Jahreshauptversammlung des Kreiswaldbauvereins Forstämter müssen Bewirtschaftung aufgeben

DÜMPELFELD · Die Bewirtschaftung kommunaler Wälder durch die staatlichen Forstämter wird wohl aufgegeben werden müssen. Auch die Holzvermarktung für den Verein wird durch die staatlichen Forstämter nicht mehr möglich sein. Das ist zumindest die Prognose des Vorsitzenden Albrecht Baron von Boeselager.

 Tagten in Dümpelfeld: Bernd Schiffarth (von links), Hans Günter Fischer, Albrecht Baron von Boeselager, Christoph Abs, Helmut Rieger.

Tagten in Dümpelfeld: Bernd Schiffarth (von links), Hans Günter Fischer, Albrecht Baron von Boeselager, Christoph Abs, Helmut Rieger.

Foto: Gausmann

„Der Landkreis Ahrweiler ist eigentlich ein Waldkreis“, stellte Kreisbeigeordneter Horst Gies bei der Jahreshauptversammlung des Kreiswaldbauvereins in der DüNaLü-Halle in Dümpelfeld mit einem Augenzwinkern fest. Von den 1456 Waldbesitzern im Kreis informierten sich dort etwa 60 über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Forstwirtschaft. Und die seien alles andere als ermutigend, so der Vorsitzende Albrecht Baron von Boeselager.

Insgesamt habe der Waldbauverein im vergangenen Jahr 7420 Festmeter Holz eingeschlagen und für 259 000 Euro vermarktet. Der Nettodurchschnittserlös pro Festmeter habe 34 Euro für den Waldbesitzer betragen, nach 46 Euro im Vorjahr. Allerdings würden sich auf diesem Gebiet wesentliche Veränderungen ergeben, denn die Kartellbehörden hätten sich als noch rigoroser erwiesen als befürchtet. „Die Bewirtschaftung kommunaler Wälder durch die staatlichen Forstämter wird wohl aufgegeben werden müssen. Und zumindest die Holzvermarktung für größere forstliche Zusammenschlüsse wie unseren Kreiswaldbauverein durch die staatlichen Forstämter wird auch nicht mehr möglich sein“, sagte von Boeselager voraus.

Das bedeute einen erheblichen Einschnitt für die Waldbewirtschaftung in Rheinland-Pfalz, eine Arbeitsgruppe befasse sich auf Landesebene bereits mit den Konsequenzen und möglichen Lösungen. Unabhängig davon sei jetzt schon klar, dass die Dienstleistungen der Forstverwaltung für den Privatwald erheblich teurer geworden seien, die Stundensätze seien um 25 bis 50 Prozent gestiegen. „Dies wird sicherlich auch dazu beitragen, die Beziehung zwischen Privatwald und den staatlichen Forstämtern zu lockern, da private Anbieter auf dem Markt möglicherweise bald konkurrenzfähig werden“, bemerkte der Vorsitzende.

Die Sorgen wegen des überhöhten Wildbestandes, besonders des Rotwilds in Teilen des Kreises, blieben auch weiterhin bestehen, so der Baron. „Es ist mir unverständlich, mit welcher Blauäugigkeit schwere langfristige Schäden neben den hohen Vermögensverlusten dadurch in Kauf genommen werden“, schüttelte er den Kopf. Er wünsche sich zudem, dass es bei der Waldflurbereinigung etwas schneller vorangehe.

Auch 2015 habe die forstliche Förderung seitens des Landes erneut zu wünschen übriggelassen, berichtete Geschäftsführer Bernd Schiffarth. Man habe keinerlei Förderbeiträge abrufen können, und das sei auch bis 2020 so zu erwarten. Dafür gebe es jetzt immerhin Zuwendungen für den forstlichen Zusammenschluss direkt, wodurch der Mitgliedsbeitrag stabil gehalten werden könne.

Derzeit würden Waldblöcke in Rech, Dümpelfeld, Niederadenau und Lückenbach durchforstet. Damit die Mitglieder das künftig auch selbst übernehmen können, wurden mehrere Motorsägen-Lehrgänge angeboten, an denen insgesamt 72 Personen teilnahmen. Die Lehrfahrten 2015 führten mit 38 Teilnehmer nach Namibia und mit 42 Teilnehmern nach Thüringen. In diesem Jahr ging es mit 63 Teilnehmern nach Assisi und Umbrien in Italien.

Das Thema „Wildschäden im Wald“ begleitete den Waldbauverein auch 2015 und mündete in einer Fahrt von Ortsbürgermeistern, Jagdvorstehern und Waldbesitzer ins Forstamt Prüm, wo neue Wege der Rotwildbejagung und -Reduzierung vorgestellt wurden. Thema sei auch der notwendige Rückbau zahlreicher Kulturgatter gewesen, der leider allzu oft ziemlich spät erfolge oder gänzlich unterbleibe. Dort seien die Waldbesitzer aber in der Pflicht.

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