Theater in Leimersdorf Der Regisseur fiel am Ende aus dem Fenster

LEIMERSDORF · 50 Darsteller des Theatervereins Grafschaft bescheren mit vier Stücken einen launigen Theatertag.

 In der Leimersdorfer "Pension Hollywood" geht es turbulent zu.

In der Leimersdorfer "Pension Hollywood" geht es turbulent zu.

Foto: Gausmann

Die Antwort fiel deutlich aus. Ob die Kinder den Akteuren auf der Bühne helfen würden, war die Frage. „Jaaa“, schallte es laut aus dem Leimersdorfer „Haus des Dorfes“. Gefolgt vom Ruf „Eins, zwei, drei, Fee Caramella komm herbei“. Was diese dann natürlich auch tat. War das Publikum beim Theaterstück der Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren noch aufgefordert, mitzumachen, wurde es beim Theaterstück der Jugendlichen glatt in die Schranken verwiesen: „Ruhe im Saal, setzen, Augen auf!“

Die vierte Wand fällt zuweilen bei den erneut vier Stücken, die der Theaterverein „Vorhang auf“ in diesem Jahr auf die Bühne bringt. Gespielt wurde am Premierentag im Doppelpack: am Nachmittag jeweils von Kindern und Jugendlichen und am Abend von den beiden Erwachsenengruppen. Die jeweils rund 170 Zuschauer ließen sich nicht nur gerne in eine andere Welt entführen, sie halfen auch mit dabei. Und sie dankten am Ende den 50 Darstellern und all denen, die auch hinter den Kulissen mithalfen, vom Kulissenbau und Schminken bis zum Kuchenverkauf, dass es ein ebenso vollgepackter wie launiger Theatertag wurde.

Fast vorbei gewesen ist es mit fröhlichem Kinderlachen im Kinderstück „Die drei Geister und der verlorene Schlüssel“, denn wegen Überschuldung soll die Burg Rabengrund in ein Luxushotel umgewandelt und das dort befindliche Kinderheim geschlossen werden. Das aber machen drei gemalte Urahnen aus der Ahnengalerie nicht mit.

Gräfin Hubertine von Mauerstein, Freifrau Brunhilde, die Ängstliche, und Baron Karl, der Starke, entsteigen mit Hilfe von Fee Caramella ihren Porträts und schaffen es unter Mitwirkung der verhexten Zwerge Lari und Fari, dem Zauberer Brutus und seinem Drachen den Schlüssel für die Schatzkammer zu entwenden und einen Goldschatz zu finden. Immer wieder Zwischenapplaus gab es für die Leistung der jungen Akteure und für das märchenhaft-witzige Stück unter Regie von Sandra Stiepel und Alfred Schneider.

Zum großen Amüsement der Zuschauer fielen nicht nur Gemälde buchstäblich aus dem Rahmen und wurden lebendig. Da hatten Zwerge wirklich riesige Ohren und eine ungewöhnliche Nase, oder wurde ein nicht wirklich furchterregender Drache mit Grabesstimme als Träger des „gruseligen Namens Günther“ vorgestellt.

Die Aufführung der Jugend bestach wiederum mit einem Leonardo die Caprio auf der Bühne, der nicht müde wurde, den Sterbenden zu spielen. „Sein oder nicht sein“, fragte zudem immer wieder Hamlet, während der Gärtner bei fast jedem Auftauchen einen Mord gestand, weil der Mörder halt immer der Gärtner sei. Eigentlich sollte in „Ein Mords-Spaß“ (Regie: Elke und Klaus Schmidt, Ulrike Schneider) Theaterautor Jochen auf Anweisung der Theaterchefin Mathilda eine Kriminalgeschichte inszenieren.

Leichen gab es auch genug, genauso wie Mörder und Polizisten und darüber hinaus deftig fluchende Piraten sowie sich auf der Bühne kurzerhand in Romeo und Julia verwandelnde Bühnenarbeiter. Diese abstruse Mischung wurde irgendwann selbst der Theaterchefin zu bunt. Sie ging, und der Rest ihrer Truppe triumphierte: „Leichen sind out“ und „Lachen ist in“ propagierten sie auf Schildern.

Jede Menge Durcheinander und komische Aufeinandertreffen bot abends auch das erste Erwachsenen-Stück „Pension Hollywood“ (Regie: Elisabeth Capalo), und wie beim Jugendstück war das Theatermachen selbst nochmals Thema im Abschlussstück „Nichts als Kuddelmuddel“ (Regie: Carmen Bockshecker): Das fing mit einer langen Generalprobe an und mündete in eine katastrophale Premiere, deren „Regisseur“ am Ende fertig mit den Nerven war und aus dem Fenster fiel.

Ein Drama für die Figuren, aber kein Drama für die Akteure des Grafschafter Theatervereins: Die Probenarbeit seit November zahlte sich aus, und viel Beifall war der Lohn, genauso wie die Tatsache, dass es selbst für die noch folgenden Aufführungen nur noch Restarten gibt.

Gespielt werden die beiden Stücke der Erwachsenen nochmals am Freitag, 24. März, und am Samstag, 25. März, jeweils um 19 Uhr (Eintritt: 10 Euro), die Stücke der Kinder und Jugendlichen am Samstag, 25. März, um 14 Uhr (Eintritt für Erwachsene 5 Euro, für Kinder 3 Euro), jeweils im Haus des Dorfes in Leimersdorf.

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