Bilder von der Ahr Gemälde und Fotos einer einzigartigen Landschaft

DERNAU · Die beiden Künstler Matthias Bertram und Bernd Schreiner blicken in die Gesichter der Landschaft und dokumentieren sie im Zweidimensionalen.

 In der Frühe vom Dernauer Krausberg aus fotografiert: Das Marienthaler Hubachtal mit den Weinbergslagen Klostergarten und Stiftsberg; im Nebel das Kloster Marienthal

In der Frühe vom Dernauer Krausberg aus fotografiert: Das Marienthaler Hubachtal mit den Weinbergslagen Klostergarten und Stiftsberg; im Nebel das Kloster Marienthal

Foto: Bernd Schreiner

Da bleibt einem die Luft weg, denn atemberaubend können sie sein, die „Gesichter einer Landschaft“, gemalt, geschnitten, radiert, wie Matthias Bertram und fotografiert, wie Bernd Schreiner sie sehen und umgesetzt haben. Mit der Motto-Ausstellung am 10. und 11. September in der „Akademie Altenahr“ in der Dernauer Bachstraße 37 (jeweils 11 bis 20 Uhr) eröffnen sie ihren Blickwinkel auf das Tal der Ahr, einzigartig durch seine Menschen, Wirtschaftskultur, Flora, Fauna, Topografie und Geologie.

Was motiviert die 66-Jährigen gemeinsam auszustellen? „Ganz einfach, wir sind beide gleich alt, in Dernau in derselben Volksschulklasse gewesen und dann beide in die Klosterschule Maria Veen der Mariannhiller Missionare im Münsterland gegangen“, sagt Bertram. „Nach der Intention unserer Mütter hätten wir Priester werden sollen“, ergänzt Schreiner. Doch wurde er Maschinenbauingenieur und sein Ko-Aussteller Bauingenieur. In ihren Berufen haben sie daher das auf dem Gymnasium mühsam erlernte Latein und Altgriechisch nicht gebraucht. Indes kam ihnen zugute, so Bertram, „dass in der Schule viel Wert auf Kunst gelegt wurde“. Seit auch er vor drei Jahren wieder ins Ahrtal zog, intensivierten die gebürtigen Dernauer ihren Kontakt.

Auf je eigene Weise beschäftigt sie die Heimatregion. Historisch interessiert, recherchierte Bertram beharrlich, um über Dernaus Geschichte, Auswanderer und die Juden des Ortes zu schreiben. Seinem Drang zu malen und zu zeichnen, der lange beschränkt blieb auf Skizzen bei einer Fahrt auf dem Nil oder im Südfrankreich-Urlaub, gab er gegen Berufsende ebenfalls nach. Mit Tusche und Stift ohnehin geübt, malte er in Acryl, wendet sich jedoch seit ein, zwei Jahren verstärkt der Radierung, dem Linolschnitt und dem Aquarell zu.

In letzterer Technik wogen weich, wie in Watte gepackt, seine „Ahr-Eifelberge vom Krausberg zum Aremberg“. Mit dem „Aufstellen des Maibaums“ vor düsterem Himmel gerät spannungsreich ein Brauch ins Visier. Leuchtend farbig betten die Aquarelle „Ahrweiler Kalvarienberg“ und „Eisenbahnbrücken bei Rech“ Monumente der Religion und des Verkehrs in die Landschaft ein.

Dagegen bannen Tuschezeichnungen präzise wie pittoresk Dernau um 1925 mit Fachwerkhäusern oder Walporzheim um 1900, als die Pfahljochbrücke noch stand. Nicht fehlen dürfen in der Ausstellung die treffliche Radierung bläulicher Weinbergterrassen im Schnee sowie die prägnanten Linolschnitte in apartem Schwarz-Beige-Graublau. Bernd Schreiner ist ein Mann mit „Mechanik im Blut“ und einer, der „schon immer“ eine Kamera hatte. Unterwegs in der Fluss- und Weinlandschaft Ahr, nutzt er heute meist eine moderne digitale Ausführung. Großartige Szenarien tun sich auf, wie sie nur einem Kenner des Geländes und geduldigem Motiv-Jäger in die Linse gehen. „Es gibt nur zwei Kriterien in der Fotografie, den Standpunkt und den Zeitpunkt. Den Standpunkt finden viele“, weiß Schreiner. Mit einem bestimmten Ziel geht er los. Doch dann lässt sich der Hobby-Fotograf leiten, von der Umgebung, den Wolken, dem Licht – und wartet. Möglich, dass alles in einen perfekten Augenblick mündet und das Herz schneller schlägt.

Dies war wohl der Fall, als er das Ahrtal zwischen Marienthal und Walporzheim im Morgennebel festhielt. Bäume, Rebhänge und Bergformen stehen samtig umfangen. Von oben drücken dunkle Schwaden. Einzig hinten, im Zwickel des Taleinschnitts, erscheint der Nebel angeleuchtet, und auf ein einzelnes Haus im Mittelgrund laufen alle Diagonalen zu. „Das Bild gibt den Charakter des Ahrtals treffend wieder“, findet Schreiner.

Geradezu hypnotische Wirkung entfaltet sein in Schwarz-Weiß umgewandeltes Farbfoto von der Brücke an der ehemaligen Mühle oberhalb von Dernau. Es führt in einen berückenden grafischen Kosmos graziler Formen: Spiegelungen der Zweige und im oberen Bilddrittel der Brückenbögen. Stand Schreiner dabei in der Ahr, so nahm er die vom Nebel isolierte Ruine der Saffenburg bei Mayschoß vom Recher Herrenberg aus auf. Gestaffelte Erhebungen geben dem Bild Tiefe und reizvolle Kontraste von betontem Vordergrund und geheimnisvoller Ausdehnung.

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