Ehrenamtlich in Altenahr tätig Im Dienst der Burgruine Are in Altenahr

ALTENAHR · 14 „Burgmöbbel“ halten die mittelalterlichen Überreste des einst stolzen Bauwerkes in Altenahr in Schuss. Ohne sie würden die Spuren des Mittelalters verwischt.

 Arbeiten an der Zisterne im Burghof: (von links) Peter Jeandrée, Roger Kassner und Klaus Schlichtenmayer.

Arbeiten an der Zisterne im Burghof: (von links) Peter Jeandrée, Roger Kassner und Klaus Schlichtenmayer.

Foto: Burgmöbbel

Wenn Peter Herrig zum Feierabend von seinem Haus am Altenahrer Roßberg zur vom Abendrot erleuchteten Burgruine Are hinaufschaut, dann packt ihn oft der Ehrgeiz. Er schultert sich seine eigens angefertigte Mülltasche und schnappt sich seine Müllzange. Den sandig-steinigen Pfad zur Burg hinauf mustert er mit konzentriertem Blick. Nach einer kurzen Verschnaufpause an der „Gymnicher Porz“ geht es weiter zum Burgbrunnen.

Besondere Kontrolle erhalten die Schlösser am Gitter, welche gerne einmal aufgeschlagen oder verbogen werden. Vandalismus ist ein steter Begleiter auf der Burg. Auf dem Weg zur romanischen Doppel-Burgkapelle säumen Piccolo-Sektflaschen und halb verrottete Überraschungseier die Route.

Auf dem Burgfried finden sich die Überreste eines Bergsteiger-Picknicks. Herrigs Kollege Guido Görtz prüft unterdessen optisch die Entwicklung einiger Mauerabschnitte, um den zuständigen Behörden schnell mitteilen zu können, sollte sich etwas Gravierendes am Altenahrer Wahrzeichen abzeichnen. Sie beide sind Teil der 14-köpfigen selbst ernannten „Mittelalterlichen Söldnertruppe Burgmöbbel von Burg Are“, die sich Hand in Hand mit dem „Förderkreis Burgruine Are“ um die Erhaltung des 1121 erstmals urkundlich erwähnten Bauwerks kümmern.

"Burgmöbbel" treiben sich auf der Burg herum

Der Initiationspunkt für die Gründung der Truppe liegt weit in der Vergangenheit. Als die Burg 1714 endgültig zerstört wurde, wurde dies damit besiegelt, dass der Brunnen fast vollständig zugeschüttet wurde. Weder Kurköln noch die Altenahrer Bürger wollten jemals wieder irgendwelchen Raubrittern einen Unterschlupf bieten. 291 Jahre lang geriet der Brunnen in Vergessenheit. „Wir haben als Kinder da oben gespielt“, erinnert sich Görtz, „da war ein etwa drei Meter tiefes Loch mitten im Wald und darüber bloß ein rostiges, loses Gitter.“

2005 entstand dann die Thekenidee: Der Brunnen soll wieder freigelegt werden. Die „Burgmöbbel“ mit ihren charakteristischen Zipfelmützen waren geboren. Bei der Frage nach dem Ursprung ihres Namens müssen Herrig und Görtz grinsen: „Das sind halt die, die sich auf der Burg herumtreiben. Das ist ein alter Name, von dem aber keiner weiß, woher er kommt.“

Legt man die „kölsche“ Bedeutung als „Kind“ zugrunde, so würde das schon einmal gut auf die Truppe passen, besonders wenn sie ihre Motivation auf den Punkt bringen: „Wir sind hier aufgewachsen!“

Zunächst wurde der Brunnenkopf freigelegt und mit Bruchsteinen befestigt. Anfangs noch mit bloßen Händen, später mit einer kleinen Raupe, die der Förderverein gesponsert hatte, wurden die Gerätschaften und Baumaterialien über den zunächst schmalen und dann befestigten Fußweg die Burg hinauftransportiert. Langsam wuchs der Brunnen sowohl in die Tiefe als auch mit einem Dach in die Höhe.

Eigener Mottowagen beim Karneval

2011 konnten die „Möbbel“ dann unter den Augen der Öffentlichkeit das erste Wasser aus dem Brunnen seit Jahrhunderten fördern. Neben dem Hauptprojekt Brunnen wurden auch zahlreiche andere Projekte von den Altenahrern umgesetzt. Die Aussichtsplattform auf dem Burgfried wurde neu mit Teerpappe eingedeckt, Hecken gestutzt, Weinreben gepflanzt und eine Zisterne an der Kapelle freigelegt.

Zahlreiche Fundstücke förderten die Handwerker ans Tageslicht, die heute im Haus des Gastes ausgestellt sind – darunter Scherben, Tierskelette und altes Bauholz der Burg. Auch die Freizeit kommt nicht zu kurz und so bauten die Zipfelmützenträger für die Karnevalsumzüge in Altenburg und Altenahr 2011 einen eigenen Mottowagen. „Das sollten wir mal wieder machen“, sahen sich Herrig und Görtz vielsagend an.

Bei einem entspannten Feierabendbier nach getaner Arbeit in der Sitzgruppe im Burghof ist die Sonne langsam hinter dem Ahrgebirge verschwunden. Die jungen Schwalben haben ihre Flugübungen über den alten Mauern beendet und Herrig und Görtz schauen mit einem lachenden und weinenden Auge in die Zukunft. „Viele unserer Kinder kommen jetzt von der Ausbildung und vom Studium wieder nach Altenahr zurück und können uns wieder unterstützen“, so Herrig. Doch Görtz fügt hinzu: „Nachwuchs können wir trotzdem gebrauchen. Neue sind immer herzlich willkommen.“

Der Traum der fleißigen „Möbbel“ ist es, irgendwann die alten Umrisse der Burg auf dem Boden mit Steinen nachzeichnen zu können, um den Besuchern die Dimensionen klar zu machen, welche Burg Are zu seinen Glanzzeiten vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein einst hatte.

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