Ferienfreizeit der Awo in Sinzig Großer Spaß für kleines Geld auf dem Harterscheid

SINZIG · Mehr als 300 Sinziger Kinder haben für kleines Geld richtig viel Spaß: Sie nehmen an der Ferienfreizeit der Arbeiterwohlfahrt im Hennes-Schneider-Haus auf dem Harterscheid bei Königsfeld teil.

 Profikünstlerin Stefanie Manhillen aus Bad Bodendorf arbeitet mit den Kindern mit Ton.

Profikünstlerin Stefanie Manhillen aus Bad Bodendorf arbeitet mit den Kindern mit Ton.

Foto: Martin Gausmann

Kein Handy, keine Spielekonsole, kein Musik-Player – eigentlich ganz schön langweilig. Doch von wegen. Gerade weil diese liebgewordenen Utensilien zu Hause bleiben müssen, haben mehr als 100 Sinziger Kinder zurzeit für kleines Geld richtig viel Spaß. Sie nehmen an der Ferienfreizeit der Arbeiterwohlfahrt im Hennes-Schneider-Haus auf dem Harterscheid bei Königsfeld teil. Eine, zwei oder auch drei Wochen, je nach Belieben. Bis zum Ende der Aktion werden sich mehr als 300 Steppkes richtig ausgetobt haben.

„Die Zahl der Kinder schwankt täglich ein bisschen“, sagt Wiltrud Post, die seit Urzeiten die Freizeit leitet. Wie lange, weiß sie gar nicht mehr. 68 Jahre ist die Sinziger Awo-Vorsitzende jung und weiß: „Die Kinder von vor vielen Jahren sind heute als Erwachsene mit mir als Betreuer hier. Die Arbeit mit den Kleinen hält mich fit.“

Alles inklusive

120 Kinder waren es in der ersten Ferienwoche, 110 in dieser Woche und in der dritten werden es immerhin noch 70 sein. „Auf zehn Kinder kommt je ein Betreuer, dann funktioniert das auch“, sagt Post. Kosten? 78 Euro pro Woche, alles inklusive vom Bustransfer über Frühstück, Getränke, Mittagstisch bis zum Kaffeeteilchen am Nachmittag oder Pudding zum Dessert und Bastelmaterial. Awo-Mitglieder zahlen pro Woche und Kind 70 Euro, auswärtige Kinder 82 Euro.

Über insgesamt drei Wochen erstreckt sich die Ferienfreizeit in dem Haus, das direkt neben dem Königsfelder Sportplatz im Wald steht. Und deshalb ist „Büdchen bauen“ auch die liebste Beschäftigung der Kinder von sechs bis 14 Jahren.

Da sind vor allem die Jungs am Werk. Wenn auch für die „Innenausstattung“ der Geschmack der Mädchen Vorrang hat. Schließlich werden die Buden jeden Freitag von der Jury der Betreuer bewertet. Als Lohn winken „Mosas“. Mosaiksteinchen, die auch als Währung dienen. So etwa in dem Stil: „Der Ast, den du da hast, passt genau für unsere Bude“ – und schon beginnt das Feilschen. Und bald wechseln etliche „Mosas“ den Besitzer, der sie gleich gegen ein Kunstwerk eintauscht.

Denn zu den Betreuern gehört auch eine professionelle Künstlerin: Stefanie Manhillen von der Kleinen Kunstschule im Blauen Haus in Bad Bodendorf. Sie arbeiten mit den Kinden mit Materialien aus dem Wald, mit Ton und Farbe. Da kommen dann Katzen, Schmetterlinge oder Fantasiegestalten heraus, die in der alten Liegehalle des Hennes-Scheider-Hauses, dort wo auch Bierdeckel als Strickliesel für Freundschaftsbänder dienen, zu bewundern sind.

Spagat zwischen Aufsicht und Nicht-beaufsichtigt-fühlen-lassen

Wer lieber Erzählungen lauscht, singen möchte oder einfach mal nach einem Rückzugsort sucht, auch der wird fündig. Dafür gibt es einen alten Bauwagen, der mit Sesseln und jeder Menge Kissen ausstaffiert ist. „Das ist für viele nach dem Toben eine Art Ruheinsel“, sagt Wiltrud Post, die mit ihren ehrenamtlichen Helfern den Spagat zwischen Aufsicht und dem Nicht-beaufsichtigt-fühlen-lassen für die Kinder meistert. Die Betreuer haben keinen einfachen Job: Denn die Aufsichtspflicht beginnt beim Abholen der Kinder in den Sinziger Stadtteilen mit dem Bus und endet auch erst wieder, wenn die Kinder am späten Nachmittag wieder aus dem Bus steigen.

Dennoch geht es gefühlt locker zu, denn die Betreuer verstehen es, als Gefährte und nicht als Aufsicht zu wirken. Und die „Küchenfrauen im Ruhestand“ genießen es als Ehemalige des Teams auf der Bank vor dem Haus zu sitzen, zu plauschen und den Kindern zuzuschauen, wenn die Rollende Waldschule der Jäger vorbeikommt oder es beim Besuch der Feuerwehr zur Erfrischung „Wasser marsch“ heißt.

Der Tagesablauf hat feste Rituale: gesundes Frühstück, zwischendurch Obst, selbst gekochtes Mittagessen an den Tischen im großen Saal und am Nachmittag vor der Abfahrt noch ein Kaffeeteilchen. Verhungert ist also noch keiner. Der Favorit ist natürlich Spaghetti mit Hackfleischsoße. Aber auch Fleischkäse, Bratwurst oder Gyros finden reißenden Absatz. „Wer kein Schwein essen darf oder will, der bekommt eben Hühnchen“, sagt Post, die es bei den Freizeiten mit Kindern aus sechs Nationalitäten zu tun hat. „Schwierigkeiten gab es da nie.“ Sie ist über die vielen Jahre zum Profi in Sachen Ferienfreizeit geworden: Das wissen die Kinder und respektieren ohne Murren, dass das Essen nicht fotografiert wird und auch die gewünschte Wortwahl untereinander durchaus gesitteter ist als auf dem Schulhof.

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