Nürburgring-Prozess Beck sah keine Verstöße des Deubel-Ministeriums

Koblenz · Kurt Beck glaubt noch immer an den teuer ausgebauten Nürburgring. Im Untreue-Prozess um den geplatzten Finanzdeal lässt er den angeklagten Ex-Finanzminister Deubel nicht im Stich. Und erinnert an eine Rotwein-Wette mit dem Krimiautor Jacques Berndorf.

Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass Kurt Beck und Ingolf Deubel einmal als Zeuge und Angeklagter vor Gericht aufeinander treffen? Am Dienstag war es soweit: Der ehemalige rheinland-pfälzische Regierungschef Beck (SPD) schildert im Koblenzer Untreue-Prozess um den Nürburgringausbau, wie dessen abenteuerliche Privatfinanzierung 2009 scheiterte. Ausgeheckt hatte sie der damalige Finanzminister Deubel (SPD), der daraufhin seinen Hut nahm und nun wegen Untreue angeklagt ist.

In einer Prozesspause stehen Beck und Deubel, beide in dunklen Anzügen, im größten Saal des Koblenzer Landgerichts beieinander, der frühere Ministerpräsident nippt an einem Getränk. Zwar hält der langjährige Regierungschef vorsichtig zwei Meter Abstand zu seinem ehemaligen Hauptpfeiler im Kabinett. Doch in seinen Zeugenaussagen nimmt Beck Deubel in Schutz. Dieser habe nie schönfärberisch oder gar falsch im Ministerrat berichtet. "Menschen können trotzdem irren", fügt er hinzu.

Der frühere ehrenamtliche Arbeitsrichter Beck hat sichtlich Respekt vor dem Gericht. Der SPD-Ehrenvorsitzende des Landes ist erst seit 16. Januar im Ruhestand - nun sieht er sich wieder einem gewaltigen Medienandrang gegenüber und wird von einer bitteren Vergangenheit eingeholt.

Beck faltet seine Hände, spricht oft in Satzgirlanden und bittet um Verständnis, als Ex-Regierungschef nicht jedes Detail des geplatzten Finanzdeals zu kennen - um gleich zu ergänzen: "Ich will nicht den Eindruck einer tumben Inkompetenz stehen lassen." Als Ministerpräsident müsse man sich nun mal auf einige Schlüsselfragen beschränken. "Sie gehen sonst völlig unter."

Eingebunden in den damaligen Finanzdeal sollten ein Schweizer Geschäftsmann mit Aktivitäten in Dubai, ein Luxemburger Finanzdienstleister, ein angeblich steinreicher US-Investor, internationale Banken und der Handel mit US-Lebensversicherungen sein. Beck sagt, sein Partei-Freund Deubel habe damit viel Geld sparen wollen. Parallel habe es aber auch immer die Möglichkeit der nun tatsächlich laufenden konventionellen Finanzierung gegeben.

Der frühere Landesvater berichtet auch, wie sehr er sich manchmal geärgert habe. Etwa über die "davongelaufenen" Bau- und Stahlkosten bei der Errichtung des Freizeitparks am Ring, der nun viel zu groß ist. Oder darüber, dass ein Liquiditätsnachweis von zunächst 80 Millionen Euro bei einer Schweizer Bank deponiert werden sollte. Es sei ärgerlich, dass seinem Bundesland so wenig Vertrauen geschenkt worden sei, "dass man Geld zeigen musste".

Seinen Grundglauben an den Vergnügungspark am Ring hat Beck noch nicht verloren. So erinnert er das Gericht an seine Wette mit dem Schriftsteller Jacques Berndorf aus dem Jahr 2010: Falls der Park auch fünf Jahre später noch "ein schwieriges Szenario" sei, bekomme der Krimiautor 60 Flaschen besten Ahr-Rotwein. Werde die Anlage jedoch ein Erfolg, dann schreibe Berndorf einen weiteren Krimi rund um den Ring. An der Wette halte er weiterhin fest, versichert Beck.

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