Kurfürstliche Schlosskapelle von Bad Tönisstein Andernach: Historisches Kapellen-Modell restauriert

BROHLTAL · Die Kölner Erzbischöfe des 18. Jahrhunderts reisten gerne zur Kur ins Brohltal. So auch Clemens August von Bayern, der die Schlossanlage in Bad Tönisstein um eine Kapelle erweitern ließ.

 Die Kölner Studentin Sonja Fröhlich bringt die im 3D-Drucker entstandenen Nachbildungen am Modell der Schlosskapelle von Bad Tönisstein an.

Die Kölner Studentin Sonja Fröhlich bringt die im 3D-Drucker entstandenen Nachbildungen am Modell der Schlosskapelle von Bad Tönisstein an.

Foto: Daria Kuzak

Während diese schon lange nicht mehr existiert, hat ihr Modell die Zeiten überdauert. 2010 wurde es schwer beschädigt im Keller des Andernacher Stadtmuseums wiederentdeckt. Die Studentin Sonja Fröhlich hat es am „Cologne Institute of Conservation Sciences“ (CICS) der TH Köln im Rahmen ihrer Masterarbeit restauriert. Jetzt kehrt das Modell zurück ins Stadtmuseum Andernach.

„Architekten des Barocks fertigten häufig sogenannte Kontraktmodelle ihrer Entwürfe an, damit sich ihre Auftraggeber einen besseren Eindruck verschaffen konnten. Von diesen Modellen sind heute so gut wie keine mehr erhalten. Darum hat das vorliegende Modell der Schlosskapelle von Bad Tönisstein eine so große historische Bedeutung“, erläutert Professor Hans Portsteffen vom CICS. Vermutlich sei es das einzig erhaltene zeitgenössische Modell eines kurkölnischen Barockgebäudes. Der historische Wert steige zudem dadurch, dass es die Kapelle selbst seit spätestens 1808 nicht mehr gibt.

Als das hölzerne Modell der Schlosskapelle 2010 von Vanessa Krohn, Doktorandin der Universität Bonn, gefunden wurde, befand es sich in einem äußerst schlechten Zustand. Schädlingsbefall und Feuchtigkeit hatten die Substanz angegriffen und viele Kleinteile des sehr detailliert gestalteten Modells sich gelöst. „Eine meiner schwierigsten Aufgaben war es, das zerbrochene Kuppeldach wieder herzurichten. Das Holz war hier sehr instabil und musste durch Kunstharz stabilisiert sowie neu verleimt werden“, erklärt Sonja Fröhlich. Viele der losen Teile konnten wieder befestigt werden, einige Stücke fehlten jedoch. „Die große Laterne auf dem Kuppeldach, der Glockenhalter, Dachgauben und Rundbogentüren haben wir nach einem historischen Foto rekonstruiert und dann mit einem 3D-Drucker ausgedruckt, so dass das Modell heute wieder vollständig ist“, sagt Fröhlich.

Bauwerk existiert längst nicht mehr

Die Kapelle wurde 1759 konsekriert. Über sie heißt es im Band „Mayen“ der „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ von 1941: „Die leider untergegangene Kapelle war ein origineller, sonst im Rheinland nicht mehr auftretender Typ der Architektur mit dem deutlichen Streben nach ruhigeren und von der vorausgegangenen Zeit unabhängigen Gestaltungsformen in Grundriss und Aufbau. Die Einzelformen, namentlich an den Portalarkaden, sind eng verwandt mit dem Orangerieflügel des Schlosses Brühl.“

Dem Äußeren entsprach auch die kostbare Ausstattung: drei Barockaltäre zu Ehren der Himmelfahrt Maria, der heiligen Maria Magdalena und des heiligen Hyazinthus. Zur Zeit des Kurfürsten Max Friedrich von Königseck wurden zwei Altäre nach dem Brand des kurfürstlichen Schlosses in Bonn in die neue Schlosskapelle von Tönisstein gebracht. Diese Altäre gelangten später in die Sankt Annakirche nach Düren, wo sie im Zweiten Weltkrieg Opfer der Bomben wurden.

Das Stadtmuseum Andernach feiert die Rückkehr des restaurierten Kapellenmodells mit der Ausstellung „Verschwundene Heimat – Wiederherstellung des einzig erhaltenen Architekturmodells der kurfürstlichen Schlosskapelle von Bad Tönisstein“.

Begleitend dazu gibt es zwei Vorträge im Historischen Rathaus der Bäckerstadt Andernach. Am Donnerstag, 11. Mai, 18.30 Uhr spricht Vanessa Krohn zum Thema „Die ehemalige Schlosskapelle von Tönisstein und ihr erhaltenes Kontraktmodell“ und am Dienstag, 27. Juni, 18.30 Uhr, Sonja Fröhlich über „Die Restaurierung des Kapellenmodells aus Bad Tönisstein“.

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