Rechtsstreitigkeiten bahnen sich an Campingplatz in Westum gleicht einer Müllhalde

SINZIG · Das Campingplatz am Hellenbach mit seinen mehr als 80 Ferienhäuschen ist verwüstet. Der Verpächter macht den Nutzern heftige Vorwürfe. Einige drohen nun mit Klage.

Schön ist der Anblick nicht gerade, der sich einem bietet, wenn man den inzwischen menschenleeren Campingplatz am Hellenbach im Sinziger Ortsteil Westum besucht: Müll und Schutt auf nahezu jeder Parzelle, eingeschlagene Scheiben, abgerissene Holzteile, zerstörte Plastikstühle, eingetretene Türen in den noch stehenden „Ferienhäuschen“ – unter einer Idylle stellt man sich etwas anderes vor. Bis Ende August soll die drei Hektar große Fläche geräumt sein. Verpächter Siegfried Heuser glaubt nicht, dass dieser Termin von den Platznutzern auch eingehalten wird.

Es war im Februar, als die 80 Nutzern der Freizeitanlage unangenehme Post von Heuser bekamen. Der Campingplatz werde geschlossen, hieß es darin, die Parzellen müssten geräumt werden. Dies eigentlich bis Ende April. „Ich habe dann aber eine Fristverlängerung bis Ende August eingeräumt“, so der Platzbetreiber.

Kreisverwaltung ordnete die Schließung an

Während die Flächen von ihm verpachtet sind, gehören die Aufbauten – in der Regel kleine Holzhäuser sowie Anbauten mit Vordächern und mit überdachten Terrassen versehene Wohnwagen – jedoch den „Campern“. Da Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten und zudem das Gros der aufgestellten Häuser ohne jede baurechtliche Genehmigung errichtet worden war, ordnete die Kreisverwaltung die Schließung des Campingplatzes an. Und zwar mit sofortiger Wirkung.

Vor allem für diejenigen, die ihre Holzhäuschen als ständigen Wohnsitz nutzten, war dies eine bittere Pille. Binnen weniger Wochen mussten sie sich eine neue Bleibe suchen. Nicht nur das. So mancher hatte sich auch für viel Geld ein Holzhaus gebaut, in dem Glauben, dort seine Freizeit verbringen zu können. Dass die Bauten illegal errichtet wurden, habe man nicht gewusst, beteuern die Platzbenutzer.

Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten

Anlagenbetreiber Heuser sieht das anders: „Ich habe jedem, der hier wild gebaut hat, deutlich gesagt, dass das so nicht in Ordnung ist.“ Dass nun die Bauaufsichts- und Brandschutzbehörden tätig geworden seien, könne ihm nicht angelastet werden.

Natalia Alferova und ihr Mann haben vor acht Jahren die Anlage in Westum für sich entdeckt. Der Hellenbach plätschert vorbei, die vorhandene Nachbarschaft war nett: Eine Parzelle wurde gepachtet, die schon bestehenden, mit Strom- und Wasserversorgung ausstaffierten Aufbauten wurden gekauft. „Im Laufe der Jahre haben wir mehr als 20.000 Euro in unser Wochenendhäuschen gesteckt“, berichtete die ansonsten in Remagen lebende Marketing-Assistentin im April dem General-Anzeiger.

Statt Oase gibt es ein einziges Schuttloch

Mit Gartenzwerg und anderer Garten-Deko wurde eine kleine Idylle geschaffen, die in der Freizeit zum Ort der Entspannung und Erholung wurde. „Mein Mann ist sehr krank. Da ist uns eine solche Oase der Ruhe sehr wichtig“, so die 43-Jährige. Die Oase der Ruhe ist inzwischen jedoch ein großes Schuttloch. Wie die meisten Bewohner, hat auch Alferova das Areal bislang nicht geräumt. Rechtsstreitigkeiten bahnen sich an – wegen der Kündigung, wegen der strittigen Aufbauten, wegen der angeblichen Falschaussagen des Verpächters und der Rückerstattung der einst hinterlegten Kaution.

„Viele haben weder die Pacht bezahlt noch Geld für Wasser und Strom überwiesen“, ärgert sich der 74-jährige Siegfried Heuser, der den Platz aus Gesundheitsgründen aufgeben will und angeblich auch bereits verkauft hat. Tagtäglich fährt er mit dem Fahrrad auf das Gelände und schaut sich die immer schlimmer werdenden Verwüstungen an. „Nie und nimmer“ sei die Anlage bis Ende August geräumt, ist er sich sicher.

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