Auslese aus Mayschoß 8,1 Grad minus – aber kein Eiswein

MAYSCHOSS · Die Mayschosser Winzer keltern ob der eigenen Ansprüche „nur“ eine edelsüße Auslese ist. Für Eiswein hat es noch nicht gereicht. Doch gelesen wurde trotzdem schon.

 Mayschoß Eisweinlese

Mayschoß Eisweinlese

Foto: Martin Gausmann

Kalt genug war es, minus 8,1 Grad. Doch Eiswein haben die Winzer der Mayschosser Genossenschaft trotzdem nicht gelesen. Grund: die eigenen hohen Qualitätsansprüche, für die sie ein Mostgewicht von 150 Öchsle zugrunde legen. Bis zu 125 Öchsle waren es, 110 reichen in anderen Regionen.

Dabei hatten sich die acht Erntehelfer schon im Morgengrauen auf den Weg in den Berg gemacht. Ihre Finger wurden schnell klamm und ihr Atem entließ Dampfwölkchen in die kalte Morgenluft. Im Mönchberg hieß es, die allerletzten Rieslingtrauben der Ernte 2016 einzubringen. Winzer Horst Knieps, Mitglied der WG Mayschoß-Altenahr, hatte sie mit der Option auf eine edelsüße Auslese oder einen Eiswein im Wingert gelassen. Je Trieb war nur eine Traube draußen geblieben, damit das Wasser verdunsten und sich der Extrakt konzentrieren konnte. Trotz frostiger Nächte entschied sich das Kellerteam zusammen mit der Geschäftsführung der Genossenschaft diesmal gegen den Eiswein und für eine Auslese.

„Wir wollten kein weiteres Risiko eingehen und nicht länger warten. Die Trauben waren noch gut, aber Vogelscharen machten sich über sie her, darum hat uns auch der Winzer gebeten, jetzt zu lesen“, berichtet Kellermeisterin Astrid Rickert. Ein Grund für diese Entscheidung war der Wetterbericht, der für die nächsten Tage wieder höhere Temperaturen vorhersagte, was den Früchten nicht gut getan hätte.

Vor sieben Jahren gab es den letzten Eiswein

In Zeiten des Klimawandels sieht es auch in den kältesten Lagen der Ahr schlecht aus für Eiswein. 2009 hatte es zuletzt geklappt, damals hatte Väterchen Frost den Mayschossern kurz vor Weihnachten eine überraschend große Eisweinlese beschert. In den Jahren danach waren stets Trauben für Eiswein draußen geblieben, aber schließlich für edelsüße Auslesen geerntet worden. Einmal hatte sich sogar eine Rotte hungriger Wildschweine über die zuckersüßen Früchte hergemacht und dabei selbst alte Weinstöcke umgerissen.

Damit aus Trauben Eiswein werden kann, müssen sie hart gefroren sein und in dem Zustand auch gepresst werden. Vorgeschrieben sind minus sieben Grad. Am Montagmorgen war das Thermometer auf minus 8,1 Grad abgerutscht. Aber auch das hatte den Mayschossern nicht gereicht. „Wir haben sonst bei noch mehr Kälte gelesen“, betont Rickert. Kein Zweifel herrschte bei den Öchslegraden. Am Montag waren es 115 Grad, bei einem Ernteeinsatz eine Woche zuvor in verschiedenen Lagen rund um Mayschoß sogar 125 Grad, erforderlich sind mindestens 110 Grad. Und trotzdem wird es vom 2016er-Jahrgang keinen Eiswein geben. „Für uns liegt die Latte höher, wir machen Eiswein erst ab 150 Grad Öchsle“, sagt Rickert.

Die Ausbeute der Auslese

Die Produktion der edelsüßen Auslese gleicht der des Eisweins. Das Lesegut wird noch in gefrorenem Zustand gepresst. Während in Mayschoß Eiswein in halben Flaschen angeboten wird, also mit 0,375 Liter Inhalt zum Preis von etwa 50 Euro, gibt’s den Edelsüßen in Halbliterflaschen für weniger als die Hälfte. Die Ausbeute: Am Montag brachten die Helfer 1300 Kilo ein, woraus 500 Liter gepresst wurden, eine Woche zuvor flossen 780 Liter Saft aus 1800 Kilo Trauben.

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