Begegnungsnachmittag in Mayschoß Flüchtlinge, Helfer und Interessierte kommen sich näher

Mayschoß · Bei strahlendem Sonnenschein quoll die Alte Schule in Mayschoß schier über von Besuchern. Das Flüchtlingsnetzwerk in der Verbandsgemeinde Altenahr hatte zum monatlichen Begegnungsnachmittag unter dem Motto „Die Flüchtlinge, die Mayschosser – wer sind die eigentlich?“ geladen.

 Selfie an einem sonnigen Plätzchen.

Selfie an einem sonnigen Plätzchen.

Foto: Martin Gausmann

Mehr als 100 Besucher – Flüchtlinge, Helfer und Interessierte – waren der Einladung gefolgt. Mayschosser Platt, Arabisch, Englisch und die Kommunikation mit Händen und Füßen sorgten für eine Klangkulisse der Fremdheit, aber auch des ungebrochenen Willens zur Verständigung, die schon von weitem vernehmbar war.

In Mayschoß selber sind zwar noch keine Flüchtlinge untergebracht, dennoch war es Brigitte Weber und den anderen Organisatoren wichtig, dass auch hier ein solcher Nachmittag stattfinden kann: „Wir wollen Ängste abbauen, indem wir die direkte Begegnung ermöglichen.“ Glücklicherweise hat die Kölner Silvesternacht in der Gegend noch zu keiner Verschlechterung des Engagements der Bevölkerung geführt. „Die Stimmung in unserer Verbandsgemeinde ist noch nicht gekippt“, zeigte sich Weber erleichtert.

Der Andrang gab ihr recht: Bald schon reichten der untere Raum für die Erwachsenen und die erste Etage für die Kinder nicht mehr aus. Unterschiedliche Nationalitäten und Altersgruppen drängten darauf in den Innenhof der Alten Schule und lernten sich beim ausgelassenen Spiel näher kennen. Draußen wie drinnen kamen bei Tee, Kaffee und Kuchen auf den ersten Blick unterschiedliche Menschen ins Gespräch und tauschten ihre oft tragischen Geschichten aus.

Solche wie die des syrischen Lastwagenfahrers, der nach zermürbenden Aufenthalten in unterschiedlichen Flüchtlingslagern endlich seine Familie nach Deutschland nachholen konnte und dank seiner akribisch aufbewahrten Arbeitszeugnisse große Chancen auf einen Arbeitsplatz hat. Oder die Erlebnisse einer 24-jährigen Studentin, die ihr Studium der Landwirtschaft abbrach, um vor dem Bürgerkrieg in Syrien über das Mittelmeer nach Griechenland zu fliehen.

Auf die Frage nach dem Grund ihrer Flucht antwortete sie wie selbstverständlich: „to live safe, no war“ – „sicher zu leben, kein Krieg“. Sie leidet darunter, untätig in ihrer Flüchtlingsunterkunft die Tage verleben zu müssen, bis sich die Möglichkeit eines Deutschkurses bietet und ihrem Asylantrag stattgegeben wird. Eine mögliche Fortführung ihres Studiums ist nur ein Silberstreif am Horizont ihres momentan eintönigen Lebens. Für sie war der Nachmittag auch ein Ausbruch aus dem Alltag.

Für andere wiederum war der Nachmittag der Beginn eines neuen Engagements. In Patenschaften übernehmen Ehrenamtliche Verantwortung für einen Flüchtling oder auch ganze Familien. An diesem Nachmittag konnten sie die Menschen näher kennen lernen, für die sie in Zukunft Sprachrohr vor deutschen Behörden, Helfer bei Kleinigkeiten und vielleicht irgendwann auch einmal Freunde sein wollen. Neben dem Aspekt des Kennenlernens verfolgt das Netzwerk nämlich auch pragmatische Ziele. „Einen der nächsten Nachmittage wollen wir als Praktikumsbörse organisieren“, schaute Weber in die Zukunft, „auf Ebene der Verbandsgemeinde sind wir noch klein genug, um solche Dinge zielführend umzusetzen.“

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