Strickfieber In Bad Breisig arbeiten Jung und Alt an einem großen Woll-Projekt

BAD BREISIG · Ob in Arztpraxen, beim Friseur oder in den Römer-Thermen. Überall liegen sie aus: Wollknäuel und Stricknadeln. Initiiert von Irene Tietze-Trinkhaus ist Bad Breisig im kollektiven Strickfieber.

 Irene Tietze-Trinkaus (links) lädt zum kollektiven Stricken ein. Alt und Jung lassen in Bad Breisig die Nadeln fliegen. Zum Brunnenfest sollen erste Bäume "umgarnt" werden.

Irene Tietze-Trinkaus (links) lädt zum kollektiven Stricken ein. Alt und Jung lassen in Bad Breisig die Nadeln fliegen. Zum Brunnenfest sollen erste Bäume "umgarnt" werden.

Foto: Martin Gausmann

Bis zum Brunnenfest im nächsten Jahr wollen die Bewohner der Quellenstadt so viele Maschen aneinander gereiht haben, dass gleich mehrere Bäume "umgarnt" werden können. Das Mehrgenerationenprojekt wird schwerpunktmäßig im Jugendkulturbahnhof umgesetzt.

Andrea Bäro ist Diplom-Sozialpädagogin. Seit dem vergangenen Mai ist die 28-Jährige für die Jugendarbeit in der Verbandsgemeinde Bad Breisig zuständig. Bei ihr laufen im wahrsten Sinne des Wortes die Fäden zusammen. "Ja, wir wollen ein paar Bäume einstricken", so die junge Frau, die ihre Freude an der Gemeinschaftsarbeit von Jung und Alt hat. In "Strick-Cafés" treffen sich einmal in der Woche interessierte Handarbeits-Freaks, um Masche an Masche zu reihen.

Aufnehmen, abketten, abheben, verketten lautet die Devise für die flotten und weniger flotten Nadel-Künstler. Zwischen acht und achtzig Jahre sind die Strick-Spezialisten alt. Entweder wird in der Gruppe im Jugendbahnhof Hand angelegt, oder aber jeder für sich zu Hause. Nicht nur das.

Wer in der Arztpraxis oder beim Friseur warten muss, kann die Zeit schnell überbrücken, indem er in den bereitstehenden Korb greift und das textile Werk, das der Vorgängerpatient oder -Kunde bereits begonnen hat, weiter zu führen. Regelmäßig aktiv sind etwa 20 Strickfreunde. Auch Anfänger melden sich. Ihnen wird der Umgang mit Nadel und Wolle schnell beigebracht. Schnell entstehen so quadratische und rechteckige Werke, die mit Garn aneinandergefügt werden.

Mit Hilfe der Feuerwehr sollen die bis zum Frühjahr entstandenen großen Wollummantelungen dann an Bäumen angebracht werden. Rein probeweise hat man schon mal ein paar Treppengeländer und Laternenpfähle in bunte Wolle gehüllt. Nun also sollen zumindest drei große Bäume dran sein. "Je bunter, desto schöner", meint Andrea Bäro, womit schnell klar wird: Einschränkungen bei der Farbgestaltung gibt es nicht. Riesig sei die Resonanz bisher, groß die Begeisterung. Die soll natürlich über den Winter andauern. Wenn alle Stricke reißen und die Nadeln weiter nur so wieselflink fliegen, dann wird das Werk zum Brunnenfest tatsächlich vollbracht sein. Bis dahin strickt die Stadt.

Nadel und Wollfaden entnervt in die Ecke geschmissen, hat übrigens noch keiner. Und so wird die Bad Breisiger Masche vorbildlich.

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