TV-Komödie "Familie ist kein Wunschkonzert" Interview mit Regisseur Sebastian Hilger

ADENAU · Das Leben ist bekanntlich kein Ponyhof – selbst wenn es dort begonnen hat. Das erleben drei ungleiche Schwestern in der TV-Komödie „Familie ist kein Wunschkonzert“.

 Die ungleichen Schwestern Philomena (Gro Swantje Kohlhof) und Laura (Karin Hanczewski, re.) machen sich gemeinsam auf zur Silberhochzeit ihrer Eltern.

Die ungleichen Schwestern Philomena (Gro Swantje Kohlhof) und Laura (Karin Hanczewski, re.) machen sich gemeinsam auf zur Silberhochzeit ihrer Eltern.

Foto: ARD Degeto/Maor Waisburd

Die 22-jährige Philomena (Gro Swantje Kohlhof) fragt sich schon immer, warum sie als einzige in der Familie Marzipan mag und irgendwie „anders“ ist. Ausgerechnet kurz vor der Silberhochzeit ihrer Eltern erfährt Philomena den Grund: Der geliebte Papa Joos (Steffen Münster) ist nicht ihr leiblicher Vater. Das kam bei einem DNA-Test heraus, den sie zu Übungszwecken bei ihrem Polizeipraktikum durchgeführt hat. Nun möchte das ‚schwarze Schaf‘ bei der Familienfeier reinen Tisch machen. Ihre älteren Schwestern, mit denen Philomena von München an die Ostsee reist, ahnen nicht, dass sie mit einer tickenden Zeitbombe unterwegs sind.

Beide sind wie immer stark mit sich selbst beschäftigt. Die Geschäftsfrau Laura (Karin Hanczewski) schwärmt pausenlos von ihrem Verlobten und dem künftigen Familienglück. Kristin (Claudia Eisinger), die alles ihrer Karriere als Wissenschaftlerin unterordnet, ist ungewollt schwanger – womöglich wegen eines One-Night-Stands mit ihrem Mitbewohner Rick (Sebastian Fräsdorf), Philosophiestudent im 18. Semester. Er würde für Kristin alles tun und kutschiert deshalb die zänkischen Schwestern mit einem schrottreifen Vehikel durch die Republik. Während unterwegs die alten Konflikte zwischen den Töchtern wieder aufbrechen, brauen sich auf dem Ponyhof der Eltern dunkle Wolken zusammen. Kurzum: Für Abwechslung ist gesorgt.

Wie kommt man von Adenau in die große weite Filmwelt?

Sebastian Hilger: Aufgewachsen bin ich allerdings in einem Dorf nahe von Mayen. Zu unserer Abi-Feier hatte ich einen Film gedreht. Da merkte ich: Das ist mein Ding. Eigentlich wollte ich – wie mein Vater – Polizist werden. Ich hatte mich beworben und wurde auch genommen. Stattdessen habe ich dann in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studiert. Es folgte ein Studium „Filmregie“ an der Filmakademie in Ludwigsburg.

Dort haben Sie dann Ihre ersten Kurzfilme und sogar einen Kinofilm gedreht....

Hilger: Ja. Zum Beispiel „Wir sind die Flut“, ein Film, der 2016 bei der Berlinale gezeigt wurde und Aufmerksamkeit erregte. Wir wurden plötzlich wahrgenommen.

Und wie kam es zu „Familie ist kein Wunschkonzert“?

Hilger: Die Degeto Film GmbH, die in der Regel den Freitagabendfilm im Ersten produziert, hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben. Es wurde „jüngerer Stoff“ für eine jüngere Zielgruppe gesucht. Nadine Gottmann, die auch meine Lebensgefährtin ist, und ich hatten das Treatment eigentlich schon fast fertig in der Schublade. es wurde genommen. im Laufe der weiteren und immer engeren Zusammenarbeit mit Degeto haben wir unsere Arbeit verfeinert und angereichert. Schließlich war man damit einverstanden, dass nicht nur unser Drehbuch genommen wurde, sondern ich auch die Regie übernehmen durfte.

Die Filmgeschichte ist ja recht turbulent.

Hilger: Ja, das stimmt. Die Idee war, das angeblich so durchorganisierte Leben der etablierten Erwachsenen den zum Teil chaotischen Lebensvorstellungen und Orientierungslosigkeiten jüngerer Menschen gegenüber zu stellen. Schnell stellt sich aber heraus, dass das Leben der Eltern mindestens genauso turbulent verläuft. Auch glaube ich, ist es uns gut gelungen, ein sehr authentisches Geschwistergefüge darzustellen. Meine Lebensgefährtin kommt aus einer kinderreichen Familie. Da hat so manches Pate gestanden.

Gibt es schon Vorstellungen vom nächsten Projekt?

Hilger: Zunächst müssen wir abwarten, wie „Familie ist kein Wunschkonzert“ angenommen wird. Vielleicht ergeben sich Anschlussarbeiten. In jedem Fall arbeite ich weiter an Kino-Stoffen. Ideen habe ich schon. So viel sei verraten: Es geht um ein verschwundenes Flugzeug.

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