Grafschaft Bürgerinitiative macht gegen geplantes Güllelager mobil

GRAFSCHAFT · Die Grafschafter Bürgerinitiative (BI) Güllesee hat in ihrer Mitgliederversammlung das geplante Güllelager bei Gelsdorf analysiert. Der Gelsdorfer Landwirt Theo Münch plant den Bau eines offenen Güllebeckens mit einem Volumen von 5500 Kubikmetern und einer Oberfläche von 1400 Quadratmetern.

Die BI warnt vor möglichen gesundheitlichen Gefahren. Denn die Mainzer Umweltministerin, Ulrike Höfken, habe Gülle aus Massentierhaltung als "Sondermüll" bezeichnet. Das erklärte Vorsitzender Reinhold Hermann. Im vergangenen Jahr hätten niederländische Bauern allein 1,4 Millionen Tonnen Gülle ins benachbarte Nordrhein-Westfalen ausgeführt. "Auch die Grafschafter Bürger registrieren seit Jahren die Ausbringung von Gülle aus Holland auf den Feldern", so Hermann.

Gregor Rehatschek, Anästhesist an den Unikliniken in Bonn und Leiter des Arbeitskreises Gesundheit der BI, informierte bei der Versammlung in Gelsdorf über die neuesten Erkenntnisse: "Massiver Einsatz von Gülle leistet einen Beitrag, um das Problem der Antibiotika-Resistenz in die Therapie von menschlichen Infektionserkrankungen zu übertragen." Das Aufbringen von Gülle sei mittlerweile als potenzieller Risikofaktor identifiziert worden.

Holger Bäsel, Leiter des Arbeitskreises Umwelt der BI, zeigte die vermuteten Umweltschäden auf. In einem Workshop des Umweltbundesamtes (UBA) sei auf die Umweltbelastung durch das Entweichen umweltschädlicher Gase aus der Gülle wie beispielsweise Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Methan und Lachgas, hingewiesen worden. Die komplette Füllung des Güllelagers mit fünf Millionen Litern würde eine jährliche Verflüchtigung von 250 Tonnen umweltschädlicher Gase bedeuten.

Reinhold Hermann und sein Stellvertreter Heinz Weber wiesen zudem auf die Problematik der Trinkwasserverseuchung durch Überdüngung hin. Die Gemeinde Grafschaft habe bereits Ende der 1990er-Jahre die eigenen Brunnen aufgegeben und beziehe seither das Wasser von der Wahnbachtalsperre. Neben den aufzubringenden Instandhaltungskosten sei damals die hohe Nitratbelastung des Wassers der eigenen Brunnen ausschlaggebend gewesen.

Auch die bereits genehmigte Massentierhaltung in Holzweiler-Esch beschäftigt die Mitglieder der Bürgerinitiative. In Esch sollen 1468 Schweine computergesteuert gemästet werden. Während Bauer Marc Gasper vom Mönchescher Hof dem General-Anzeiger versicherte, das Futter für die Tiere komme aus eigener Produktion, stellt Hermann für die BI die These auf: "Das Futter, überwiegend Mais und Soja, wird unter anderem aus Amerika eingeführt und fördert so den Betrieb von Monokulturen und die Abholzung von Regenwäldern in Brasilien." Industrielle Tierhaltung führe zu Dumpingpreisen in der Fleischvermarktung und somit zum Niedergang der nachhaltigen Landwirtschaft.

Zusammenfassend fordert die Bürgerinitiative alle Verantwortlichen auf, die Genehmigung zum Bau industrieller Güllelager zu verweigern und zukünftig keine Ställe mehr zur Massentierhaltung so genehmigen. Außerdem solle der Import von Gülle aus der Massentierhaltung verboten werden. An Bauer Münch appelliert die BI: "Ziehen Sie Ihren Bauantrag zurück."

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