11.000-Einwohner-Gemeinde boomt In der Grafschaft stehen die Zeichen auf Wachstum

GRAFSCHAFT · Mit der Gemeinde Grafschaft geht es weiter aufwärts, bei der Einwohnerzahl ebenso wie bei der Anzahl der Arbeitsplätze und der Wirtschaftskraft. Die 11.000-Einwohner-Gemeinde boomt nicht nur wegen der Haribo-Ansiedlung.

So ist in den vergangenen fünf Jahren die Grafschafter Bevölkerung um gut zwei Prozent von 10.860 auf 11.094 im Jahr 2016 gewachsen – Tendenz weiterhin steigend. Was nicht zuletzt auch damit zusammenhängt, dass auch die Zahl der Arbeitsplätze in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, und das schon bevor Haribo als künftig größter Arbeitgeber überhaupt die Arbeit aufgenommen hat.

Derzeit sind in der gesamten Gemeinde rund 3000 Arbeitsplätze vorhanden, doch Bürgermeister Achim Juchem (CDU) rechnet damit, dass bis Mitte nächsten Jahres noch einmal 1000 weitere Beschäftigte dazukommen werden.

Der Gewerbepark Gelsdorf bietet derzeit in etwa 80 Betrieben einschließlich der Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne der Bundeswehr rund 2000 Menschen Arbeit. Im Innovationspark Rheinland bei Ringen arbeiteten zum Jahresende 2016 rund 500 Menschen in gut zwei Dutzend Betrieben. Aktuell seien sieben weitere Betriebe im Bau oder im Genehmigungsverfahren, darunter auch Haribo, so Juchem.

2000 Mitarbeiter bei Haribo

„Diese sieben Betriebe werden kurzfristig noch einmal rund 1000 Arbeitsplätze bieten“, ist er überzeugt. Allein bei Haribo sollen in der ersten Ausbaustufe rund 700 Leute beschäftigt werden. Laufen alle Produktionsstraßen, so werden es alleine dort mehr als 2000 Menschen sein, die in Lohn und Brot sind.

Auch die Firma „Frutania“ mit derzeit rund 150 Beschäftigen wolle weiter expandieren. „Uns erreichen immer wieder Anfragen von Unternehmen, die zum Teil auch Flächen in der Dimension von Haribo suchen. Aber wir sind gut beraten, abzuwarten, wie sich Haribo im laufenden Betrieb entwickelt und welche Auswirkungen das auf die Gemeinde hat.“

Achim Juchem ist ohnehin der Ansicht, dass eine weitere Expansion weder sinnvoll noch wirtschaftlich notwendig sei. Neben dem Angebot an Arbeitsplätzen und der Möglichkeit kurzer Arbeitswege für die Einheimischen bringen die Gewerbeansiedlungen über die Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde ein gewisses Maß an finanzieller Absicherung. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 lag das Aufkommen an Gewerbesteuer noch bei rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr, 2015 stieg sie schon auf 5,1 Millionen Euro, wurde also in nur zehn Jahren mehr als verdreifacht. In der mittelfristigen Finanzplanung kalkuliert die Gemeinde sogar mit einem Gewerbesteueraufkommen von weit mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr, und zwar schon ab 2018.

Ausbaureserven vorhanden

Außerhalb der beiden Gewerbegebiete gibt es im Gemeindegebiet weitere rund 500 Arbeitsplätze, wovon die Gemeindeverwaltung alleine 200 beschäftigt, vor allem im Bereich der Verwaltung, der Kindergärten und des Bauhofs. „Unterm Strich werden somit bald rund 4000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen – bei gut 11.000 Einwohnern, das ist nach meiner Ansicht schon ganz ordentlich“, freut sich der Bürgermeister.

Doch für den Fall der Fälle gebe es noch weitere Ausbaureserven, im Innovationspark für noch einmal rund 1000 bis 1500 Arbeitsplätze und im Gewerbepark Gelsdorf für noch einmal rund 500 Beschäftigte.

Ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt durch die Ansiedlung von Haribo sei der kostenneutrale Ausbau des Stromnetzes mit dem Bau der ersten Umspannanlage im Innovationspark, erklärte das Gemeindeoberhaupt. Bisher wurde die Grafschaft über die Umspannanlagen in Bad Neuenahr und in Meckenheim mit Strom versorgt, doch das Stromnetz war nicht zuletzt durch die starke Ausweisung von Wohnbaugebieten in den 1980er und 90er Jahren sehr stark ausgelastet. Das habe sich in einigen Ortsteilen mitunter durch Spannungsschwankungen negativ bemerkbar gemacht.

„Mit der neuen Umspannanlage bestehen nun wieder ausreichend Netzressourcen, um auch weitere Wohnbaugebiete zu ermöglichen“, so Juchem.

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