Rosenmontagszug 1934 Als die Sinziger sich über die Nazis lustig machten

SINZIG · Rückblick in den Karneval des Jahres 1934 in Sinzig: Der Mottowagen des Männergesangvereins Cäcilia für den Rosenmontagszug machte sich damals offenbar über Pläne der Nationalsozialisten lustig.

Eine geschichtlich interessante Foto-Rarität präsentierte das Heimatmuseum Schloss Sinzig 2017 in seiner Ausstellung zum Jubiläum 750 Jahre Stadt Sinzig. Der Mottowagen des Männergesangvereins Cäcilia für den Rosenmontagszug im Jahr 1934 machte sich offenbar über Pläne der Nationalsozialisten lustig, die Ämter Sinzig-Stadt und Sinzig-Land zusammenzulegen, was am 1. April 1937 auch erfolgte.

Auf dem Foto mit der Figur „Sentiacum“ und dem Schriftzug „Gross-Sinzig“ entdeckt man zudem fünf Fahnen mit Darstellungen der Necknamen der späteren Stadtteile. Am besten erkennbar ist vorne links ein Apfelmännchen. Es steht für die „Apfelbötsche“ von Franken, ein Ausdruck, der die Apfelreste bezeichnet, die beim Keltern übrigbleiben. Daneben sieht man einen Ochsenkopf für die Löhndorfer „Oaße“ (Ochsen). Das Attribut wurde den Einwohner angehängt, da man ihnen eine gewisse Sturheit nachsagte. Rechts außen kennzeichnen drei Möhren eindeutig die Westumer „Murre“, deren Gebiete Gemüse- und vor allem Möhrenland wurde, nachdem der Weinbau daniederlag. Daher sind in den beiden Fahnen weiter oben das Koisdorfer „Käskömpche“ sowie der Sinziger „Stadtmauredresse“ zu vermuten. Bodendorf war in preußischer Zeit eigenständige Gemeinde in der Bürgermeisterei Remagen. Erst 1969 ist Bodendorf im Rahmen der rheinland-pfälzischen Verwaltungs und Gebietsreform in die Stadt Sinzig eingemeindet worden und erhielt 1972 den Bad-Titel, den es heute noch trägt.

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