Arbeiten im Sinziger Schloss Fortschritte im kleinen Kultursaal

Sinzig · Ein Juwel wird aufpoliert: Im kleinen Kultursaal des Sinziger Schlosses neigt sich der zweite Bauabschnitt dem Ende zu. Insbesondere die neue, eng ans Original heranreichende Tapete zeigt nun ihre Wirkung.

 Das Sinziger Schloss wurde in den Jahren 1854 bis 1858 als Sommerresidenz des Kölner Kaufmanns Gustav Bunge errichtet.

Das Sinziger Schloss wurde in den Jahren 1854 bis 1858 als Sommerresidenz des Kölner Kaufmanns Gustav Bunge errichtet.

Foto: Martin Gausmann

Das Sinziger Schloss ist ein Juwel, das mit zunehmender Restaurierung immer profilierter in Erscheinung tritt, wie ein neuerlicher Fortschritt im kleinen Kultursaal zeigt. Maler Friedel Robertz und die Auszubildende Sarah Hoffmann, Mitarbeiter des mit historischen Räumen vertrauten Bonner Malerbetriebs Karl Müller, sind hoch zufrieden mit ihren fünfwöchigen Einsatz sowie der Wirkung der neuen Tapete.

"Sehr viele Vorarbeiten, Beiputzen und Spachteln waren nötig", erklärt Robertz. Zum Egalisieren kam auf den Untergrund außerdem eine Untertapete. "Diese haben wir gestrichen im dunklen Ton der zukünftigen Tapete", so der Fachmann weiter. Erst zuletzt wurde das Wandpapier mit der edlen Bezeichnung "588 Königsloge" geklebt. Nach Tapetenfragmenten, welche die Restauratorinnen des Büro Lawen bei der vorangegangenen Restaurierung der Kassettendecke gesichert hatten und in Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), wählte man bei der Tapetenmanufaktur Hembus aus Frankfurt am Main diese Farbgebung und dieses Muster aus, woraufhin das geprägte Wandpapier eigens für das Schloss gefertigt wurde. Denn die Restaurierung zielt darauf ab, die Ursprungssituation, so weit als möglich wieder herzustellen.

"Eine tolle Tapete", urteilt Bauamtsleiter Marco Schreiner übereinstimmend mit den Experten der Denkmalpflege. Ihre Oberfläche ist matt, den roten Grund bedecken stilisierte Blüten- und Blattformen in Weinrot. Wer hätte sich vorgestellt, dass die nachträglich hell gefärbte Wand ehemals derart warme Impulse in den Raum sendete? Die eng ans Original reichende Tapete steigert dem Empfinden nach geradezu die Raumtemperatur. "Es war für alle eine große Überraschung", sagt Schreiner. Gleichwohl stellt die Tapete einen „eher kleineren Baustein“ der zweiten Bauphase dar. Diese umfasst auch das Austauschen "fauler Stellen" am Boden und die Bearbeitung mit Lasur.

Den Hauptauftrag für Holzarbeiten, Parkettboden, Wandvertäfelung und Türen erhielt das Unternehmen Wibbeke Denkmalpflege aus Geseke, Nordrhein-Westfalen. Sie hat die Türen einzeln untersucht und zuunterst der Innenseiten einen blaugrünen Ton vorgefunden. In dieser Farbe anstelle des zuletzt aufgetragenen Brauns ist nun der Fond der Türen. Da die bemalten Papierflächen in den Kassetten der Türen gut erhalten waren, erfuhren sie lediglich eine Konservierung.

Die Raumansicht, in der Tapeten- und Türfarben jetzt mit der Kassettendecke korrespondieren, belege, so der Bauamtsleiter, "dass sich die Bemühungen zur Umsetzung der Maßnahme auch mit dem Einsatz der Fördergelder des Landes sehr gelohnt haben." Bis Mitte Juni rechnet er mit dem Abschluss der Arbeiten. Dann hat auch die Firma Wibbeke ihre Leistungen an der Wandverkleidung einschließlich der imitierten Ledertapete beendet.

Für den ersten Bauabschnitt der Kassettendecke gab es keinen Landeszuschuss, aber Fördermittel der Dr.-Oetker-Stiftung in Höhe von 30.000 Euro. Zu den avisierten Baukosten und Baunebenkosten des zweiten Bauabschnitts von 114 000 Euro gibt das Land Rheinland-Pfalz 36 400 Euro dazu. Mit dem dritten Bauabschnitt, der die Fensterläden, das Fenstermaßwerk und die Fenster selbst betrifft, kann voraussichtlich im Jahr 2020 begonnen werde. Schreiner hofft, dass die Fördergelder dann noch üppiger ausfallen.

Im Frühjahr hat er einen Ergänzungsförderantrag für Bundesmittel gestellt. Dieses Sonderprogramm wird jährlich aufgelegt und fördert kumulativ zur Landesförderung. So rechnet er mit insgesamt 40 bis 50 Prozent Förderquote der Gesamtkosten von rund 95 000 Euro, also rund 45 000 Euro, statt dem üblichen rund 30 Prozent Förderquote. Die abschließende Entscheidung steht allerdings noch aus.

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