Musikalische Liebesgeschichte Die Deutsche Streicherphilharmonie begeistert in Dernau

DERNAU · Mit beseelten Mienen verfolgten gut 150 Besucher ein wahrhaft fesselndes Konzert: Am Samstagabend spielte die Deutsche Streicherphilharmonie (DSP) im Dernauer Bürgerhaus.

 Virtuose Darbietung: Das Konzert der jungen Musiker im Dernauer Gemeindehaus.

Virtuose Darbietung: Das Konzert der jungen Musiker im Dernauer Gemeindehaus.

Foto: Martin Gausmann

Über ein Probespiel haben sich die Ausnahmetalente der öffentlichen Musikschulen Deutschlands für die Mitwirkung in der vom Familienministerium unterstützten DSP qualifiziert. Fünf bis sechs Mal im Jahr treffen sie sich zu Konzertreisen und Probenphasen. Für den Dernauer Auftritt, zugleich die öffentliche Generalprobe zu Funkaufnahmen in Köln für die 14. CD in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur, hatten die Musiker ihr Trainingslager im Jugendgästehaus in Bachem aufgeschlagen. Seit dem 2. Januar probten sie dort täglich zweimal drei Stunden – wie man hörte, mit großem Erfolg.

Ihr hohes technisches Können und ihre Spielfreude bewiesen 52 junge Streicher, elf bis 20 Jahre alt, unter der Leitung ihres Chefdirigenten Wolfgang Hentrich bereits eingangs mit einem Satz aus Max Bruchs „Serenade nach schwedischen Volksmelodien“.

Im Programm-Hauptteil präsentierten sie die komplette Streicherserenade op. 6 von Josef Suk (1874-1935), eines in Deutschland kaum bekannten, aber im Heimatland Tschechien wohlgeachteten Komponisten, und Auszüge des „Konzertes für Streichorchester“ von Grazyna Bacewicz (1909-1969). Den leidenschaftlichen Suk interessierte alles Moderne. Zwar riet ihm Antonín Dvorák, dessen Tochter er später heiratete, einfacher zu schreiben. „Aber er konnte das Komplizierte voller Vorzeichen, bs und Kreuzchen, nicht lassen. Wir spielen jetzt diese schöne Liebesgeschichte mit komplizierten Vorzeichen für Sie“, führte Dirigent Hentrich die Zuhörer ein.

Für sie entfaltete sich ein ungemein komplexes Tongewebe, mal schwebend, mal kraftvoll akzentuiert, mit fröhlichen Einsprengseln wie frühlingshaftem Vogelgezwitscher bis zu sehnsüchtigen, ahnungsvoll schwermütigen Passagen – ein atemberaubend schöner Klang, der Schauer über die Haut jagte. Spätromantiker Suk eröffnete quasi eine Wanderung durch eine höchst abwechslungsreiche Landschaft, zuweilen hin zu Abgründen, um sich alsbald erquicklichen, heiter gefärbten Gefilden zuzuwenden. Kraftvoll hebt der vierte Satz an, die tiefen Streicher haben viel zu tun, Hentrich wippt mit dem Absatz, beugt sich vor, und in einer einzigen Bewegung gehen die Streicherbögen und sein Taktstock hoch.

Der jubelnde Zusammenklang weicht getragenen Tönen, die in ein strahlendes Finale münden. Auch das Stück der polnischen Geigerin und modernen Komponistin Grazyna Bacewicz begeisterte, wenngleich sein mitunter widerborstiges Temperament die Ohren stärker herausforderte. Entgegen kamen ihnen indes das Palladio von Karl Jenkins, die „Pizzicato-Polka“ der Brüder Strauss, der „Libertango“ Ástor Piazzollas und als furiose Zugabe „Der Sommer“ von Vivaldi. Bewegt von der Musik auf höchstem Niveau, spendeten die Zuhörer verdienten Applaus und Bravo-Rufe. Angelika Furth vom mitveranstaltenden Kulturverein Mittelahr dankte dem Streichernachwuchs, dem Dirigenten und Brigitte Baldes, Leiterin des Verbandes deutscher Musikschulen, die dazu beitrug, das Konzert bei freiem Eintritt an die Ahr zu bringen. Eine Sternstunde für Dernau.

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