Römer-Therme in Bad Breisig Bad Breisig profitiert kaum von den Römer-Thermen

Bad Breisig · Die wirtschaftlichen Auswirkungen, die von der Badelandschaft auf den Einzelhandel, auf Dienstleister und Gastronomie ausgehen, sind nur gering.

Die Auswirkungen der Römer-Thermen auf das Bad Breisiger Wirtschaftsleben sind weitaus geringer als von der Kommunalpolitik bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine breit angelegte Besucherbefragung der dwif-Consulting GmbH, die mit einer entsprechenden Untersuchung beauftragt war. Ein Besuch in der Badelandschaft wird demnach in der Regel nicht auch dazu genutzt, Einzelhandelsgeschäfte oder Gastronomiebetriebe in der Stadt aufzusuchen, so das ernüchternde Ergebnis, das möglicherweise auch für die Betreiber der Ahr-Thermen in Bad Neuenahr von Relevanz sein könnte.2016 hatte sich die Stadt entschlossen, das Bad für 3,5 Millionen Euro zu sanieren.

Wie Aussagekräftig ist das Gutachten?

Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch ist mit dem Gutachten und seinem Ergebnis wenig zufrieden: „Einige Fragen waren nicht zielführend und gingen an unserem Auftrag vorbei.“ Ungeachtet dessen seien Auswirkungen auf die Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe nicht untersucht worden. Überhaupt decke sich das von der dwif-Consulting herausgearbeitete Ergebnis keineswegs mit ihrer eigenen Wahrnehmung. Auch CDU-Vorsitzender Norbert Heidgen bestätigte: „Ich weiß verbindlich, dass die Römer-Thermen bei der Wohnsitzwahl so mancher Zugezogener ausschlaggebend waren.“

Hauptsächlich kommt der Badegast aus einem Umkreis von rund 60 Kilometern nach Bad Breisig, um sich in der Römer-Therme zu entspannen. Nur 20 Prozent der Badnutzer wohnen auch in Bad Breisig, das Gros kommt indes aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Das Durchschnittsalter liegt bei 58 Jahren, 45 Prozent der Tagesgäste sind älter als 65 Jahre, die meisten Schwimmer kommen alleine oder mit einem Partner.

Besonders bitter: Die Besucher kommen hauptsächlich alleine wegen der Thermen nach Bad Breisig, weitere Veranlassungen, die idyllische Stadt am Rhein zu besuchen, werden kaum gesehen. Somit gibt es nach oder vor dem Badbesuch auch kaum weitere Aktivitäten, von denen man in Bad Breisig profitieren könnte. Weder Einkäufe in der Stadt, noch ein Verweilen in Restaurants oder Kneipen stehen auf dem Plan der Breisig-Gäste, so die Gutachter.

Nur jeder fünfte Tagesgast unternimmt im Rahmen seines Thermenbesuches noch irgendetwas in der Stadt. Die klare Aussage: 79 Prozent der Badegäste besuchen nicht die Innenstadt und planen das auch nicht. Gründe: fehlender Anlass, kein Interesse, keine Lust, keine Zeit. Dabei war man in den politischen Gremien stets davon ausgegangen, dass die Römer-Thermen einen besonderen Motor für das örtliche Wirtschaftsleben darstellen.

Erfreulich: Die Befragung der Gäste ergab, dass es eine sehr hohe „Wiederbesuchsabsicht“ gibt und die Thermen im Freundes- und Bekanntenkreis gerne weiterempfohlen werden. Ohnehin zeigt die Besucherstruktur auf, dass es viel Stammpublikum gibt. 80 Prozent der Besucher sind Stammkunden. Kaum eine Rolle spielen in der Besucherstruktur übrigens Übernachtungsgäste.

Die wenigsten Hotelgäste nutzen ihren Aufenthalt, um mal flott in die wohltemperierten Becken der Thermenlandschaft zu hüpfen. Für Hermann-Lersch Veranlassung, das Marketingkonzept zu überdenken: „Wir müssen mehr in den Hotels der Stadt für die Römer-Thermen werben.“ Auch waren die Römer-Thermen laut Gutachten bei der Wohnsitzwahl der Bad Breisiger nahezu bedeutungslos.

Lediglich rund ein Viertel der Einwohner messen den Angeboten der Thermen eine große oder zumindest eine mittlere Bedeutung bei ihrer Entscheidung für den Wohnort Bad Breisig zu. Ein Ergebnis, das nicht nur von der Stadtbürgermeisterin mit Skepsis aufgenommen wird: „Viele Menschen haben die Römer-Thermen irgendwann besucht, die Schönheiten der Stadt entdeckt und haben sich dann schließlich dazu entschlossen, hierher zu ziehen“, sind sich Gabriele Hermann-Lersch und Norbert Heidgen sicher.

Das Bad selbst schneidet bei der Befragung gut ab: Erreichbarkeit, Verkehrsanbindung, Öffnungszeiten, Atmosphäre, Sauberkeit – die Zufriedenheitswerte sind hoch. Die Auswirkungswerte hingegen sind es nicht.

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