Bürgermeister möchte Flächen für Bauwillige ausweisen Dernau braucht junge Familien

DERNAU · Die Gemeinde Dernau ist klamm an Einnahmen und schiebt einen großen Schuldenberg vor sich her. Hinzu kommt die demographische Entwicklung, die Sorgen bereitet.

Vom neuen Gewerbegebiet auf 4,5 Hektar Fläche zwischen Dernau und Rech verspricht sich Sebastian eine Verbesserung der Gemeindefinanzen. Lange wurde geplant, jetzt endlich konnten die Tiefbauarbeiten ausgeschrieben werden. „Wenn wir das erledigt haben, kommen kleinere Dinge dran“, blickt Alfred Sebastian (62) in die Zukunft.

Ihm liegt es am Herzen, eine Fläche zwischen Bahn und Bundesstraße aufzuwerten. Vielleicht mit einer Blumenwiese, und auch das Geländer sollte seiner Meinung nach „auf Vordermann“ gebracht werden. Ein weiteres Projekt wäre der Aussichtspunkt am Sondersberg, an der Straße nach Esch, der vor einem Jahr als „schönste Weinsicht“ geadelt worden ist. Das Weingut Schlosshof hatte den Platz einst angelegt und hat jüngst schon das Geländer erneuert. Die Gemeinde will die Tische und Bänke erneuern. Das aber stellt sich laut Sebastian in dem felsigen Gelände als schwierig dar. „Da stehen täglich Leute, es ist einer der schönsten Blicke ins Ahrtal, wir wollen ihn mit wenig Aufwand zu einem schönen Platz herrichten.“

Weiteres Projekt, das dem Fremdenverkehrsort zugute kommen wird, ist der bereits geplante Ausbau der beiden Bahnübergänge. Da ist der Bürgermeister froh, dass die Bahn die Kosten für den Ausbau am Weinbrunnenplatz trägt, die Arbeiten sind für kommendes Jahr vorgesehen. Für den Übergang an der Steinbergsmühle muss die Gemeinde allerdings mit in die Tasche greifen, wenigstens kommt dann eine Schranke hin, und das Tuten der Züge hat ein Ende. Im kommenden Jahr sollte außerdem ein Leitsystem für Touristen zu Weingütern und Gaststätten eingerichtet werden, steht auf Sebastians To-do-Liste.

Einwohnerzahl ist geschrumpft

Was dem Bürgermeister und auch dem Rat zu schaffen macht, ist die demographische Entwicklung der Gemeinde, deren Einwohnerzahl von 1999 bis jetzt von 2050 auf 1780 geschrumpft ist. Das Problem sieht Sebastian in der Umwandlung vieler Wohnungen in Ferienwohnungen. Für junge Familien aus Dernau stünden sie damit nicht zur Verfügung. „Andererseits gibt es in Dernau 130 Baulücken, die Grundstücke könnten morgen bebaut werden, aber sie werden nicht zur Verfügung gestellt“, nennt er ein Problem. Eine Möglichkeit, mithilfe von Umlegung neues Bauland auszuweisen, sieht Sebastian für eine Fläche Richtung Marienthal zwischen der Lage Löhschoss und der B 267. Eine Machbarkeitsstudie sei erforderlich, und die Käufer der Grundstücke sollten verpflichtet werden, innerhalb von fünf Jahren zu bauen.

Ansiedlung junger Familien ist für Sebastian „eine vorrangige Aufgabe“ in den kommenden Jahren, denn Nachfragen gebe es genug, sagt er. Eines ist ihm wichtig: „Wir dürfen keine alte Gesellschaft bekommen, dann ist die Infrastruktur mit Kita und Schule infrage gestellt.“ Aber auch die Kirche, der Arzt, der Lebensmittelmarkt, der Bäcker und die seit einigen Jahren neue Poststelle müssten dem Dorf erhalten bleiben, ebenfalls der günstige Bahntakt, das Bürgerhaus und das Pfarrzentrum, die Tennisplätze, die Bankfiliale und vieles mehr. Nicht umsonst hat Dernau 2015 im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ gesiegt.

"Wir müssen jungen Leute eine Perspektive geben"

Drastisch führt Sebastian die Bevölkerungsentwicklung vor Augen. Zu den Traditionen im Weindorf gehört es, dass jedes Kommunionskind von der Gemeinde einen Baum geschenkt bekommt. Das waren in den 1960er Jahren 55 bis 60 Kinder, aktuell seien es noch drei, beschreibt er die Situation.

Dankbar ist er den Vereinen, die Feste organisieren und zur Verschönerung des Weindorfs anpacken, wie jüngst der Sportverein beim Ausbau des Sportplatzes und der Verkehrsverein bei der Neugestaltung des Festplatzes. Die Wanderfreunde haben den Dorfplatz aufgewertet, die Dorfgemeinschaft „Lappuhre“ hat den Platz „Op de Kiere“ allein mit den Einnahmen vom Straßenfest hergerichtet, und die Mahr-Gemeinschaft hat ihren Spielplatz saniert. Das sind nur einige Beispiele.

Eines ist Sebastian klar: „Wir leben vom Weinbau und vom Tourismus, aber wir dürfen die dörflichen Strukturen nicht verlieren, und wir müssen den jungen Leuten eine Perspektive geben.“ Schließlich sind Arbeitsplätze im benachbarten Nordrhein-Westfalen und in der Kreisstadt gut und schnell zu erreichen.

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