Historische Orgel in Sinzig Damit 3828 Pfeifen klingen

SINZIG · Der Verwaltungsrat der Katholischen Gemeinde stellt das Konzept für die 350 000 Euro teure Sanierung der Orgel von Sankt Peter vor. Instrument wurde 1880 gebaut.

 Blick in das Innenleben der Königin der Instrumente.

Blick in das Innenleben der Königin der Instrumente.

Foto: Martin Gausmann

Der Verwaltungsrat der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Peter Sinzig hat sein Konzept vorgestellt, wie er im kommenden Jahr die dringend notwendige Sanierung der einzigartigen Kirchenorgel stemmen möchte. Organist Teófanes González Palenzuela stellte die klanglichen Besonderheiten dar und Markus Bendel von der Firma Klais Orgelbau in Bonn stand Rede und Antwort, was die handwerkliche Seite des Projekts anbetrifft. Der damalige Organist Peter Bares hat den Sanierern von heute eine komplexe Aufgabe hinterlassen. 1880 wurde die Sinziger Orgel von der Trierer Firma Breidenfeld mit 28 Registern gebaut. Das Gehäuse wurde 1972 stehen gelassen, dahinter aber eine komplett neue, den Musikvorstellungen des modernen Komponisten Bares angepasste 49 Register umfassende Orgel der Firma Walcker eingebaut. Wo vorher nur Pfeifen standen, tummeln sich heute zusätzlich Xylofone und mechanische Glockenspiele.

Es gibt eine Tastenfessel für den Fuß, welche angeschlagene Töne solange hält, bis sie wieder gelöst wird. Ein Mixturensetzer überlässt es der Fantasie des Organisten, welche weiteren Töne er dem gespielten hinzufügen möchte. Weit in den Raum hinein ragt die imposante Trompeterie, welche vom dritten Manual aus ansteuerbar ist. Bendel erinnert sich daran, wie er nach Sinzig gepilgert ist, um Bares und sein Instrument zu studieren.

Heute wird der Segen dieses Instrumentes den Orgelbauern zum Fluch: „Der Zugang ist so eng, dass man kaum hinein kommt.“ Auf dem knappen Raum gibt es aber ungleich mehr zu tun. Zunächst soll der Zugang erleichtert werden, ohne dabei die Ausstattung der Orgel zu verkleinern. Zu diesem Zweck sollen einige Pfeifen neben das Gehäuse verlagert werden. Die Reinigung der fast 4000 Pfeifen ist nach knapp 20 Jahren ebenfalls wieder nötig.

Dann werden nach 45 Jahren Lebensdauer auch einige Teile der Mechanik abgenutzt sein. Kopfschmerzen verursacht allen Beteiligten besonders die Elektronik. Zum einen ist sie „nicht sicher“, wie Orgelbauer Bendel und Kurt Heuser vom Verwaltungsrat zugeben mussten, zum anderen gibt es heutzutage keine Ersatzteile mehr. Um eine komplette Erneuerung wird man nicht herumkommen.

Insgesamt werden sich die Kosten für die Generalüberholung auf 350 000 Euro belaufen. Rainer Friedsam vom Organisationsteam freut sich, dass mit der aktuellen Erklärung der Unesco, die deutsche Orgeltradition zum immateriellen Weltkulturerbe zu ernennen, neue institutionelle Möglichkeiten gegeben sind, das Projekt zu finanzieren. Mit einigem Werbeaufwand ist zudem die Aktion „3828 frische Töne“ gestartet, bei der Spender eine Pfeifenpatenschaft übernehmen können. „Dein Ton für Sankt Peter“ soll auch die Kleinsten mit ins Boot nehmen.

Mit der Aktion soll nicht nur die Finanzierung gestützt werden, sondern auch ein neues Bewusstsein für die Bedeutung der Orgel weit über den Gottesdienst hinaus geschaffen werden. Obwohl gerade erst nach Sinzig berufen, hat sich Organist Palenzuela bereit erklärt, die Arbeit mit Führungen und Konzerten zu unterstützen. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wird die Orgel verstummen und zum nächsten Weihnachtsfest wieder in neuem Glanz erklingen.

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