Erinnerungen an einen Besuch im Ahrtal Altenahrer Stolpersteine in London

ALTENAHR/LONDON · Magazin der „St. John's Wood Synagogue“ widmet zu Pessach dem Ahrtal eine Doppelseite. Titel ist ein Ausschnitt aus dem General-Anzeiger.

Titel der Geschichte von Charles Swindon in der Pessach-Ausgabe des Magazins der Londoner "St. John's Wood Synagogue" über seinen Besuch im Ahrtal.

Titel der Geschichte von Charles Swindon in der Pessach-Ausgabe des Magazins der Londoner "St. John's Wood Synagogue" über seinen Besuch im Ahrtal.

Foto: Charles Swindon

Für Charles Swindon war sein Besuch im Ahrtal eine Zeitreise. Er hatte im Herbst in Altenahr an der Verlegung von Stolpersteinen für seine Großeltern, Karl und Rosa Schweitzer, teilgenommen. Seine Eindrücke, auch von dem Besuch auf dem israelitischen Friedhof in Dernau, schildert Swindon in der aktuellen Pessach-Ausgabe des Magazins der Londoner “St. John's Wood Synagogue“.

Dies unter dem Titel „Now I know where my grandparents lived“, der wörtlichen Übersetzung der Überschrift, unter der der General-Anzeiger am 10. September vergangenen Jahres über die Aktion in Altenahr berichtet hat. Den entsprechenden GA-Ausschnitt hat das Magazin der großen jüdischen Gemeinde in London denn auch als Titelbild gewählt und für englische Zungen in Lautschrift übersetzt: „Jetzt weiss ich, wo mine Grosseltern lebten.“

Von Swindon stammen zudem die Fotos der Stolpersteinverlegung durch den Kölner Künstler Gunter Demnig und des Besuches auf dem Dernauer Judenfriedhof. Der Nachfahre, der in London lebt berichtet vom „last summer in the Ahr Valley“, von einem Aufstieg zum „Devils Hole“, also zum Teufelsloch, und übersetzt für seine Landsleute die Stolpersteine als „stumbling stones“. „Each stone is made by hand and laid by Gunter Demnig“ berichtet Swindon der Synagogengemeinde.

Und davon, dass der gebürtige Dernauer Matthias Bertram die Geschichte seine Familie erforscht habe. Swindons Großeltern, Karl und Rosa Schweitzer, wurden im Getto von Riga erschossen. Ihre fünf Kinder, Hilde, Walter, Tilly, Gerda und Leo, geboren zwischen 1909 und 1928, konnten Deutschland rechtzeitig vor dem Zugriff der Nazi-Schergen verlassen, respektive kamen mit den letzten Kindertransporten nach London in Sicherheit.

Vor seinem Besuch in Altenahr, sei ein Foto das einzige Andenken an seine Großeltern gewesen, schreibt Swindon. Durch den Besuch in Altenahr habe er “den großen Respekt vor den Großeltern“ ausdrücken können und „mehr über den Teil des Rheinlands erfahren, in dem sie gelebt haben“. So berichtet er auch, dass sein Urgroßvater Metzger in Dernau war und dass er bei seinem Aufenthalt an der Ahr zum ersten Mal einen Cousin getroffen habe, der in New York lebt.

Und in den Altenahrer Stolpersteinen, das teilt der im Magazin seiner Synagogengemeinde mit, sieht er „eine zeitlose Erinnerungsstätte für seine Familie“ und eine „konstruktive und sich positiv auswirkende Aufarbeitung der Geschichte“.

Die Altenahrer Stolpersteine haben – wie bundesweit alle ihre Pendants – einen Nebeneffekt: Zum Lesen muss der Betrachter sich verbeugen. Das ist von Demnig gewollt. Denn der sich Erinnernde soll „mit Kopf und Herz stolpern“.

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