Brunnenfest in Sinzig "König von Mallorca" wird zum "König von Sinzig"

SINZIG · Stars wie Jürgen Drews und Captain Jack locken Tausende von Besuchern aufs Gelände des Mineralbrunnens. Ein Euro pro verkaufter Karte geht an ein Kinderheim in Unkel.

 Captain Jack heizt bis Mitternacht beim Brunnenfest ein.

Captain Jack heizt bis Mitternacht beim Brunnenfest ein.

Foto: Martin Gausmann

Ein „Bett im Kornfeld“ hätte sich sicher irgendwo in der Umgebung gefunden und „Ich bau’ dir ein Schloss“ braucht in Sinzig eigentlich keiner mehr zu singen. Schließlich hat die Barbarossa᠆stadt schon eins. Aber diese Songs und insbesondere der, der sie singt, standen am Samstag im Fokus von Tausenden, die auf das Gelände des Sinziger Mineralbrunnens strömten. „Klar, sind wir wegen Jürgen Drews hier, den habe ich vor mehr als 40 Jahren schon mal live gesehen“, erklärte eine Troisdorferin.

Erst vor einigen Wochen im Urlaub auf Mallorca hatten der 27-jährige Brohler Daniel Wehrenberg und seine Freunde nach eigenen Angaben den „König von Mallorca“ gesehen, und an diesem Wochenende ging die Party am Rhein für sie ab. Aber auch die übrigen Akteure beim Sinziger Brunnenfest fanden sie gut. Genauso wie zwei Freundinnen vom Bad Bodendorfer Wohnmobilstellplatz, die auch schon zur Vorband Arm in Arm im Takt mitgingen. Andere ereiferten sich sogar schon zu den ersten Songs beim Tanzen am Bühnenrand.

Schon vom Auftakt deutlich vor Einbruch der Dunkelheit an wurde es voll auf dem Leerguthof des ausrichtenden Sinziger Mineralbrunnens. Gegenüber der Bühne am anderen Ende der rund 3500 Quadratmeter großen, von meterhoch gestapelten leeren Getränkekästen flankierten Asphaltfläche, gruppierten sich im Halbkreis Stände mit Lebkuchenherzen und Paradiesäpfeln, Flammkuchen, Crepes, Eis und Currywurst. Fünf Damen im Liegestuhl an der Cocktailbar probten schon eine Synchron-Choreografie zur Lautsprechermusik noch bevor das offizielle Live-Programm überhaupt gestartet war. Und mit jeder Minute schien die Stimmung zu steigen.

Captain Jack ließ mit roter Mütze seinen Schlachtruf „Hey Ho“ gleich mehrfach und noch mal als Zugabe von der Bühne aus über die Häupter erschallen, und auch DJ Mark Ohs Technohits wie „Tears don’t lie“ und „Randy“ gingen in die Beine. Auf die Frage von Moderator Ulli Soumann „Habt ihr Bock auf Party?“ gab es für die Menge nur eine Antwort: „Ja.“

Schon die „Eisbrecher“ von „Radspitz“, benannt nach dem Berg Radspitze in ihrer Heimatregion Franken und ausgezeichnet als beste Coverband 2016, ließen die Temperaturen während ihres gut zweieinhalbstündigen Auftritts zu Beginn dieses Sommerabends noch ansteigen. Von Olly Murs „Up“, über Songs von Justin Timberlake, Pur, Münchner Freiheit, Tony Christie bis zu den Toten Hosen reichte das Spektrum. Irgendwann sangen selbst die Herren an der Bierbude „Sweet Caroline“ mit den Sängern auf der Bühne mit und, und von der noch weiter davon entfernten Pommesbude, erscholl im Gleichklang mit den Akteuren im Flutlicht „Tage wie diese“.

Das Konzept, unter dem Motto „Schlager meets 90er“ ein besonders breites Publikum anzusprechen, schien aufzugehen, und klar, dass Jürgen Drews bei seinem Auftritt auch wie ein König in Sinzig gefeiert wurde und alle ihn ganz nah erleben wollten. Danach feierten die jüngeren Besucher noch bis weit in die Nacht mit Mark Oh und wünschten sich wie in seinem Song: „Never stop that feeling.“

„Wir haben im Mai überlegt, was können wir tun, um den Sinziger Brunnen ein bisschen mehr in die Region zu integrieren und die Leute mal zu uns aufs Gelände zu lassen und dann kam die Idee der Party. Umso erfreuter sind wir, dass die Leute unserem Ruf so zahlreich gefolgt sind“, sagte Geschäftsführer Marcus-Dominic Hauck, der seit Dezember 2015 im Amt ist. Nach schwierigen Zeiten wolle sich das 70 Mitarbeiter zählende, 1853 gegründete Unternehmen, das seinen Hauptabsatzmarkt auch wegen der Herkunft der früheren Eigentümerfamilie bislang in Wuppertal und auch im Ruhrgebiet habe, bei den Menschen im Umland bedanken. Auch deshalb werde ein Euro von jeder verkauften Eintrittskarte an ein Kinderheim in Unkel gespendet.

Von gut 4500 Besuchern allein am Samstag ging Hauck aus. Sonntag war Familientag, an dem die Kinder sich beim „Bullenreiten“, auf der Hüpfburg, bei Fahrten mit dem Feuerwehrauto und anderen Aktionen vergnügten. Die Eltern schauten sich derweil gerne die Limonaden- und Mineralwasserproduktion an. Allerdings hatten die Verantwortlichen die Anlage, die sonst 300 000 Flaschen täglich abfüllt, gedrosselt, „damit man besser sehen kann wie das Abfüllen und Etikettieren funktioniert“. Weil das Brunnenfest kurzfristig binnen drei Monaten geplant worden sei und weil Jürgen Drews nicht anders konnte, gab es diesmal eine Überschneidung mit dem Barbarossamarkt, erklärte Hauck. Das soll 2017 vermieden werden.

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