Landwirtschaft zum Anfassen in Gelsdorf Rund 12.000 Besucher bei Tagen der offenen Höfe

GELSDORF · Rund 12.000 Besucher sind am Wochenende bei bestem Herbstwetter durch Gelsdorf gebummelt. Bei der 23. Auflage der Tage der offenen Höfe gab es Landwirtschaft zum Anfassen.

 Die Limousinrinder auf dem Hof von Thomas Gerharz sind geduldig und lassen sich von Kinder auch mal einen Kopfschmuck aus Heu verpassen.

Die Limousinrinder auf dem Hof von Thomas Gerharz sind geduldig und lassen sich von Kinder auch mal einen Kopfschmuck aus Heu verpassen.

Foto: Martin Gausmann

Ein Bauer lebt im Einklang mit der Natur und ist abhängig vom Wetter. Das erfuhren geschätzte 12.000 Besucher am Wochenende bei der 23. Auflage der Tage der offenen Höfe und Betriebe in Gelsdorf. Und das Wetter meinte es in diesem Jahr besonders gut mit den Veranstaltern, der Interessengemeinschaft Offene Höfe und Betriebe mit ihrem Vorsitzenden Dirk Sonntag an der Spitze. Herrliches Herbstwetter sorgte dafür, dass die Straßen im Dorf pulsierenden Lebensadern glichen mit interessierten Gästen aus der ganzen Region.

Diese waren auf der Suche nach der heute sonst nur noch schwer zu findenden „Landwirtschaft zum Anfassen“. Da waren sie in Gelsdorf am richtigen Platz. Die Landwirte, Handwerker und Gewerbetreibenden präsentierten das landwirtschaftlich geprägte Grafschaft-Dorf für ein Wochenende als riesengroßen „Open-Air-Bauernhof“ mit einer ausgewogenen Mischung aus Tradition und Moderne.

Zahlreiche Familien mit Kindern und auch Großeltern mit Enkeln nutzten die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Höfe zu werfen. Insbesondere die ältere Generation konnte dabei so manchen Vergleich zu früheren Zeiten ziehen, als die Landwirtschaft noch von schwerer körperlicher Arbeit geprägt war.

Dass das heutzutage nur noch bedingt gilt, machte IG-Vorsitzender Dirk Sonntag klar: „Ein Landwirt muss heute mitunter mehr Kopfarbeit als Muskelarbeit leisten – aber auch das ist manchmal unheimlich schwer.“ Bei vielen der Betriebe, die von Anfang an bei den offenen Höfen dabei seien, sei mittlerweile die zweite oder sogar die dritte Generation am Start und führe die jeweilige Familientradition fort. „Ich ziehe meinen Hut vor den jungen Bauern, die sich trotz aller Probleme dazu entschlossen haben, ihren elterlichen Betrieb zu übernehmen.“

Vor 23 Jahre habe beispielsweise noch niemand daran gedacht, dass eine funktionierende Landwirtschaft heute ohne geschützten Anbau und Zusatzbewässerung fast gar nicht mehr zu machen sei. Wie sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt habe, könne man mitverfolgen, wenn man mit offenen Augen durch die Betriebe gehe.

Im Offenstall der Limousinzucht von Thomas Gerharz wurden die Gäste bei der offiziellen Eröffnung vom Chor der Grundschule Obere Grafschaft mit engagiert vorgetragenen Liedern begrüßt, dirigiert von Rektorin Jeannette Schroerlücke und an der Gitarre begleitet von Lehrer Carsten Brückner. Als Dank erhielten sie eine ganze Kiste voller Äpfel und Birnen, auf die sich die Kinder mit Begeisterung stürzten.

Der Stall von Thomas Gerharz war ohnehin der Lieblingsplatz der Kinder, denn dort stand die Mutterkuhherde zum Anfassen bereit, und natürlich durften sich die Kinder auf einer Burg aus heu und Stroh nach Herzenslust austoben. Gleich nebenan bei Theo Münch präsentierte sich der ansonsten sehr lichtscheue Chicorée einmal ganz im Scheinwerferlicht. Die Gäste konnten alle Schritte seiner Verarbeitung verfolgen und auch noch einige leckere Gerichte mit der edelbitteren Pflanze verkosten.

Überhaupt gab es jede Menge Leckereien. Beliebt war italienischer Art gefüllter Schweinebraten samt Gemüsepfanne. Aber auch Spießbraten-Brötchen, Sauerkrautsuppe oder Döppcheskoche lockten.

Ein fester Bestandteil der Tage der offenen Höfe sind die Oldtimer-Traktoren, die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wecken. Auch diesmal präsentierten sich wieder an die 100 schön anzuschauende Trecker und machten bei einer Rundfahrt durch den Ort auf sich aufmerksam.

Mit modernstem Gerät hingegen rückte Oliver Schulz einem Dutzend Baumstämmen zu Leibe. Der Kettensägen-Künstler aus Löhndorf schuf erstaunlich filigranen und naturnahen Skulpturen.

Erstmals mit dabei war die Bundeswehr. Diese gehört in Gelsdorf zum Dorf, hat sie doch eine große Dienststelle in der Boeselager-Kaserne im Gewerbegebiet. Hauptmann Jens Fahrenbruch, Oberstabsbootsmann Jörg Sohnius und Stabsfeldwebel Manfred Eykens hatten jede Menge Fragen zu beantworten.

Die Möbeltischlerei „Holzwerk“ hatte ihren Auftritt unter das Motto „Holz, Gehölze, Lebensräume“ gestellt und bot zehn Schülern der achten Klasse der Ahrweiler Boeselager-Realschule in einem Workshop die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten als Schreiner auszuprobieren und ein hübsches Bücherregal herzustellen. Vor dem „Holzwerk“ hatte sich der Verein „Frankensiedlung Nithrindorp“ aufgebaut. Die Mittelalterfans um den Vorsitzenden Mathias Heeb boten nicht nur Flammkuchen aus dem Lehmofen an, sondern machten auch Werbung für ihr „Solawi-Projekt“ mit Gemüse und Obst aus dem garten der Frankensiedlung, Eiern von eigenen Hühnern und Honig von Nierendorfer Bienen.

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