Spannende Zeitreise zur Burgruine Olbrück 19. Künnisfelder Mundart-Abend begeistert

KÖNIGSFELD · Beim 19. Künnisfelder Mundart-Abend kamen 160 Gäste in das Bürgerhaus in Königsfeld. Was den Menschen im Herzen und auf der Zunge liegt, kam wieder beherzt bis besinnlich zu Gehör.

 Moderator Karl-Heinz Kurth (Mitte) freute sich beim Königsfelder Mundart-Abend über ein volles Haus.

Moderator Karl-Heinz Kurth (Mitte) freute sich beim Königsfelder Mundart-Abend über ein volles Haus.

Foto: Martin Gausmann

Im Bürgerhaus begrüßten Ortsbürgermeister Werner Breuer, Verbandsgemeinde-Chef Johannes Bell sowie Moderator Karl-Heinz (Kalli) Kurth rund 160 Gäste. Kurth stieg sogleich mit Selbsterlebtem ein, war er doch schon als Kind beim Kalben dabei, wenn „dat Kallew kom jerutsch un aus der Koh jeflutsch“.

Während Richard Genn aus Wehr darlegte „Platt is nit gleich platt“, erläuterte Willi Fuhrmann (Niederzissen) geradezu dokumentarisch, „Bie fröhe de Frücht avjemaach wu’e“. Gäbe es einen VHS-Kurs über die historische Getreideernte, wäre er die Idealbesetzung. Ebenso anschaulich schilderte Michael Wissner das Sortiment des Adenauer „Fejäsjeschäfje“, einstige Rettung für Käufer, die etwas auf dem Markt vergessen hatten. Salzherring und Schmersef gab es da, Schonwichs, Botzlompe, Kamelle, Rama buttergleich und Maggi aus der großen Flasche.

Dass die Heimatliebe aufscheint, wie beim Beitrag von Irmgard Harst und der singenden Gitarrenspielerin Sandra Schneider, beide aus Dedenbach, erwartet und erfreut das Publikum. Dass der Blick zurückgeht, ist ein Muss. So folgten jung Gebliebene wie gebannt der spannenden Zeitreise, die Rita Kreyer aus Hoon (Hain) zu ihrem geliebten Abenteuer-Spielplatz, der Burgruine Olbrück, unternahm. Von der Burgbrohl-Weilerin Elisabeth Leiß ließ man sich den früher beschwerlichen Hausfrauenalltag beleuchten. Zwar helfen heute Maschinen: „Aber haben wir deshalb mehr Zeit?“ Über „De Kirch früher un heute“ steuerte Anneliese Michels (Oberbaar) einige offene Töne bei. An das viele Beten, „sonst köm de Satan“, erinnerte sie sich, zudem an Frauen, die vor der Frühmesse schon gemolken hatten und in der Kirche nach Stall „stonken“, an weite Wege zur Messe, die gute Gelegenheiten boten, Neuigkeiten und Tratsch auszutauschen.

Traditionsveranstaltung mit urigem Repertoire

Die Stimmungen wechselten. Nachdenklich machte Marianne Breuer (Dedenbach) mit ihrer warmherzigen Betrachtung „De Opa mit em Enkelkind“. Beschaulich brachte der im Taunus aufgewachsene Walter Müller die Vita Luthers, „Luddersch ehm Maddin“, unters begeisterte Publikum. Brigitte Frahn, bekennende Königsfelderin, ehemals Schleswig-Holstein, bestach mit bizarrer Komik, als sie „De Reis nach Lübeck“ im angestammten Dialekt auftischte.

Schalkhaft geriet die Gewittergeschichte von Helmut Schuld (Gimmigen), die er mit der Ahrweiler Mundartautorin Margret Nischalke vortrug. Sie glänzte später mit ihrem Beitrag über einen fiktiven „Weihnachtsbrief an die Kinder“, wo Mutter freundlich, aber bestimmt mitteilt, sie werde Weihnachten verreisen. Um den erwachsenen Kindern mit ihrem Nachwuchs bei ihrem Weihnachtsbesuch nicht vorzugreifen, habe sie diesmal weder eingekauft noch einen Baum besorgt. Sie seien frei, alles selbst zu organisieren und bitte anschließend das Haus wieder in den Zustand zu versetzen wie vorgefunden.

Auch Jutta Bell bereicherte das urige Repertoire der Traditionsveranstaltung. Genüsslich ließ sie die Farben der Mundart aufleuchten. In „De Häädelööfe“ (Heideläufer), erschienen noch einmal jene vielen Kinder, die ehemals eifrig Wobele (Blaubeeren) auf der Heide pflückten. Außerdem lockte „Knöppelchessupp“, eine deftige Schlägerei, bei der Jungen wie Pompenickels Klösje und Mädchen wie Muckefucks Liss und Höhnerochs (Hühneraugs) Marie gleichermaßen kräftig mitmischten, bis der Förster das Treiben beendete und die Kinder aus Weibern und Kempenich zuletzt wieder zusammen lachten.

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