"Selfmademan" will Grafschafter Factory Outlet Center verwirklichen

Rolf Deißler "will das Beste für die Region" - Es soll bereits Hauptinvestor aus Köln geben

"Selfmademan" will Grafschafter Factory Outlet Center verwirklichen
Foto: Martin Gausmann

Region. Wenn er im Verdacht steht, Eigeninteressen mit seinen Funktionen in der Kommunalpolitik zu vermischen, dann lässt ihn das kalt. "Ich will nur das Beste für die Region. Die Zeit des Kirchturmdenkens muss aufhören", pflegt er zu sagen.

Und macht dabei einen durchaus glaubwürdigen Eindruck. Rolf Deißler ist nicht nur Fraktionsvorsitzender der FWG im Ahrweiler Kreistag und Ratsmitglied in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Vielmehr treibt er derzeit als Mitinvestor ein Projekt voran, das die Gemüter zwischen Bonn, Rheinbach, Meckenheim und Neuenahr bewegt: Der 54-Jährige will als Projektentwickler ein Factory Outlet Center auf der Grafschaft verwirklichen.

Dass er dem Einzelhandel seiner Heimatstadt Neuenahr und der weiteren Umgebung damit einen Bärendienst erweisen könnte, weist Deißler weit von sich: "Es wird vielmehr so sein, dass ein qualitativ gut aufgestellter Einzelhandel von einem solchen Outlet Center nur profitieren wird."

Nach dem Abitur studierte Deißler Rechtswissenschaften. Erste Berufsstation war ein großes Versicherungsunternehmen, für das er unter anderem auch im Ausland tätig war. In London kam der Neuenahrer erstmals mit einem Factory Outlet Center in Berührung.

"Mich hat diese Form von Warenverkauf schnell überzeugt", erklärt er. Doch noch war dieses Terrain für ihn weit weg. 2003 wagte er zunächst den Sprung in die Selbstständigkeit. Er spezialisierte sich auf Industrie- und Sportversicherungen. So hat er beispielsweise Beine und Füße von Fußballnationalspieler Miroslav Klose versichert. Deißler: "Ich arbeite nur mit Profis zusammen."

Das will er auch auf anderem Gebiet so machen. Das geplante Projekt auf der Grafschaft ist schließlich kein Fall für Klein-Klein-Denker. Rund 50 Millionen Euro sollen investiert werden, dieselbe Summe erhofft man sich an jährlichen Umsatzzahlen. Für Deißler alleine ist das Projekt freilich eine Nummer zu groß.

Deshalb gibt es einen Hauptinvestor aus Köln, dessen Namen er allerdings nicht preisgeben will. Grund: Es werde zwecks FOC-Ansiedlung auch mit anderen Kommunen verhandelt. Und da sei es halt nicht opportun, mit Namen an die Öffentlichkeit zu gehen. In Deutschland gebe es Platz für etwa 15 Factory Outlet Villages, glaubt Deißler. Schnell müsse nun gehandelt werden.

Denn wenn das Projekt auf der Grafschaft nicht zum Zuge komme, werde es an anderer Stelle realisiert. Mit dieser Auffassung befindet sich der passionierte und zielgenaue Golfspieler (Handicap 13) in guter Gesellschaft. Erst kürzlich titelte die "Immobilien-Zeitung": "Bald sprießen die FOC in NRW."

Da die Grafschaft an der Landesgrenze auf rheinland-pfälzischem Boden liegt, könne das dort geplante Vorhaben schnell ad acta gelegt werden, wenn statt dessen Investoren in NRW zum Zuge kämen. Immerhin: Mit einem Einzugsbereich von 250 Kilometern rechnen die Betreiber der Factory Outlet Center. So könnte es auch auf der Grafschaft sein, ist sich Deißler sicher.

7,5 Millionen Menschen besuchen jährlich den Kreis Ahrweiler. Nicht nur bei schlechtem Wetter könnte man diese Touristen in das FOC locken. "Man muss die Region mit Paketangeboten vermarkten", so Deißler. Und "sein" FOC sei ein guter Baustein in dieser Angebotspalette.

12 000 Autos will der "Selfmademan" täglich von der benachbarten Autobahn A 61 "abschöpfen", um auf 2,5 Millionen FOC-Besucher per anno zu kommen, die sich in den angedachten 50 Geschäften tummeln sollen. Deißler: "Eine realistische Größenordnung." Dass viel Bewegung im Schnäppchensegment feststellbar sei, werde schon alleine dadurch belegt, dass die "Betreiber für ein FOC Schlange stehen".

So sollen auch die Akteure des Outlets in Roermond Interesse haben, das Grafschafter Projekt zu betreuen. Auch wenn noch einige Überzeugungsarbeit auf kommunaler Ebene zu leisten sein wird, glaubt der Jurist, Versicherungsmakler und Projektentwickler doch fest daran, dass sein Eifel-Ahr-Portal-Vorhaben im Innovationspark an der A 61 zum Tragen kommt.

Da mag auch ein kleines rotes Schild in Deißlers Büro nichts dran ändern. Auf ihm ist zu lesen: "Schlechte Manager machen immer wieder die gleichen Fehler. Gute Manager machen immer wieder neue Fehler." Oder, wie es schon bei Horaz heißt: Einen Fehler will meiden der Tor, und rennt in den anderen. Deißler ist aber schon vom Naturell her fest davon überzeugt, dass ihm das nicht passieren wird.

Liebe Leser, uns interessiert Ihre Meinung: Noch bis zum 10. November können Sie an unserer Internet-Umfrage zum möglichen Outlet Center auf der Grafschaft teilnehmen.

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