BMW 745i :Mercedes S 500:Alles auf höchstem Niveau

BMW 745i gegen Mercedes S 500. Die Konkurrenz aus Bayernholt auf. Die Marke mit dem Stern bleibt gleichwertig

BMW 745i :Mercedes S 500:Alles auf höchstem Niveau
Foto: Werksfoto

Kaum eine Oberklasse-Limousine hat in den letzten Jahren so unterschiedliche Reaktionen ausgelöst wie der neue BMW Siebener. Vor allem das Design des Hecks und das Bedienkonzept werden seit seiner Markteinführung vor einigen Monaten kontrovers diskutiert. Im Vergleich mit dem Mercedes S 500 zeigt er, dass er weiterhin BMW-typische Qualitäten bieten kann.

BMW gehört seit langem zum Oberklasse-Establishment. Beim neuen Siebener gaben sich die Bayern nicht mit behutsamer Fortentwicklung zufrieden. Vielleicht mussten sie auch nach langer Design-Konstanz einmal etwas wagen und schon optisch eine Alternative zu Mercedes & Co. bieten. Diese Aufgabe haben sie auf ihre Weise gelöst, und jetzt ist der Kunde oder Fahrer gefragt - zum Beispiel bei der Bedienung des Fahrzeugs.

Mit dem Fahr- und Bediensystem "iDrive" vorn auf der Armlehne muss man sich erst einmal vertraut machen. Oder mit der elektrischen Sitzverstellung, die im Mercedes einfacher ist. Zum Starten wird im 7-er der Chipteil vom Schlüssel eingeschoben und ein separater Starterknopf gedrückt; danach die Parkbremse elektronisch entriegelt und per Lenkradhebel die Fahrstufe eingelegt. Da hat schon mancher stattdessen den neben der Schaltung positionierten Scheibenwischerhebel erwischt.

Mit dem iDrive setzt BMW auf eine weit reichende Vernetzung der Systeme, um der Schalter- und Hebelflut entgegenzuwirken. Die Computer-Ära schafft eine aufgeräumte Armaturentafel. Insbesondere junge Menschen dürften mit der menügestützten Steuerung gut zurecht kommen. Es bleibt aber abzuwarten, wie die gewiss nicht jugendliche Siebener-Klientel auf das i-Drive-Konzept reagiert.

Die eigentliche Auseinandersetzung der beiden deutschen Top-Limousinen findet freilich in anderen Sektoren statt. Beide sind sich zunächst sehr ähnlich: Fünf-Meter-Autos mit großvolumigem V 8-Motor, Getriebeautomatik und Heckantrieb. Der neue 4,4-Liter-Motor mit Valvetronic (der stufenlosen Steuerung der Ventile) im 745 i läuft seidiger und vibrationsärmer als der vom Hubraum her größere Mercedes-V 8.

Zwar dreht der BMW höher, um die gleichen Fahrleistungen zu erreichen, aber das macht er auf meisterliche Weise. Bei hohen Geschwindigkeiten stören weder Motor- noch Windgeräusche die Insassen. Einen Gutteil zum souveränen Eindruck trägt die Sechsgang-Automatik im BMW bei. Sie sorgt für kraftvollen Antritt in einer sehr kurz übersetzten ersten Fahrstufe, geht energisch, aber nicht nervös zur Sache und schaltet weich über alle Gänge.

Da kann die Fünfgang-Automatik im S 500 nicht ganz mithalten; zudem gibt es für den raueren Motorlauf Abstriche. Da die Kundschaft der 80 000-Euro-Karossen wohl nicht so sehr auf die Verbrauchswerte achten muss, erscheint es müßig, den mit 13,7 Liter auf 100 Kilometer durchschnittlich um einen halben Liter höheren Verbrauch des S 500 hervorzuheben.

Eher schon fallen beim Mercedes die höheren Grundpreise ins Gewicht (die aber durch seine serienmäßige Lederausstattung und Metallic-Lackierung ausgeglichen werden), außerdem die höheren Unterhaltskosten, u.a. durch die teure Vollkasko-Versicherungseinstufung.

Nur recht wenige Unterschiede weisen die beiden in den für große Reiselimousinen so wichtigen Disziplinen Raumangebot und Sitzkomfort auf. Bei der Zuladekapazität halten sich beide vornehm zurück, Lastesel wollen und können sie nicht sein - zu viele in der Prestige-Klasse übliche Ausstattungsdetails erhöhen das Leergewicht. Die 500-Liter-Kofferräume müssen also bei voller Besetzung weitgehend ungenutzt bleiben.

Dem besonders wuchtig wirkenden BMW 745i merkt man allerdings die schwere Last nicht an. Er lässt sich überraschend leichtfüßig fahren, das Handling verblüfft speziell gegenüber der schon vorbildlich handlichen S-Klasse. Der Siebener-Lenkung macht ihre Sache besonders gut, die Karosserie neigt sich in schnellen Wechselkurven kaum zur Seite - ein Erfolg der elektronischen Dämpferkontrolle, bei der in der Sport-Stellung auch die Lenkung straffer wird.

Entspanntes und sicheres Fahren wird in der Nobelklasse ganz groß geschrieben. Deshalb hat sich BMW auch hier um Fortschritte bemüht. Das ist zweifellos gelungen, doch übertroffen wird der Mercedes-Kollege nicht. Auf manchen kurz hintereinander folgenden Bodenunebenheiten wirkt das Abrollen der großen 19-Zoll-Räder im 745i etwas stelzig. Geschmeidiger macht es der S 500 mit seiner Luftfederung. In puncto Sicherheit fehlt es den zwei Kontrahenten an nichts: Fahrwerk, Bremsen, elektronische Fahrhilfen, passiver Insassenschutz - alles auf höchstem Niveau.

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