 gehört die Gemeinde, die auf ihre Stadtrechte verzichtet hat, zur Verbandsgemeinde Brohltal. Es gab mal Geschäfte, einen Metzger, zwei Tankstellen und eine Schule am Ort.

Die Bürger schätzen den großen Zusammenhalt im Ort

Immerhin schätzen sich die Königsfelder glücklich, seit 40 Jahren einen Kindergarten zu haben. Zwei Geldautomaten sorgen für Bares, ein Gasthaus für Geselligkeit. Ein Plus für die Dorfbewohner und Besucher sind die Bäckerei und das Café. Königsfeld wurde oft im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (bis 1996 „Unser Dorf soll schöner werden“) ausgezeichnet – zuletzt 2005 mit der Silbermedaille auf Landes- und 2014 mit dem ersten Platz auf Kreisebene.

Fragt man die Leute, was sie das Beste an Königsfeld sei, lautet die Antwort meist, ungeachtet jüngster Differenzen über das Glockengeläut: „Der gute Zusammenhalt im Dorf“.

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