Bau von Jauchebecken in Gelsdorf Grafschafter Bürger befürchten Geruchsbelästigungen

GRAFSCHAFT · Das könnte bald zum Himmel stinken: Im Grafschafter Ortsteil Gelsdorf mehrt sich die Sorge in der Bevölkerung, dass schon bald ein großes, offenes Güllelager für mächtig Gestank im Ort sorgen könnte. Tatsächlich liegt der Kreisverwaltung ein entsprechender Bauantrag vor.

Danach plant ein Landwirt die Errichtung eines Richtung Eckendorf gelegenen Beckens, in dem Jauche gelagert werden soll, mit denen bei Bedarf die Felder gedüngt werden sollen.

Die Gerüchte, dass es bald üble Gerüche auf der Grafschaft geben könnte, wabern bereits seit Juli durch Gelsdorf. Reinhold Hermann, ein pensionierter Kriminalbeamter, der gemeinsam mit anderen Gelsdorfern eine Bürgerinitiative gegen den drohenden "Duft" gegründet hat, rechnet mit einer Beckengröße von 20 mal 50 Metern bei einer Tiefe von etwa fünf Metern.

Eine Freibadgröße also. Fünf Millionen Liter Jauche, so die Befürchtung, könnten dort zwischengelagert werden. Bei Westwind hätten dann die Eckendorfer das aus Holland herbeigeschaffte Fäkal-Aroma in den Nasen, bei Ostwind die Gelsdorfer.

Baugenehmigungsbehörde für das im Außenbereich vorgesehene Projekt ist nicht die Gemeinde Grafschaft, sondern die Kreisverwaltung in Ahrweiler. Nach GA-Informationen haben sich jedoch die Grafschafter Kommunalpolitiker in einer nicht öffentlichen Sitzung, in der derartige Bauvorhaben grundsätzlich beraten werden, mit dem Güllebecken befasst. Ergebnis: ein "Geruchsgutachten" so erstellt werden.

Hermann glaubt, dass bis zu 4500 Grafschafter in Eckendorf, Esch, Bölingen, Holzweiler und natürlich in Gelsdorf dem "Duft" der großen weiten Gülle-Welt ausgesetzt sein könnten. "Der Aufenthalt im Garten oder auch nur ein offenes Fenster könnten unerträglich werden", befürchtet Hermann.

Auch hat er bereits ausgerechnet, wie viele Gülle-Tanklastzüge auf die Grafschaft rollen müssten, um das Becken zu füllen: Rund 200 seien wohl nötig, um das Reservoir zu füllen. "Dies würde für fast jeden Werktag einen Lkw und einen Umfüllvorgang mit entsprechender Freisetzung von Güllegestank bedeuten", glaubt Hermann. Einbußen der Wohn- und Lebensqualität der Bevölkerung seien die Folge.

Gülle sei ein Abfallprodukt aus der Massentierhaltung, erklärte Hermann im Namen der Initiative weiter. In der Massentierhaltung eingesetzte Chemie und Tierarznei gelange über die Ausscheidungen in die Jauche, die später auf den Grafschafter Feldern lande.

Apropos Massentierhaltung: Die befürchtet die Initiative ebenfalls. Und zwar in Esch. Dort sei der Bau von entsprechenden Stallungen geplant. Auch dieses Projekt sei für die Grafschaft abträglich. "Wir sind ohnehin durch die Autobahn und den damit verbundenen Lärm belastet. Viele sorgen sich um die Tongrube in Leimersdorf, weil wohl nicht ganz klar ist, was dort in Wirklichkeit deponiert wird. Die Anfrage des Betreibers, Müll dort lagern zu dürfen, hat uns weiter zu denken gegeben", sagte Hermann.

Nun soll dann auch noch der Güllegestank über die Grafschaft wehen. "Wer", so fragt die Initiative, "soll den bei solchen Vorzeichen noch auf die Grafschaft ziehen? Wer will denn hier noch Bauland kaufen?" Wenn das so weiter gehe, dann sei die Grafschaft bald "kaputt".

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