Infrastruktur und Neubauten Lkw bekommen deutlich mehr Parkplätze in Grafschaft

GRAFSCHAFT · Die Grafschaft sieht sich auf dem Weg zur Vorzeigekommune. Es sind Umgehungsstraßen, Baugebiete und neue Kitas geplant.

Dicht an dicht drängen sich Lastwagen abends auf dem kleinen Parkplatz „Goldene Meile“, der nun erheblich ausgebaut werden soll.

Dicht an dicht drängen sich Lastwagen abends auf dem kleinen Parkplatz „Goldene Meile“, der nun erheblich ausgebaut werden soll.

Foto: Matin Gausmann

In den vergangenen 15 Jahren hat die Grafschaft eine bemerkenswerte Entwicklung aufgezeigt: Die aus elf dörflich geprägten und von Landwirtschaft dominierten Ortsbezirken bestehende 11500-Seelen-Gemeinde hat sich eine zukunftsfeste Infrastruktur aufgebaut, die Häuslebauer und Gewerbe wie ein Magnet anzieht. Ein Ende ist nicht abzusehen. Dies wurde in einer Einwohnerversammlung deutlich, in der Grafschafts Bürgermeister Achim Juchem (CDU) einen Ausblick auf angedachte anstehende Veränderungen warf. Neuester Plan: An der Autobahn 61 soll ein Parkplatz für 80 Lkw gebaut werden.

Zwar ist Planer und Ausführender der Bund, doch wird auch dieses Vorhaben Zeichen einer Weiterentwicklung der Gemeinde mit Augenmaß sein. Bekanntlich staut sich allabendlich der Lkw-Verkehr am kleinen Rastplatz „Goldene Meile“ in Fahrtrichtung Süden. 14 Stellplätze sind dort für die Brummis vorhanden. Viel zu wenig, um dem tatsächlichen Bedarf Rechnung zu tragen.

Planung wird am 6. Februar vorgestellt

Nun will der Bund für Abhilfe sorgen. Der kleine Parkplatz zwischen Meckenheimer Kreuz und Abfahrt Bad Neuenahr, in Höhe von Eckendorf und Vettelhoven gelegen, soll kräftig ausgebaut werden. 80 Brummi-Fahrer sollen dort künftig ihre Fahrzeuge abstellen können. Zudem ist der Bau einer Toilettenanlage an der Rastanlage „Goldene Meile“ geplant. Am Mittwoch, 6. Februar, will das Autobahnamt Montabaur die Planungen ab 18 Uhr im Bürgerhaus Ringen vorstellen.

Ohnehin wird sich in diesem Teil der Grafschaft noch eine Menge tun: Die Autobahn – so sieht es der Verkehrswegeplan des Bundes vor – soll dort bekanntlich dreispurig ausgebaut werden, eine neue, vom Innovationspark und vom Haribo-Gelände leicht zu erreichende Autobahnanschlussstelle ist ebenfalls mehr als nur eine Zukunftsvision. Hat Haribo seine Produktionsendstufe erreicht, dann werden täglich im Drei-Schicht-Betrieb 750 Lkw alleine nur vom Süßwarenkonzern aus von der Grafschaft wegrollen und zu ihr hinfahren. Hinzu kommen die Kraftfahrzeuge der dann bis zu 2000 Goldbärchen-Mitarbeiter.

Das boomende Gewerbe hat natürlich Auswirkungen auf den Wohnstandort Grafschaft. Noch ist durch Ausweisung neuer Baugebiete und Schließung von rund 500 Baulücken Potenzial für weitere 2250 Einwohner vorhanden. Das würde einer Steigerung der Einwohnerzahl um etwa 20 Prozent entsprechen.

Um dem damit einhergehenden zusätzlichen Verkehr Rechnung zu tragen – und vor allem aus den Dörfern zu halten –, will man Ortsumgehungen bauen. In Esch, in Gelsdorf, in Beller, Ringen, Bölingen, Vettelhoven und Oeverich. Parallel zur Autobahn in Verlängerung des Innovationsparks könnte eine Trasse gebaut werden, die gleich in vier Ortsteilen für Entlastung sorgt. Für Oeverich sind Spangen in Richtung Leimersdorf und in Richtung Fritzdorf denkbar. Der kleine und enge Ortskern würde dann lediglich noch vom reinen Anliegerverkehr belastet sein. „Machbarkeitsstudien sollen nun weiteren Aufschluss geben“, so der Bürgermeister. Er hofft, vor der Sommerpause erste Ergebnisse vorlegen zu können.

Längst gestellt sind die Weichen im Schul- und Kitabau. In Gelsdorf (derzeit 1551 Einwohner) wird im Zuge der erwarteten Neuansiedlungen eine Fläche für eine neue Grundschule ausgewiesen. Die jetzige Schule wird dann dem Kindergarten angegliedert. In Ringen wird es einen neuen Kindergarten geben. Die jetzigen Kita-Räume werden der Schule zugeschlagen, noch offen ist, wie in Leimersdorf verfahren werden soll.

Weiteres Projekt: das Mehrfunktionenhaus im Herzen des mit rund 2000 Einwohnern größten Grafschafter Ortsteils Ringen. Senioren und Kindergartenkinder sollen hier gemeinsam Zeit unter einem Dach verbringen. Die Planung läuft bereits, der Baubeginn ist für das kommende Jahr anvisiert.

Gut aufgestellt ist die Grafschaft inzwischen in Sachen Internetanbindung und Mobilfunkversorgung. Öffentliches kostenfreies Wlan ist in nahezu allen Grundschulen, in der Feuerwehrzentrale und in den Dorfgemeinschaftshäusern vorhanden. Innerhalb und außerhalb der Gebäude ist der Empfang stabil. Die DSL-Verfügbarkeit ist in allen Teilen der Grafschaft gesichert, bis zu den Kabelverzweigern in den Ortsbezirken liegen inzwischen durchweg Glasfaserkabel.

„Ziel für die Zukunft muss nunmehr der flächendeckende Ausbau des Netzes vom Kabelverzweiger bis ins Haus mit Glasfaser sein“, sagte Bürgermeister Achim Juchem. Allerdings: Die Telekom beispielsweise scheint an einem weiteren Ausbau aktuell nicht interessiert zu sein, Betreiber „bn:t“ hingegen schon – was allerdings eine entsprechende Nachfrage beim Endnutzer voraussetzt.

Die Grafschaft investiert weiter in ihre Zukunft. Knapp 16 Prozent der Gesamteinnahmen im Gemeindehaushalt fließen in den Bereich Bildung, 27 Prozent in den Hochwasserschutz, der seit den schlimmen Unwettern im Jahre 2016 einen besonderen Stellenwert genießt. Mehr als sechs Millionen Euro wird die Gemeinde alleine in diesem Jahr in eine Verbesserung ihrer Infrastruktur stecken. Ob Busbahnhof, Renaturierungen, Wirtschaftswege oder Sportplatzbau: Die Grafschaft formt sich weiter von landwirtschaftlich geprägten Dorfgemeinschaften hin zur modernen Vorzeigekommune. Dies, ohne ihre Wurzeln zu verlieren.

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