Studienhaus St. Lambert Die Bibliothek in Lantershofen ist eine Schatzkammer

LANTERSHOFEN · Nach 45 Jahren gab es wieder einen Tag der offenen Tür auf Burg Lantershofen. Derzeit besuchen 38 spätberufene Studenten das Seminar, um Priester zu werden.

 Subregens Philip Peters (rechts) führt die Gäste über das Außengelände des Studienhauses Sankt Lambert in Lantershofen.

Subregens Philip Peters (rechts) führt die Gäste über das Außengelände des Studienhauses Sankt Lambert in Lantershofen.

Foto: Martin Gausmann

Im Jahr 1972 gegründet und 2006 komplett umgebaut und modernisiert wurde das Studienhaus St. Lambert auf Burg Lantershofen. Am Sonntag gab es erstmals einen Tag der offenen Tür, bei dem die Besonderheiten dieses Priesterseminars betont wurden. Es ist nämlich das einzige in Deutschland für Spätberufene, also für Menschen, die bereits in ganz anderen Jobs ihr Geld verdient haben.

Noch eine Besonderheit: Hier kann auch Theologie studieren, wer kein Abitur vorweisen kann. Lebens- und Berufserfahrung ersetzen die Hochschulreife. Nur direkt anmelden kann man sich beim personell erfolgreichsten Seminar des Landes nicht. Hierhin schicken die Bistümer die jeweiligen Kandidaten. Zwei davon: Marco Leonhart, der 20 Jahre im Polizeidienst als Personenschützer Dienst tat, und Ernst Willenbrink, gelernter Textilkaufmann.

Sie hatten die Idee, das Studienhaus bei einem Tag der offenen Tür vorzustellen. Unterstützung erhielten sie dabei von Subregens Philip Peters. Hüpfburg, Torwandschießen und Kinderschminken, Kuchen im Missionscafé oder kühle Getränke aus der hauseigenen Kneipe lockten zahlreiche Gäste in die „Burg“, wie das Haus in Lantershofen nur genannt wird.

Viel zu erfahren gab es bei den Hausführungen. „Wir wollen den Gästen zeigen, wie wir hier vor Ort in unseren Wohngemeinschaften leben und studieren“, so Ernst Willenbrink. Und daher führte der Rundgang auch gleich einmal in die Bibliothek, einem der Zentren des Studiums. An die 25.000 Medien stehen den Theologiestudenten dort zur Verfügung, die meisten in deutscher Sprache, das ist auch die Studiensprache. Latein ist dazu Pflichtfach, Griechisch kann fakultativ gewählt werden, Hebräisch wird nicht angeboten.

Neben den Werken in der Lantershofener Bibliothek haben die Studenten Zugriff auf die Werke der Bibliothek in Maria Laach. Auf kleinem Dienstweg findet eine rege Ausleihe statt. Mittendrin zwischen all den theologischen Werken beherbergt eine Vitrine kleine Schätze, nämlich Faksimile kirchengeschichtlich interessanter Werke wie das Graduale von St. Katharinenthal und eine gotische Bilderbibel, deren Original aus dem 13. Jahrhundert in der österreichischen Nationalbibliothek steht. „The Book of Kells“, wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert, ist in Lantershofen als Faksimile zu finden, ebenso das Evangeliar Heinrichs des Löwen.

Der Rundgang führte drei Etagen nach unten. Dort, wo noch vor 25 Jahren Koks für die Heizung gelagert wurde, finden die Bibliotheksräume ihre Fortsetzung in einem Magazin.

Gleich darüber die große Sporthalle und daneben der Kraftraum, wo sich die derzeit 38 in Lantershofen studierenden Männer fit halten. Aula, Hauskapelle, Hörsäle und der Meditationsraum ergänzten den Rundgang.

Derweil lud Bruder Josef San Terenato die Besucher zum Bildertheater ein. Sein Orden hat seinen Sitz in Jerusalem, von wo aus er nach Lantershofen gesandt wurde. Bruder Josef erzählte anhand von Bildern die biblische Geschichte der wundersamen Brotvermehrung und lockte damit zahlreiche Zuhörer an.

Viele von ihnen schauten sich das Studienhaus erstmals an. „Es gibt gerade in Lantershofen so viele Neubürger, die nicht wissen, was hier passiert. Gerade für sie machen wir diesen Nachmittag, der auch eine Veranstaltung der Begegnung, des gegenseitigen Kennenlernens und des Gesprächs sein soll“, so Marco Leonhart. Gut möglich, dass das Priesterseminar diesen Tag der Begegnung zur festen Einrichtung werden lässt und alljährlich wiederholen wird.

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