Serie "Dorfgespräch" Der Imagewandel von Altenahr

ALTENAHR · Ahrtal-Touristen kommen an Altenahr und der Burg Are kaum vorbei. Doch der Bürgermeister möchte die Ortsgemeinde auch jenseits des weinseligen Fremdenverkehrs entwickeln. Er setzt auf neue Wohngebiete und den Zuzug junger Familien.

Eine Burgruine, die zum Wahrzeichen des Ortes und der gesamten Ahr geworden ist; drei defekte Brücken, die dringend saniert werden müssen; ein reges Vereinsleben, aber kein funktionsfähiges Dorfhaus; vier Ortsteile mit zusammen 1960 Einwohnern, aber keine Nahversorgung. So stellt sich die Situation in Altenahr dar. Für Bürgermeister Rüdiger Fuhrmann und den Rat heißt das: An allen Ecken anpacken, trotz leerer Gemeindekassen. „Die Nahversorgung und das Bürgerhaus möchte ich zeitnah umsetzen“, plant Fuhrmann.

Wenigstens macht die Ruine der um 1100 gebauten und 1714 gesprengten Burg Are hoch über dem Dorf keine Probleme. Vor Jahren wurden ihre Mauerreste gesichert, seither kümmert sich der Förderkreis Burgruine Are um das Areal, einem Anziehungspunkt für Touristen. In einiger Zeit wird allerdings das unterhalb am Berg liegende Torhaus, die Gymnich Porz, saniert werden müssen. Federführend: der Förderkreis. Fuhrmann freut sich über das Engagement der Freiwilligen.

Viele Projekte trotz leerer Gemeindekassen

Anders sieht es mit den Brücken aus. Eine davon, die Fußgängerbrücke im Naturschutzgebiet Langfigtal, wurde von den Wassermassen der Ahr im vergangenen Sommer zerstört. Da die Brücke Teil eines wichtigen Wanderweges und Altenahr ein Touristenort ist, hofft Fuhrmann, dass schnell Ersatz beschafft werden kann. „Wir warten auf Rückmeldung der oberen Naturschutzbehörde“, sagt er. Der Neubau muss in weitgehend unwegsamem Gelände erfolgen. Trotzdem rechnet Fuhrmann mit grünem Licht, damit die Arbeiten im Dezember diesen oder Januar nächsten Jahres ausgeschrieben werden können. Dann könnten die zerstörten Teile im März 2018 entsorgt und von August bis Herbst neu gebaut werden.

Wohl teilweise dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen ist die Brücke vom Seilbahnparkplatz über die Ahr. Sie ist Teil des Radwegs, folglich ist der Landesbetrieb Mobilität zuständig, berichtet Fuhrmann. Abstimmungen liefen, die Brücke werde wohl mit Beteiligung des Bundes am alten Platz erneuert. Dritte im Bunde ist die nach einer Brückenschau gesperrte Fußgängerbrücke in Altenburg. Ihre Reparatur wird warten müssen.

Ein Plus ist die gute Verkehrsanbindung

Fuhrmanns besonderes Augenmerk liegt auf der Nahversorgung, für die der Rat die Weichen schon gestellt hat. Wenn die Ansiedlung eines Vollsortimenters auf dem Parkplatz der früheren Seilbahn genehmigt werde, sei Altenahr gut aufgestellt, sagt er und zählt Pluspunkte auf: Kita, Schulen, Seniorenheim, gute Verkehrsanbindung per Bahn und Straße sowie Ärzte und Apotheke.

Das lässt aber nicht darüber hinwegsehen, dass gerade in Altenahr einige kleine und große Gebäude teils seit Jahren leer stehen. Laut Fuhrmann zeichnen sich für das Hotel „Rheinischer Hof“ und die Gaststätte „Schäferkarren“ Lösungen ab. Beide würden weiter genutzt, wohl aber nicht mehr für Gastronomie. Problem sei, dass die Gemeinde keine Handhabe habe, wenn Private nichts änderten. Aber ihm ist klar: „Wir müssen den Ortskern im Auge behalten. Es geht nicht, dass wir ein schönes Neubaugebiet haben, und im Ort ist tote Hose.“

52 Einfamilienhäuser entstehen im Neubaugebiet Am Lützenbohr. „Die Nachfrage ist fantastisch“, berichtet der 46-Jährige. Junge Leute aus dem Ort wollten sich mit ihren Familien dort niederlassen, aber auch Paare, die zurück nach Altenahr strebten. Anfragen kämen zudem von Menschen aus den Ballungsgebieten. Platz für junge Familien gibt’s außerdem bald in zwei kleinen Neubaugebieten in Kreuzberg. Die Schulen in Altenburg sowie die Kita in Altenahr – sie wird gerade für U 3-Kinder umgebaut – könnten den Zuwachs verkraften, denkt Fuhrmann. Mit den Neubaugebieten werde sich auch die Altersstruktur positiv ändern.

Zur Infrastruktur gehört ein reges Vereinsleben

Trotz florierendem Tourismus und weiter steigender Übernachtungszahlen sieht der Bürgermeister die Zukunft des romantischen Weinorts in einer Entwicklung hin zu mehr Wohnfunktion. Dank der guten Anbindung an Bonn und Köln seien Arbeitsplätze gut erreichbar. Fuhrmann, Disponent bei der DB Regio in Köln, weiß das als Pendler in die Domstadt selbst nur zu gut. Und er denkt, dass auch die Ansiedlung von Haribo auf der Grafschaft sich durch größere Nachfrage nach Wohnraum auf Altenahr auswirken werde.

Blasorchester, Klubs für Fußball, Tennis, Tischtennis, Radsport, Karnevalisten, Kirchenchor, Freiwillige Feuerwehr: Das sei ein reges Vereinsleben – wenn auch Nachwuchs für Führungspositionen schwer zu finden sei. Es fehle ein Dorfgemeinschaftshaus. Zwar gebe es den Saal des Winzervereins an der Tunnelstraße, er sei aber „im jetzigen Zustand nicht mehr tragbar“, so Fuhrmann. Gespräche liefen mit der Winzergenossenschaft. „Etwas tun“ müsse sich auch am Gemeinschaftshaus in Kreuzberg.

Eine Gemeinde, vier Ortsteile. Er denke, dass sie alle – Altenburg, Kreuzberg, Altenahr und Reimerzhoven – ihre Identität haben und erhalten möchten. Im Gemeinderat seien alle gut vertreten, so Fuhrmann, seit 2014 Bürgermeister. Er war Mitglied der Jungen Union, trat später der CDU bei und hat seit 2004 ein Mandat im Altenahrer Gemeinderat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort