Kultur in der Sankt-Marien-Kirche Bad Breisiger Abendmusik ganz im Zeichen der Fastenzeit

BAD BREISIG · Die Bad Breisiger Abendmusik bot Musik und Texte zur Fastenzeit. Allerdings blieben wegen des frostigen Wetters viele Reihen in der Sankt-Marien-Kirche leer.

 Sven Scheuren an der Orgel in Sankt Marien.

Sven Scheuren an der Orgel in Sankt Marien.

Foto: Martin Gausmann

Mit Texten von Gemeindereferentin Christel Fassian-Müller und Orgelmusik von Sven Scheuren stand die Breisiger Abendmusik ganz im Zeichen der Fastenzeit. Molltönende, aber dennoch nicht triste Praeludien gesellten sich zu nachdenklichen Choralbearbeitungen, und mit zwei Improvisationen zeigte Scheuren, was alles in der einzigen norddeutschen Barockorgel des Rheinlandes steckt. Das Publikum honorierte das Konzert mit herzlichem Applaus.

So ganz konnte die Abendmusik dem frostigen Wetter am Rhein jedoch nicht trotzen. Bei Minustemperaturen lief zwar die Heizung in der Sankt-Marien-Kirche auf Hochtouren, und es lagen ausreichend Decken für die Zuhörer bereit, dennoch entschieden sich die Breisiger mehrheitlich dafür, zu Hause zu bleiben. Die ansonsten bei den Konzerten restlos gefüllten Reihen wiesen zahlreiche Lücken auf, was aber der Atmosphäre keinen Abbruch tat.

Das Praeludium e-Moll BuxWV 143 von Dieterich Buxtehude kam direkt mit einem erhabenen Antritt daher. Eng umschlungen fließt die Musik zwischen den Fugen dahin, um in dem Toccaten-Stil zu enden, in dem sie begonnen hat. Scheuren manövrierte auch durch den verschlungensten Dialog sicher zwischen Pedal und den Manualen.

Choralbearbeitungen und Improvisation

Das ebenfalls in e-Moll komponierte Praeludium BuxWV 142 kombiniert waghalsige Halbtonschritte mit einem elegischen Gesang, der dann in einen wilden Ritt übergeht. Da diese Musik für solche Orgeln wie die Breisiger geschrieben wurde, kamen besonders die motivischen Details zur Wirkung, die Scheuren mit treffsicherer Wahl der Register noch weiter steigerte: Orgelmusik darf auch einmal knarzen. Fassian-Müller reflektierte in ihrem Text „Zeit des Fastens“ über die unterschiedlichen Aspekte dieser liturgischen Zeit. Martin Luthers Choral „Es spricht der Unweisen Mund wohl“ ist eine Adaption von Psalm 14 und beschreibt eigentlich das von Gott abgefallene Volk, welches metaphorisch mit der Schar der Büßer identifiziert wird.

Ruhepole des geistlichen Konzerts waren die Choralbearbeitungen „Durch Adams Fall ist ganz verderbt“ BuxWV 183 und die Bearbeitung des vorgetragenen Luther-Chorals BuxWV 187. Ruhig begann auch die Choralpartita über „Freu dich sehr, o meine Seele“ des Barockkomponisten Georg Böhm. Sphärische Klänge und ein imposanter Tanz verbinden darin Himmel und Erde. Den Abschluss bildete die Königsdisziplin der Organisten, die in anderen klassischen Fächern mittlerweile aus der Mode gekommen ist: die Improvisation. Dem Lauf des Kirchenjahrs entsprechend erklangen die Melodien der Lieder „Der am Kreuz ist meine Liebe“ und „Dich liebt, o Gott, mein ganzes Herz“.

Musikalisch immer nah an der Aussage des Textes, nutzte Sven Scheuren die latenten Harmoniken der Stücke, um in rhapsodischer Freiheit alle Klangfarben aus der Orgel herauszuholen. Die Zuhörer waren wenige, dafür war ihr Beifall nach etwas mehr als einer Stunde der Entschleunigung umso voller, bevor es aus der warmen Kirche in den frostigen Abend zurückging.

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