Festschrift mit zahlreichen Fotos Dorf sammelt Erinnerungen für Kreuzberger Orts-Chronik

KREUZBERG · Die Bewohner von Kreuzberg erinnern sich in einer 42-seitigen Festschrift mit zahlreichen Fotos an früher. Es geht um ganz persönliche Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Dorf. Aber das ist erst der Anfang: Eine große Kreuzberger Orts-Chronik soll folgen.

 Feinkost: Der Dorfladen war einst Mittelpunkt und Nachrichtenbörse zugleich.

Feinkost: Der Dorfladen war einst Mittelpunkt und Nachrichtenbörse zugleich.

Foto: Kreuzberg

Ein Telefon gab es nicht in jenem Gasthof. Die Männer, die sich dort ihr Feierabendbier gönnten, schätzten das ungemein. Denn so waren sie für ihre Frauen nicht erreichbar. Frauen. Dass die sich abends im Dunkeln auf den Weg machen würden, um die Zecher allzu früh heimzuholen, war unwahrscheinlich. Zu abgelegen war die Kneipe.

Geschichten wie diese erzählen sich die alten Kreuzberger immer wieder gerne. Und damit solche Anekdoten nicht vergessen werden, haben einige Kreuzberger, unterstützt von vielen Nachbarn, begonnen, Erinnerungen zu sammeln. In einem ersten Schritt entstand eine kleine Chronik, die jetzt als Festschrift zum Burggartenfest herausgegeben wurde. Sie vermittelt einen oft überraschenden Einblick in 1125 Jahre Ortsgeschichte und in die Historie der Burg, die es seit 675 Jahren gibt.

Im Mittelpunkt steht das Alltagsleben der Menschen, das immer auch die „große“ Geschichte mit gesellschaftlichen Umbrüchen widerspiegelt. Wo haben die Leute früher gearbeitet und eingekauft, wie sahen die Schulen aus, die ihre Kinder besuchten? Wo trafen sie sich in ihrer Freizeit? Solche Fragen beantwortet die Chronik. Sie beschreibt, welche große Rolle das Bahnbetriebswerk spielte, wie verheerend die Hochwasser und auch der Felsrutsch im Februar 1988 waren, wie Karneval, Junggesellen-, Sport- und Bürgerverein das Leben im Dorf prägten und zum Teil auch heute noch bereichern. Künstler werden vorgestellt, frühere Lebensmittelläden und Restaurants beschrieben, die Feuerwehr wird gewürdigt. Neue Unternehmen haben ebenfalls ihren Platz in der Chronik. Das Wahrzeichen Kreuzbergs ist die Burg, auf der die Familie von Boeselager lebt. Der Leser erfährt, dass Albrecht von Boeselager sein Kinderzimmer zeitweise nur über eine Leiter vom Innenhof erreichen konnte, weil das historische Gemäuer eine einzige Baustelle war. Informiert wird aber auch darüber, dass der Baron alle zwei Jahre den Trierer Krankenpilgerzug leitet und Großkanzler des Malteserordens ist.

„Doch diese optisch attraktive und inhaltlich berührende Chronik mit ihren 42 Seiten, zahlreichen Fotos und kleinen Texten ist erst der Anfang“, berichtet Mitinitiatorin Ulrike Walden. Der nächste Schritt ist eine umfassendere Chronik, ein Stück „Geschichte von unten“. In aller Ruhe sollen möglichst viele Geschichten aufgezeichnet werden, die Kreuzberger erlebt haben. Traurige, heitere und kuriose. All jene, die ihnen wichtig sind und die nicht vergessen werden sollen. Wie erinnern sie sich an ihre Kindheit, an die Schule, an die Nachkriegszeit? Was haben ihre Eltern ihnen mitgegeben? Welche Menschen und Begebenheiten haben sie am meisten beeindruckt?

„Dieses Projekt soll auch dazu dienen, die Menschen wieder mehr miteinander ins Gespräch zu bringen, zum Beispiel bei Erzähl-Cafés oder Dia-Abenden“, sagte Walden. Dies wiederum stärke den Zusammenhalt im Dorf, der Kreuzbergs größter Reichtum sei. Aber gelingen könne das Projekt nur, „wenn alle Kreuzberger es zu ihrer Sache machen“. Die erste Koordination haben Mitglieder des Ortsbeirates und die Dorfvereine übernommen.

Die kleine Chronik ist erhältlich im Gasthof Weihs, Bahnhofstraße 36, 02643/8403, und im Wurstkessel, Bahnhofstraße 2, 02643/8327. Die Schutzgebühr beträgt 3,50 Euro.

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