Hochwasserschutz in Grafschaft Schutz vor Auswirkungen von Starkregen

BENGEN · Die Bürger werden in die Erstellung des Konzeptes eingebunden. Bauamt und Ingenieurbüro informierten in Bengen über mögliche Maßnahmen.

Zwar ist Bengen vom Starkregenereignis am 4. Juni vergangenen Jahres kaum betroffen gewesen, doch wie für alle anderen Orte der Gemeinde Grafschaft soll auch für dieses Dorf ein Hochwasserschutzkonzept erarbeitet werden. Das Ingenieurbüro Steen, Meyers, Schmiddem (Bonn) hatte dafür in einem ersten Schritt analysiert, wo die Schwachpunkte sind und wo es Verbesserungspotenzial gibt.

Bauamtsleiter Friedhelm Moog stellte jetzt in der Mehrzweckhalle den Stand der Dinge vor und bat die Bengener Bürger ausdrücklich darum, in nächster Zeit ihre Meinung zu den bisherigen Ergebnissen zu äußern und eigene Anregungen einzubringen.

Moog machte darauf aufmerksam, das Ingenieurbüro sei derzeit dabei, die Grundlagen für ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept für die gesamte Gemeinde zu entwickeln. Mitte des Jahres soll in einem zweiten Schritt das vorläufige Ergebnis mit der Bevölkerung diskutiert werden, um am Ende dem Gemeinderat eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, was man tun könne, um künftige Überschwemmungskatastrophen möglichst zu vermeiden.

Allerdings seien bis jetzt schon mehr als 100 Einzelmaßnahmen zusammengekommen, deren komplette Umsetzung einen sehr hohen Millionenbetrag an Investitionen nötig machen würden. Das könne die Gemeinde schlicht und einfach nicht leisten. Daher müsse eine Prioritätenliste erarbeitet werden. „Vieles davon wird erst übermorgen oder sogar überübermorgen passieren, das Ganze ist eine Sache für mehrere Generationen“, ist Moog überzeugt.

Der Gemeinderat stehe bald vor der schwierigen Aufgabe, die richtige Reihenfolge zu finden. Doch eine 100-prozentige Sicherheit werde es ohnehin niemals geben, zumal niemand wisse, wann, wo und wie das nächste Starkregenereignis niedergehe.

Abgesehen davon müsse beim Hochwasserschutzkonzept berücksichtigt werden, dass in Rheinland-Pfalz lediglich Maßnahmen gegen ein Regenereignis gefördert würden, welches statistisch nur alle 130 Jahre vorkomme. Zum Vergleich: Ein Starkregen wie am 4. Juni vergangenen Jahres komme statistisch nur etwa alle 1000 Jahre vor. Doch wenn man auch nicht gegen alle Widrigkeiten der Natur gefeit sei, wolle man nicht den Kopf in den Sand stecken und die Sache über die Jahre hinweg in Angriff nehmen.

Insgesamt sind in Bengen bislang sieben Maßnahmen zum präventiven Hochwasserschutz geplant, die sich Moog zusammen mit dem Ortsbeirat und dem Ingenieurbüro vor der Veranstaltung vor Ort angeschaut hatte.

Problematisch sei vor allem der 79 Hektar große südliche Hang, von dem aus bei starkem Regen das Wasser in den Ort laufen könne. Der nördliche Hang sei mit 21 Hektar zwar deutlich kleiner, aber auch er mache Sorgen. Schließlich gebe es noch die Autobahn A 61, die keine eigenständige Oberflächenentwässerung habe und deren Abwasser in den Ringener Bach abgeleitet werde.

Mit der Errichtung von quer angelegten Entwässerungsgräben will man künftig das Oberflächenwasser der oberhalb des Ortes liegenden Außengebiete abfangen. In Höhe des bestehenden Regenrückhaltebeckens sollen zudem Auffanggräben gezogen und in das Becken eingeleitet werden.

Außerdem möchte man die Situation vor der „Grasmühle“ verbessern, beispielsweise indem die Engstelle des Bengener Baches vor dem Aussiedlerhof verbreitert werde. Zum Schutz des Baugebietes „Zum Simmel“ sei ein 65 Zentimeter hoher Erdwall geplant, der auf der zum Dorf hin gerichteten Seite des Feldweges aufgeschichtet werden soll. Moog: „Dort haben wir zwar schon seit vielen Jahren eine andere Lösung im Auge, doch die ist bislang daran gescheitert, dass die Grundstücksbesitzer ihr Land nicht zu vernünftigen Preisen abgeben wollten.“ Mittlerweile habe er die Hoffnung auf Einsicht aufgegeben, daher bleibe wohl nichts anderes übrig, als diese Alternative umzusetzen, so Moog.

Auch mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler müsse man reden, und zwar wegen des Flugplatzes Bengener Heide. Für dessen etwa 25 Hektar große befestigte Außengebietsfläche sei nämlich eine Regenrückhaltung erforderlich, so die Ansicht des Ingenieurbüros. Am nördlichen Hang unterhalb der Autobahn soll im Bereich des alten Hohlweges, der ohnehin nicht mehr genutzt werde, ein Kaskadenbauwerk errichtet werden mit einem angrenzenden Auffanggraben.

Damit soll das nördliche Außengebiet von Bengen gesichert und die Kraft des Wassers, das bei starkem Regen durch den Hohlweg rauscht, gebrochen werden..

Nicht zuletzt müsse die Gemeinde mit dem Landesbetrieb Mobilität in Verhandlungen treten, um Rückhalteräume für den Bereich der Autobahn A 61 zu schaffen und vielleicht sogar eine Verlegung der Autobahn-Abwasserleitung zu erreichen.

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