Biografie eines Löhndorfers Johannes Urbanek: Ein nicht ganz rosiger Rückblick

LÖHNDORF · Vor drei Jahren fing der heute 75-Jährige an, seine 88-seitige Autobiografie „Jetzt oder nie“ zu schreiben. Der Löhndorfer Johannes Urbanek erzählt darin seinen spannenden, nicht immer reibungslosen Lebensweg, der unter anderem mit 49 Marathon-Teilnahmen gespickt ist.

 Erinnerungen an die Kindheit, Marathons und die Rosenleidenschaft: Johannes Urbanek erzählt in „Jetzt oder nie“ sein bewegtes Leben.

Erinnerungen an die Kindheit, Marathons und die Rosenleidenschaft: Johannes Urbanek erzählt in „Jetzt oder nie“ sein bewegtes Leben.

Foto: Martin Gausmann

Drei Tage verbrachte er auf dem „Jeissemaat“, wie Sinzigs Renngasse im Volksmund hieß, dann ging es von der Entbindungsstation des dortigen Franziskushauses für den im September 1942 geborenen Johannes Urbanek, später erfolgreicher Langstreckenläufer und sogenannter Rosenpapst, nach Löhndorf, sein Zuhause bis heute.

Vor drei Jahren fing der heute 75-Jährige an, seine 88-seitige Autobiografie „Jetzt oder nie“ zu schreiben. Er nennt Stationen, so die Lausbubenzeit, als er Eier zum Verkauf nach Heimersheim brachte, auf dem Rückweg Elsternnester aushob und die Tat gut katholisch beichtete. Die Klempner- und Installateur-Lehre beim Sinziger Betonwerk Rick kommt vor, wo es in dreieinhalb Jahren nur 14 Tage Urlaub gab, die Bundeswehrzeit und der Karrierebeginn als Mittel- und Langstreckenläufer.

Mit Hund Terry durch Feld und Flur

Schon mit dem geliebten Hund Terry lief er durch Feld und Flur. Beruflich zunächst bei einer Bad Breisiger Sanitärfirma beschäftigt, wechselte Urbanek zum Wasserzweckverband, war zuletzt für die Stadtwerke Sinzig tätig und vorher für die Fliesenfabrik AGROB, heute Deutsche Steinzeug. Auf dem Gelände entdeckte er die verschollene geglaubte Pausenglocke, die Werksleiter Claus Ollendorff ihm zur Aufbewahrung anvertraute und die er dem Heimatmuseum im Schloss übergab, wo sie Teil der Fliesenausstellung ist.

Entschlossen verfolgte Urbanek seine Ziele. Er bewältigte 49 Marathons, davon den Köln Marathon 2006 mit Tochter Susanne und fünf 100-Kilometer-Läufe. Hatte er wochenends an einem großen Wettkampf teilgenommen, ließ sich sein sportbegeisterter Chef Ollendorff ausführlich berichten, so nach dem Boston Marathon 1975. Häufig begleitete Ehefrau Edith ihren Mann zu den Läufen und mit dem Rad gelegentlich beim Training. Er war so gut in Form, dass er sie im Laufen anschob, als sie einmal am Hang hoch nach Oedingen schlapp machte.

1975 startete er erstmals beim Boston Marathon. Drei Jahre später – damals absolvierte er wöchentlich 180 Trainigskilometer – siegte er im 100-Kilometer-Lauf von Unna. Im Folgejahr ging „die Glückssträhne“ weiter mit zwei gewonnen Marathonläufen und einem vierten Platz bei einem Kölner Marathon. „Das letzte große Rennen im Siegerkranz“, so erzählt der einstige Leistungssportler, der noch täglich fünf Kilometer absolviert, „war 1982 in Neuwied“.

Während der Läufe sah er die Rosen in den Vorgärten und erinnerte sich, wie er zwölfjährig von einem Rosengarten wie dem seines Großonkels in Österreich träumte. Wiederum nach der Devise „jetzt oder nie“ ging er an die Umsetzung. Er pflanzte, düngte, machte sich kundig über die Königin der Blumen, besuchte Rosenkongresse, ackerte sich durch Fachliteratur, legte seinen eigenen herrlichen Garten an mit 80 Prozent alten Sorten sowie englischen Rosen. 15 Meter hoch klettert die weiße Bobby James in eine Lärche und die rosa Königin von Dänemark verströmt ihren Duft inmitten der 200 von ehemals 400 Rosen. Urbanek bepflanzte im Ort die Vehner Straße, legte den Rosengarten bei der Kirche an und brachte maßgeblich das von der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde anerkannte „Rosendorf Löhndorf“ auf den Weg. Umso mehr wogen Enttäuschungen, die er im Zusammenhang mit den Rosen erlebte, im örtlichen Rosenverein, dem er seit 2008 nicht mehr angehört.

„Ich schreibe eben über das, was ich erlebt habe, Schönes und auch Unangenehmes“, erklärt Johannes Urbanek. Gartendesigner Peter Berg aus Westum nennt ihn, dem er als Sportler Tipps verdankte, bescheiden und zurückhaltend und bewundert im Vorwort, „mit welcher Zielstrebgeit und Konsequenz er seinen Weg stets verfolgt hat“.

Johannes Urbanek hat nicht nur manchen Lauf gewonnen, sondern auch den Kampf gegen seine Krebserkrankung, weshalb der Reinerlös aus dem Buchverkauf an die Deutsche Krebshilfe geht.

Das Buch ist für 18 Euro beim Autor erhältlich, in der Sinziger Lesezeit, bei Spielwaren Sauer und in der Bad Breisiger Tourist-Info.

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