"Die schwebende Jungfrau" Dernauer Volkstheater zeigt Schwank zum Jahresende

DERNAU · Der Theaterverein in Dernau bietet feinstes Volkstheater mit Irrungen und Wirrungen. Rund tausend Zuschauer kommen in vier Vorstellungen auf ihre Kosten.

 Auf der Dernauer Theaterbühne gibt es reichlich Turbulenzen.

Auf der Dernauer Theaterbühne gibt es reichlich Turbulenzen.

Foto: Martin Gausmann

Volkstheater ist „in“, das zeigen die zahlreiche Theaterfreunde, die sich in jüngster Zeit zusammenfanden, Vereine gründeten oder alte Vereine wiederbelebten. In Dernau ist das Theaterspiel seit ewigen Zeiten Tradition, schon im Jahr 1889 wurde der Theaterverein „Eintracht“ ins Leben gerufen. Der ist zum Jahresende wieder an vier Abenden im örtlichen Bürgerhaus zu erleben, Premiere war am vierten Adventssonntag.

Auf dem Spielplan: „Die schwebende Jungfrau“, ein Dreiakter von Franz Arnold und Ernst Bach, der schon auf allen großen Volkstheaterbühnen im Land, von Millowitsch in Köln bis Ohnsorg in Hamburg, gespielt wurde.

Die Dernauer Bühne aber ist etwas Besonderes: Spielleiter Udo Sebastian weiß Jahr für Jahr, die Stücke in den Weinort zu implementieren. Die Zuschauer, rund 250 Abend für Abend, werden nicht in das Leben irgendeiner Familie, sondern in das einer waschechten Dernauer Familie versetzt. So auch beim Stück der schwebenden Jungfrau.

Theater auf Dernauer Art

Da sind die Handlungsreisenden eben in Sachen Wein unterwegs. Da wird zu jeder Gelegenheit Rotwein aus den örtlichen Lagen ins Glas geschüttet und da weiß man, wem man welche Dinge nicht im Vertrauen anvertrauen kann, weil sie ansonsten in Windeseile durchs Dorf getragen werden. In Verbindung mit der typischen Volkstheatergeschichte, ihren Verwechslungen, Eskapaden und dem Happy End entsteht das dorftypische Theater auf Dernauer Art.

Die Geschichte hinter der Geschichte: Der Pantoffelheld hat nach 30 Jahren plötzlich den Mumm zum Seitensprung, der ehrenhafte Biedermann entlarvt sich ebenso überraschend als notorischer Schwerenöter, und beide scheinen auch noch ungestraft davonzukommen, weil der untadelige Mustergatte durch intrigante Fügung und aus falscher Solidarität in die ausweglose Lage des Sündenbocks gerät.

Pantoffelheld und Schwerenöter

Udo Sebastian, der in seiner Rolle als Detektiv Karl-Peter von Dümpelfeld aus der eigenen Agentur „HatIhnSchon“ statt aufklärender Arbeit die Verwirrung erst perfekt zu machen scheint, weiß genau, wer aus dem Ensemble für welche Rolle am besten geeignet ist.

Gerd Sebastian spielt brillant den Schwerenöter Hugo Massenbach, dem seine Frau Ida (Sonja Kurth) blind vertraut und der daraufhin weiß: „Ich kann machen, was ich will.“ Die vom frischgebackenen Ehemann Walter (David Führmann) scheinbar hintergangene Tochter Else (Julia Bell) wirkt nur oberflächlich töricht, ihre Tante Therese (Mandy Gieler) in der Rolle des Hausdrachens ist es dagegen, was ihr nur scheinbar eng an der Leine geführter Mann Theo (Franz-Josef Stodden) nun endlich einmal unter Beweis stellen kann.

Hier kennt jeder jeden

Auf der Bühne haben die insgesamt elf Laienschauspieler schnell die Lacher auf ihrer Seite. Kein Wunder, hier kennt ja auch jeder jeden.

Zwei Monate wurde intensiv geprobt, zumeist an zwei Abenden die Woche, aber auch schon Mal ein ganzes Wochenende lang. Bühne, Ton und Licht wurden von Franz-Josef Stodden und seinem Team erstellt, bei den Requisiten für das bürgerliche Wohnzimmer aus der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit, in der das Stück spielt, kam so manch altes Schätzchen aus Dernauer Speichern zum Vorschein.

Stilecht ist natürlich auch die Garderobe der Akteure, die bunten Kleider der Damen sind echte Hingucker. Und hängt bei einem der Akteure der Text, hilft Souffleuse Bianca Liersch vom Publikum unbemerkt aus. Fertig ist das Erfolgsrezept, dass auch in diesem Jahr jede Menge Zulauf hat. Nur bei der Premiere blieben ein paar Plätze leer. Am zweiten Weihnachtstag und auch am kommenden Samstag und Sonntag ist kein Ticket mehr zu erhalten. Volkstheater ist eben „in.“

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