Faszination Klassik in Holzweiler Im Bann der Musik

HOLZWEILER · Pianist Vesselin Stanev fesselte die Zuhörer in der Villa Bellestate in Holzweiler. Der gebürtige Bulgare spielte unter anderem Werke von Debussy und Chopin.

 Vesselin Stanev brillierte in Holzweiler.

Vesselin Stanev brillierte in Holzweiler.

Foto: Martin Gausmann

In der Holzweiler Villa Bellestate bot Pianist Vesselin Stanev ausgewählte französische Klaviermusik auf unverwechselbare Art und Weise. Mit Werken von César Franck, Claude Debussy und Frédéric Chopin verzauberte der weit gereiste gebürtige Bulgare seine Zuhörer und erhielt dafür anhaltenden Applaus.

Einigen Konzertbesuchern der Maerker'schen Villa wird der erste Auftritt Stanevs in Holzweiler anno 1995 noch ein Begriff gewesen sein. Es entstand eine langjährige Freundschaft mit dem Grafschafter Kunstvereien. In diesem Jahr stand César Francks hochromantische „Prélude, Choral et Fugue“ am Anfang.

Stanev spielte die ersten Passagen sanft und zart und auch später, bei intensiveren Abschnitten, niemals vordergründig auftrumpfend. Die markante Melodie des Chorals erblühte tiefenentspannt und in unaufdringlicher Schönheit aus dem umgebenden Klanggewebe.

Gebannt lauschten die zahlreichen Zuhörer dem in sich ruhenden Künstler, der sich hörbar von seinen Moskauer, Pariser und Londoner Lehrern emanzipiert hat. Stanev hat an seinem Instrument das Kostbarste gefunden, das ein Künstler dort finden kann: sich selbst. Es war Takt für Takt zutiefst beglückend, ihm beim Spiel zuzuhören.

Bekanntheitsgrad der Stücke spielte keine Rolle

Ob die Stücke unbekannt oder bekannt waren, spielte für die Begeisterung des Publikums keine Rolle. Sicher hat fast jeder schon einmal das berühmte Regentropfen-Prélude von Chopin gehört und ebenso sicher ist die vollständige Serie der ersten zwölf Klavierpréludes von Debussy („Premier Livre“) den meisten Konzertbesuchern nicht bis in jeden Winkel vertraut.

Fast atemlos nahmen die Besucher der Villa Bellestate auf, wie der weltweit erfolgreiche Musiker die zahllosen und unnennbaren Schönheiten aus Debussys zyklischem Klavierwerk in aller Seelenruhe vor ihren Ohren ausbreitete. Nach jeder einzelnen Nummer herrschten lange Momente vollkommener Stille.

Ganz gelegentlich hörte man das eine oder andere geflüsterte „Ja“ als spontane Reaktion auf die Musik. Auch in der zweiten Konzerthälfte erfüllte der sympathische Künstler die hohen Erwartungen seiner Zuhörer. Chopins „24 Préludes Op. 28“ ist ein weiteres jener zyklischen Werke, mit denen große Komponisten des 19. Jahrhunderts zu Johann Sebastian Bachs epochalem „Das Wohltemperierte Klavier“ in ihrer eigenen Tonsprache gleichsam Stellung bezogen. Chopin breitet hier das für ihn typische breite emotionale Spektrum aus.

Neben den beliebten, ein wenig gefälligen Aspekten hört man auch viel Düsteres, Schroffes und sogar Verstörendes. Stanev benutzte weniger üppig als bei Debussy das Stilmittel des „tempo rubato“, des „geraubten“, mal gedehnten, mal gestauchten Tempos. Auch dadurch klang der Zyklus frisch und entschlackt.

Durch den langanhaltenden Applaus ließ sich Stanev mit schelmischem Grinsen zu zwei Zugaben reizen, welche in Holzweiler ein hochzufriedenes Publikum hinterließen.

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